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 Todesmarsch

Autoren: Stephen King
Übersetzer: Nora Jensen, Jochen Stremmel
Verlag: Ullstein

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Für viele King-Leser ist dieses Frühwerk ein frühes Meisterwerk. Auf jeden Fall ist "Todesmarsch" einer der konsequentesten Romane, die es zu lesen gibt. Ursprünglich unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht, erinnert heute nur noch das Vorwort an diesen Namen, der bei früheren Ausgaben noch das Cover zierte. In seiner Stephen-King-Reihe hat Ullstein das Buch neu herausgebracht.

Ray Garraty ist sechzehn und lebt in Maine, allerdings in den USA in einem Paralleluniversum in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ray hat sich mehr oder weniger zufällig für den Langen Marsch gemeldet. Das Sport- und Unterhaltungsevent des Jahres. Hundert Jungen zwischen etwa vierzehn und achtzehn Jahren gehen an der Staatsgrenze von Maine an den Start und marschieren mit einer Mindestgeschwindigkeit von vier Meilen pro Stunde. Jeder, der unter dieser Geschwindigkeit bleibt, bekommt eine Ermahnung, jeder, der drei Ermahnungen hat, bekommt die rote Karte - und wird sofort erschossen. Für jede Stunde, die man die volle Geschwindigkeit geht, erlischt eine Mahnung wieder. Diese harten Regeln und die Sensation dahinter sind einer der Aspekte, die eine Gesellschaft unter Militärdiktatur irgendwie am Laufen halten.

Ray weiß schon bald nicht mehr, warum er das macht - und ein Fast-Quickie mit einem weiblichen Fan zeigt, wie übermütig er ist. Aber bald wird der erste Geher erschossen. In dieser Situation finden sich schnell Freundschaften und Antipathien, eine eigene Gesellschaft entsteht. Geher werden erschossen, weil sie streiten, weil sie sich furchtbare Blasen gelaufen haben, weil sie Krämpfe oder Erkältungen bekommen, oder weil sie schlicht und einfach unaufmerksam sind und zu oft unter das geforderte Tempo fallen. Bald verschließen sich die Jungs, manche rasten aus, und manche helfen sich sogar, obwohl es nur einen Sieger geben kann ...

Romane mit dieser Dichte, dieser Atmosphäre, der kompromisslosen Härte gibt es nur selten. King schreibt selbst im Vorwort, wie er beim Schreiben des Buches war, ein junger wütender Autor, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Und mit dieser Kompromisslosigkeit hat King wirklich ein frühes Meisterwerk geschaffen. Ein so knappes und dichtes Werk gibt es nicht noch mal von King. Später gibt es einige Meisterwerke, die aber immer deutlich epischer gerieten.

Die Psychologie der Massen, das Erleben einer Situation immer nahe am Abgrund, die unglaubliche Geschwindigkeit, in der sich Gefühle in einer Drucksituation aufbauen, das alles ist absolut stimmig - nie wird die fantastische neg-utopische Geschichte unglaubwürdig. Und ganz nebenbei ist dieses Buch sauspannend, natürlich ist das Buch grandios geschrieben - und für alle, die Kings "Geschwätzigkeit" nicht mögen - seine Beschreibungen von Kleinigkeiten, seine ständigen Flashbacks sind vom Grundsatz her da, aber nicht so ausschweifend wie sonst. Und für King-Fans? Ein absolutes Muss, ohne dieses Buch geht es gar nicht.

Holger Hennig



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 9783548263274 | Originaltitel: The Long Walk | Preis: 8,95 Euro | 362 Seiten | Sprache: Deutsch

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