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 Pater Brown: Pater Brown und die Midasmaske


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die Kurzgeschichten um den kriminalistisch tätigen Pater Brown, die der britische Journalist und Autor Gilbert Keith Chesterton ab 1900 veröffentlichte, gehören heute zu den Klassikern der Kriminalliteratur und gewannen in Deutschland vor allem durch drei Verfilmungen mit Heinz Rühmann in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts an Bekannt- und Beliebtheit. Erst 1988 wurde die verschollen geglaubte Geschichte "Pater Brown und die Midasmaske" im Nachlass von Chestertons Sekretärin wiedergefunden und in ihrer deutschen Übersetzung erstmals vor zwei Jahren veröffentlicht.

Gemeinsam mit dem Polizeichef und einem Inspektor steht der kleine, ein wenig dickliche Geistliche Pater Brown vor einem Trödelladen, auf dessen Besitzer der Verdacht lastet, seine Finger in schmutzigen Geschäften zu haben. Da der Inhaber den dreien keinen Zutritt zu seinem Laden gewähren will, droht der Polizeichef, einen Durchsuchungsbefehl zu erwirken. Um diesen jedoch rechtskräftig zu machen, benötigt er die Unterschriften zweier Richter, welche der Polizeichef, der Inspektor und der Pater daraufhin aufsuchen. Doch schon beim ersten Richter, der gleichzeitig Direktor einer Bank ist, wird Pater Brown stutzig, denn dieser verhält sich nicht so, wie man es von ihm erwarten sollte. Doch so viel er auch grübelt, der Pater kommt einfach nicht darauf, wieso ihm die Situation seltsam erschienen ist. Erst als ihm der Gedanke kommt, dass der Polizeichef gar nicht daran interessiert sein könnte, den Trödelhändler, sondern den Bankdirektor zu überführen, ergibt alles plötzlich Sinn und die Kombinationsgabe des Paters beginnt zu arbeiten ...

"Pater Brown und die Midasmaske" unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Fällen um den Geistlichen. Hier steigt das Verbrechen auf eine höhere Ebene - es gibt keine Leiche, keine offensichtliche Missetat, keinen eindeutig zu ermittelnden Täter. Es ist ein Fall, von dem der Pater selbst sagt, dass er ihn ans Ende seines Lateins führt. Das moderne Verbrechen sei nicht mehr nur geheim, sondern auch anonym, so klagt Pater Brown. Gilbert Keith Chesterton fordert seinen Leser - oder in diesem Fall Hörer -, indem er ihm einen Kriminalfall präsentiert, der dessen Kombinationsgabe und Aufmerksamkeit voll und ganz fordert. Auch erschließt sich die Lösung des Falls erst nach mehrmaligem Hören vollends.
Verwirrend bleibt aber auch die Frage, wofür die im Titel angesprochene "Midasmaske" steht, denn in der Erzählung selbst taucht diese nicht auf. Vielmehr scheint sie metaphorische Bedeutung zu haben - doch welche? Steht sie dafür, dass sich eine Person hinter der Identität einer anderen verbirgt? Oder weist dieses Symbol in seiner Assoziation mit Gold einfach nur auf das Bankenmilieu hin, in dem der Fall spielt? Oder versinnbildlicht sie gar einen scheinbaren Segen, der sich dann als Fluch herausstellt? Wie auch immer die Antwort lautet, ganz scheint sie nie zum Inhalt der Erzählung zu passen.
Ungekürzt vorgetragen wird "Pater Brown und die Midasmaske" von Harry Rowohlt, dessen Leistung als Sprecher auch während dieser Lesung unumstritten bleibt, obwohl es wohl Hörbücher gibt, die sein Können besser zeigen. Mit brummiger, bassiger Bärenstimme führt Rowohlt seinen Hörer gekonnt durch die Erzählung und schafft es mittels unscheinbarer Nuancierungen, den verschiedenen Charakteren Leben einzuhauchen und ihnen Tiefe zu geben.

Fazit:
Mit "Pater Brown und die Midasmaske" liegt dem Hörer eine Geschichte vor, die auf befremdliche Weise abstrakt wirkt und sich damit deutlich von anderen Fällen um den liebenswerten Pater unterscheidet. Harry Rowohlt jedoch weiß mit seiner Interpretation des Textes, dessen Auflösung sich nach dem ersten Hören noch nicht völlig erschließt, zu gefallen.

Valentino Dunkenberger



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 3899407342 | Laufzeit: 46 Minuten | Preis: 9,95 Euro

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