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 Ein Mord kommt selten allein


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die frisch geschiedene Evelyn ist glücklich über ihre neu gewonnene Freiheit. Sie stürzt sich voller Motivation in die Arbeit in der Boutique, welche ihr bei der Scheidung zugesprochen wurde. Sie lebt gemeinsam mit ihrer Tochter in einer großen Wohnung, die sie ebenfalls zugesprochen bekommen hat. Alles wäre gut, wenn nicht der Ex-Mann von Evelyn darauf sinnen würde, Rache nehmen zu wollen für die Schmähungen, welche er vor Gericht ertragen musste. Er will, dass seine Ex-Frau untergeht, will sie ruinieren.
Doch als sich Evelyn wehrt, wird immer deutlicher, dass es um ihr eigenes Leben geht und das ihrer Tochter.

Der Debüt-Roman von Regina Károlyi ist schon etwas Besonderes. Erstmal natürlich ist es ein Krimi, mit einer "guten" und einer "bösen" Seite und der ganzen Palette an "Love, Crime & Desaster", welche man auch von anderen Kriminalromanen kennt.
Die Charaktere in dem Krimi sind sehr schön herausgearbeitet. Die Gefühle sind sehr plastisch beschrieben, es ist für den Leser teilweise am eigenem Leibe spürbar, was die Menschen in der Geschichte fühlen. Diese Gefühlswelt ist nicht kompliziert beschrieben, obwohl sie dennoch komplex ist. Es sind die Motivationen und Gedanken der Handelnden sind gut nachvollziehbar.
Die Handlung selber ist durchaus als spannend zu beschreiben, obwohl die Idee einer couragierten und rachenehmenden Frau nicht neu ist. Das Vorgehen von Evelyn ist emotional und rational in einem. Die Kraft, die sie treibt, gewinnt sie aus dem Verhalten, das ihre Umwelt ihr gegenüber annimmt. Sie reagiert darauf und bezieht dieses Verhalten mit ein. Sie reflektiert es und nutzt es für sich und ihre Vorhaben aus. Ihre Ohnmacht, ihre Wut, ihr blanker Hass, aber auch die Liebe, die sie empfindet, und die Traurigkeit lassen die Figur realistisch erscheinen, machen sie auch teilweise sympathisch.
Natürlich ist bereits am Anfang klar, wie die Geschichte im Groben ausgehen wird, doch gerade das Leben, was den Protagonisten eingehaucht wurde, reicht aus, um Spannungsbögen aufzubauen, macht die Geschichte interessant.
Was diese Geschichte aber anders macht, ist die klare Rollenverteilung der Geschlechter. Die Männer sind Machos, halten Frauen für dumm, sind gewalttätig, hormongesteuert oder sind jämmerliche Versager, Weicheier.
Die Frauen hingegen sind die starken, gut- und warmherzigen Menschen, intelligent und nutzen die Schwächen der Männer aus. Sicherlich ist es glaubwürdig, wenn Evelyn die Schwächen und Stärken ihres Ex-Mannes kennt. Doch die anderen Männer in dieser Geschichte kommen nicht unbedingt besser weg. Der ermittelnde Kommissar der Polizei zum Beispiel hält die Vermutungen von Evelyn für übertrieben und für zu voreilig. Die sich daraus ergebenen Handlungen der Personen und ihre Interaktionen untereinander sind durchaus reizvoll zu lesen.

Die Autorin hat mit dem Buch ganze Arbeit geleistet, auch wenn vielleicht die Rollenverteilung der Geschlechter nicht gerade die beste ist. Vor dem her ist dieses Buch durchaus für Frauen geeignet, aber nur eingeschränkt für Männer. Den Männern, welche auch mal klischeehafte Äußerungen über ihre Gattung lesen können und diese auch vertragen ohne in Rage zu geraten, wird hier einiges geboten. Dennoch kann man über den Umstand der klischeebehafteten, geschlechterspezifischen Darstellung der Rollen hinweg sehen, denn es ist ziemlich deutlich, dass dies eine überspitzte Darstellung ist, ja sogar eine humorvolle.

Fazit:
Ein interessanter Krimi, dessen Story nicht neu ist, aber dafür sehr von den handelnden Personen lebt. Achtung: Männer, die mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten nicht umgehen können, und Fanatiker der Gleichberechtigung sollten dieses Buch meiden.

Christoph Heibutzki



Taschenbuch | Erschienen: 01. April 2001 | ISBN: 3831117500 | Preis: 12,73 Euro | 238 Seiten | Sprache: Deutsch

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