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 Das Universum ... und von allem ein bißchen


Cover
Gesamt +----
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Nach einem in der Kneipe durchzechten Abend wird Kai von einem LKW überfahren. Doch anstatt einfach tot zu sein, hat er eine außerkörperliche Erfahrung, wird als Grillwürstchen wiedergeboren, landet in einem Raumschiff und gerät an garstige grüne Männchen. Dabei möchte er doch eigentlich nur die schöne Sodomitin Nicole aufreißen. Aber was hat das mit Vampiren, deprimierten Werwölfen, kannibalischen Psychopathen und brutalen Serienmördern zu tun?

Ich frage ehrlich: Was hat das alles damit zu tun? Ich habe keine Ahnung. René Hemmerling hat offensichtlich Per Anhalter durch die Galaxis gelesen, sich gedacht: "Das kann ich auch!" und dann alles, was ihm so gerade in den Sinn kam, in diesen Roman geschmissen. Dabei macht er sich nicht mal mehr die Mühe, einzelne Kapitel mit seiner zentralen Storyline über Kai zu verknüpfen. Mittendrin eingestreute Teile, in denen beispielsweise eine Studentin in Transylvanien an einen Vampir gerät oder ein kleines Mädchen in ihrem Bett von einem Monster zerfleischt wird, sind völlig aus dem Kontext gerissen und ohne jeden Zusammenhang zu jedwedem anderen Element des Buchs. Nun, nicht ganz. Vor dem Hintergrund der Reinkarnationsthematik lässt sich vielleicht irgendeine Verbindung herstellen, aber erstens hat diese wieder nichts mit der zentralen Geschichte zu tun, zweitens ist sie so vage, dass ich mich trotzdem frage, ob sie überhaupt existiert, und drittens ist sie so unbedeutend, dass sie die anderen aus dem Kontext gerissenen Kapitel kaum legitimiert.

Die zentrale Story um Kai ist nicht viel besser. Die farblose Hauptfigur stolpert von einem absurden Kapitel zum nächsten und hält dabei ein paar selten dämliche Dialoge. Ein Zusammenhang? Erneut Fehlanzeige. Außerdem fehlen dem Buch ein richtiger Anfang, ein richtiges Ende und so etwas wie eine richtige Charakterisierung der wichtigsten Figuren. "Katastrophal" wäre da als Bezeichnung noch das mindeste.

Aber irgendwas wird sich Hemmerling dabei ja gedacht haben, nicht wahr? Schließlich steht auf dem Buchcover, dass es sich um eine "Science-fiction-Satire" handele. Nun, meines Wissens nach richtet sich eine Satire immer kritisch gegen irgendwas, meist auf witzige oder ironische Art. Aber wogegen richtet sich denn bitteschön Das Universum ... und von allem ein bißchen? Gegen Gott und die Religionen? Da finden sich zwar viele Versatzstücke, aber die verpuffen alle - hier wird einfach nichts auf’s Korn genommen! Obwohl, doch: Beamten, Polizisten und vor allem Politiker, die wahrscheinlich am meisten ausgelutschte Zielgruppe allgemeinen Spotts überhaupt. Wie originell!

Und wo bleibt der Humor? Der Autor versucht vor allem, durch kompliziert formulierte Sätze simple Fakten auszudrücken und diese so lustig zu machen. Darin drückt sich jedoch nur seine Bemühtheit aus, lustig sein zu wollen. Man kann zwar nicht behaupten, Hemmerling habe keine Ideen. Diese sind auch, wie zum Beispiel im Falle zweier als Pommes Frites wiedergeborener Ärzte, die sich in einem Magen miteinander streiten, äußerst skurril, aber eben einfach nicht komisch, geschweige denn zielgerichtet. So was wie eine Aussage oder ein Sinn fehlt diesen Szenen und damit dem Buch, wenn man von Stilblüten wie im angehängten Glossar absieht: "Gangster: siehe Politiker; Politiker: siehe Gangster." Leute, die die BILD-Zeitung für ein seriöses Medium halten, können darüber vielleicht lachen. Ich jedenfalls finde meine Oma lustiger. Und die ist tot.

Als "Science-fiction-Satire" scheitert Das Universum ... und von allem ein bißchen jedenfalls auf ganzer, aber wirklich auf ganzer Linie. Der Roman ist nicht lustig, er parodiert nichts, er ist nicht satirisch. Der Science-Fiction-Anteil beschränkt sich darauf, dass da mal ein Raumschiff und eine Gruppe grüner Männchen vorkommt (deren auf der Rückseite des Buchs angepriesener "spanischer Akzent" darin besteht, dass sie immer mal wieder "Hombre" sagen). Einziger Vorteil dieser Farce von einem Buch ist, dass die Qual nach 130 Seiten schon vorüber ist. Und wenn man das sagen muss, dürfte vollends klar sein, dass es sich hier schlichtweg um literarischen Abfall handelt.

Julius Kündiger



Softcover | Erschienen: 01. 2001 | ISBN: 3828015360 | Preis: 8,40 Euro | 144 Seiten | Sprache: Deutsch

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