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 Der falsche Liebreiz der Vergeltung

Commissario Montalbano findet seine Bestimmung


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In Sizilien sind die Verbrechen nie so, wie sie scheinen. Und auch die Frage nach dem Täter ist ungleich schwieriger als im Rest Italiens. Um hier zu ermitteln bedarf es eines flinken Geistes und vor allen Dingen der unbedingten Liebe zu den Eigenheiten des Landes selbst. Commissario Montalbano ist jemand, der seine Sizilianer kennt. Und deswegen findet er auf seine eigene unkonventionelle Art stets die Lösung des Problems. Und manchmal findet er sogar eine Lösung, mit der alle beteiligten Parteien zufrieden sein können. In "Der falsche Liebreiz der Vergeltung" finden sich drei Kriminalgeschichten, in denen wir Montalbano und seine Heimat Vigàta näher kennen lernen.

Montalbanos allererster Fall

Montalbano ist nicht immer in Vigàta beschäftigt gewesen. Seine Lehrzeit verbrachte er in Mascalippa, einem Bergdorf, mit dem er nie so richtig Freundschaft schließen konnte. Zum Glück hatte er dort aber einen weisen Lehrer, von dem er allerlei Kniffe lernen konnte. Als es um seine Versetzung und seine Beförderung zum Kommissar ging, schwitzte Montalbano Blut und Wasser, denn er war kein Mann für die Berge. Doch zu seinem Glück verschlug das Schicksal ihn nach Vigàta, einem Ort direkt am Meer, was eher Montalbanos Geschmack entsprach. Durch sein kriminelles Gespür wird er auch gleich in einen Fall verwickelt, der sein ganzes ermittlerisches Gespür erfordert. Hier gilt es nicht nur, den Täter zu finden und zu verurteilen, sondern die Balance zwischen den verschiedenen Mächten in Vigàta zu halten und diese gegeneinander auszuspielen.

Immer Montags

In Vigàta treibt ein rätselhafter Mörder sein Unwesen, der Commissario Montalbano wahnsinnig macht. Er hat schon mehrere Opfer gefordert, doch bleibt der Grund für seine Taten unbekannt. Es ist Montalbano ein Rätsel, was einen Mann dazu treiben könnte, einen Fisch, ein Huhn und einen Hund zu töten. Anscheinend gibt es ein bestimmtes System, nach dem der Mörder vorgeht. Stets wächst die Größe der getöteten Tiere und man befürchtet, dass es demnächst einen Menschen treffen könnte. Auch die Nachrichten, die der Mörder hinterlässt, geben keinen Hinweis. Da kann nur ein alter Freund von Montalbano helfen, der ihm schon einmal mit Rat und Tat zur Seite stand.

Zurück zu den Wurzeln

An Ostern ist ganz Vigàta auf den Beinen. Dank des schönen Wetters zieht es alle Einwohner an den Strand, ans Meer, um dort zu baden und zu picknicken. Da sich Montalbano schon am Tage vorher denken konnte, dass sein Strand vor dem Haus belagert sein würde, beschließt er, am Ostermontag ins Revier zu fahren. Hier genießt er die göttliche Stille, fernab jeglichen Trubels. Das einzig Besondere an diesem Tag ist das Verschwinden eines kleinen Mädchens am Strand, das jedoch nach einigen Stunden wieder auftaucht. Eigentlich ist das nichts Ungewöhnliches in diesem Trubel, doch gewisse Details machen Montalbano stutzig. Da der Ort, an dem die Kleine wieder gefunden wurde, so weit weg von ihrem Ausgangsort liegt, musste sie jemand mitgenommen haben. Doch wer greift ein Kind auf, befördert es in seinem Wagen und setzt es einige Stunden später wieder aus? Sichtlich ist dem Mädchen nichts Schlimmes widerfahren, außer, dass sie von diesem Ereignis ziemlich verstört ist. Aber Montalbano lässt es keine Ruhe.

Wieder einmal ermittelt Salvo Montalbano und zieht durch die ungewöhnlichen Fälle die Leser in seinen Bann. Schon durch die vorherigen Bücher zog der Kommissar mit der Vorliebe für kulinarische Köstlichkeiten und dem untrüglichen Menschengespür begeisterte Fans an sich. Auch in diesen Fällen ist die Auflösung nicht der eigentliche Zweck. Sie sind lediglich der Hintergrund, sozusagen die Basis, auf der die Eigenarten Siziliens und seiner Einwohner zur Schau gestellt werden. Wer blutige Morde und spannende Kriminalfälle mit Furcht erregenden Tätern sucht, ist hier falsch. Sicherlich gibt es in Vigàta mehr als genug Verbrechen und Verbrecher. Doch nicht die Fälle, sondern die davon betroffenen Menschen werden in den Vordergrund gestellt. Camilleri malt ein herrliches Bild Italiens und zaubert mit untrüglicher Weisheit die Besonderheiten seiner Charaktere hervor, die manchmal gut und manchmal abgrundtief böse handeln. Er ist ein Erzähler, der den Krimi als Plattform gewählt hat, um seine Botschaften zu verbreiten.

Ich selbst bin kein großer Krimileser, aber ich bin ein sehr großer Fan von Camilleri und seinem Commissario Montalbano. Selten findet man in diesem Genre so großartig gezeichnete Charaktere und eine so wunderbare Erzählstimme, die einen nicht mehr loslässt. Erschwerend kommt nur noch hinzu, dass den Leser nach jedem Krimi der Hunger plagt, da Camilleri nur zu gut die Gaumenfreuden, die Montalbano genießt, ins Blickfeld rückt. Alle, die das Camilleri-Fieber gepackt hat, werden auch von diesen Geschichten begeistert sein.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 01. August 2005 | ISBN: 378571565X | Preis: 19,90 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

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