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 Warum ich?

Jennys Geschichte: Mit 16 Jahren vergewaltigt

Autoren: Patrizia Dizenzo
Übersetzer: Eva Werner
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die 16-jährige Jenny möchte sich am Abend in einem kleinen Restaurant mit ihrer besten Freundin Clara treffen. Doch diese taucht einfach nicht auf. Nach langem Warten und Überlegen bemerkt Jenny, dass ein junger Mann sie beobachtet. Kurz darauf kommen sie ins Gespräch. Als Jenny schließlich nach Hause gehen will, bietet ihr der Junge an, sie zu fahren.
Zuerst denkt sie an die Warnungen ihrer Eltern, niemals zu Fremden ins Auto zu steigen, aber aus Trotz oder völliger Unbedarftheit tut sie es trotzdem. Minuten später bereut sie diese Entscheidung. Denn der Junge fährt in eine verlassene Gegend und vergewaltigt sie, direkt danach lässt er sie gehen.
Völlig apathisch und traumatisiert stolpert Jenny an der Hauptstrasse entlang nach Hause. Doch erst dort beginnt der richtige Albtraum. Sie kann mit niemandem über deas Geschehene sprechen, sie fühlt sich einfach nur benutzt und steht völlig neben sich. Nach langen Wochen vertraut sie sich einer Freundin an, die nicht unbedingt auf die Art reagiert, wie es sich Jenny erhofft hatc ...

Das vorliegende 172-seitige Taschenbuch von Patrizia Dizenzo erschien bereits 1976 unter dem Originaltitel "Why me?" und wurde aus dem Amerikanischen von Eva Werner übersetzt.

Im Großen und Ganzen erscheint dem Leser die Story des Buches verwirrend, da die Autorin unnachvollziehbare Gedankensprünge macht, ohne sie in irgendeiner Form zu kennzeichnen. Die einzige Unterteilung sind die Kapitel, die durch ein Sternchen zwischen den Zeilen voneinander getrennt sind. Vielleicht wirkt das Buch aber auch gerade deshalb wie ein authentischer Bericht, da man in der Tagebuchform, in der auch das Buch verfasst wurde, ebenfalls eher in Gedankensprüngen schreibt. Erinnerungen kommen und gehen ungefragt, und genauso bruchstückhaft wurden diese eben notiert.

Was sanftmütigere Leser abschrecken könnte, ist die Schilderung der Vergewaltigung, die zwar kurz, aber ausführlich und detaillreich ist. Ansonsten wird der Leser an sich wohl eher Mitleid für das gebeutelte Mädchen empfinden, das so viel durchmachen musste, um dann in seinem Umfeld unverständlichen Reaktionen zu bekommen. Das Personal in der Arztpraxis, Jennys Freunde und Bekannte, das Krankenhauspersonal und viele mehr wirken alle sehr kalt, distanziert und in keinster Weise oder Form hilfsbereit und unterstützend - wie man es doch eigentlich erwarten würde?!

Den Hauptcharakter des Buches, Jenny, kann der Leser mögen oder bemitleiden - oder auch nichts davon, wobei letzteres wahrscheinlicher ist, denn Identifikationspotenzial kann hierbei wohl kaum ein Leser entdecken. Jenny wirkt für ihr Alter eher wie ein Nachzügler denn wie eine reifere Sechzehnjährige. Sie verhält sich sehr naiv, da sie ohne große Bedenken zu einem fremden Mann ins Auto steigt. In der Zeit danach, in der sie das Ereignis verarbeitet, kann der Leser Jenny vielleicht besser verstehen und sich in sie einfühlen, vielleicht sogar mitfühlend sein. Jenny zieht sich komplett zurück und vertraut sich wochenlang niemandem an, erst nach einem anonymen Telefonat mit einer Polizistin fängt sie an, sich zu öffnen und Anzeige zu erstatten.


Fazit:
Das Buch "Warum ich?" erweckt den Eindruck, ein biographischer Roman zu sein, doch wessen Biographie es ist, lässt die Autorin in offener Schwebe hängen. Dies scheint Auslegungssache des einzelnen Lesers zu sein, in dessen Hände dieses kleine dünne Taschenbuch eben fällt. Ansonsten liest "Warum ich?" sich eher holperig und durch die vielen Gedankenhopser verzerrt sich die kaum vorhandene Spannung noch mehr.
Doch ein persönliches Urteil soll sich der Einzelne bitte selbst bilden.

Nina Kraus



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juni 1991 | ISBN: 3404611087 | Originaltitel: Why me? | Preis: 2,90 Euro | 172 Seiten | Sprache: Deutsch

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