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 Die verrückte Flugmaschine


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Aglaia wundert sich. Obwohl ihre Mutter den neuen Job nicht mag und der Chef ein Idiot ist, soll sie am nächsten Morgen ins Büro kommen. Ohne rechte Lust geht sie nach der Schule in Richtung Büro. Ausgerechnet heute. Sie wäre viel lieber bei ihrer Freundin geblieben, denn die war schlecht drauf. Es hatte Ärger in der Schule gegeben und bestimmt würde es auch Ärger zu Hause geben. Und ausgerechnet heute musste sie zu ihrer Mutter ins Büro.
Und nun grinste sie auch noch. Warum war sie bloß so gut gelaunt? Der Chef war immer noch ein Idiot - er nannte sie Topfopflanzki, obwohl sie doch Topolanski hieß und machte sich über ihren Vornamen lustig. Als ob sie dafür könnte, dass ihr Vater die alten Griechen so sehr mochte, dass er seine einzige Tochter Aglaia genannt hatte.
Ihre Mutter nahm sie mit hinter ihren Schreibtisch und auf den Schoß. Und das, obwohl Aglaia schon zwölf Jahre alt war. Und jetzt jubelte sie auch noch über ihren neuen Bürostuhl. Über einen Bürostuhl, ja, glaubte man es denn? Wie konnte man sich über einen blöden, simplen Bürostuhl so freuen?
Und dann flogen sie durch das Zimmer, die Tür zum Chefbüro ging auf, sie flogen auf dem Stuhl sitzend zum Fenster hinaus und schnurstracks durch die Luft Richtung Italien. Dort, so meinte ihre Mutter, gab es das beste Eis. Sie landeten, der Stuhl spuckte aus einem Schlitz in der Lehne Geldscheine aus und war verschwunden. Aglaia stand mit ihrer Mutter mitten in Rom und wusste doch, dass sie nicht geträumt hatte.

"Die verrückte Flugmaschine" ist tatsächlich ein Drehstuhl. Damit beginnt das Abenteuer und das war’s auch schon. Warum ein Stuhl, warum niemand sonst etwas merkt, warum der Chef sie ignoriert, wenn sie durch sein Büro fliegen, warum der Stuhl Geld ausspuckt, warum die Arbeit nach jeder Rückkehr getan ist, warum der Stuhl in ihr Leben trat - und wieder daraus verschwindet -, warum diese Geschichte lustig sein soll?
Ich weiß es nicht, im Buch sind keine Antworten zu finden. Der Einfall ist mehr als seltsam, nichts wird hinterfragt oder hat Sinn. Es passiert einfach so. Verständnislosigkeit ist noch das angenehmste Gefühl, dahinter kommen Langeweile und zum Schluss Ablehnung. Was soll diese Geschichte. Lauter Klischees, ein ziemlich absonderlicher Einfall und völlig uninteressante Charaktere. Wäre nicht die lockere Schreibweise der Autorin und ihr netter, kindgerechter Stil, das Buch wäre abgrundtief schlecht. So ist es eine leidlich lesbare Geschichte, die aber nicht mitreißt und eher schnell vergessen ist - wenn man sie überhaupt zu Ende liest. Denn es passiert wirklich nichts.
Das ist furchtbar schade, denn die Autorin der netten Bücher um Krümel und Rosine, ein Menschenmädchen und eine kleine Fee, vermag gute Geschichten zu erzählen und unterhaltsam zu schreiben. Hier aber ist die Grundidee einfach so unpassend und die Umsetzung so bieder und langweilig, um nicht zu sagen langatmig geraten, dass man dieses Buch wohl nicht empfehlen kann. Es hat einfach keine hervorstechende Eigenschaft, die einen Kauf notwendig macht.

Fazit: Dieses Buch krankt an der Idee, einen Bürostuhl zum Kern der seltsamen, aber furchtbar langweiligen Geschehnisse zu machen. Neben einer Reihe Klischees und witzlosen Charakteren, gefällt eigentlich nur der Schreibstil der Autorin. Der aber kommt nicht zur Geltung, verliert sich in Episoden und Geschichtchen ohne Zusammenhang und Sinn. Irmgard Lindner war schon besser in Form, dies ist leider kein Meisterstück.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2004 | ISBN: 3522176642 | Preis: 9,90 Euro | 170 Seiten | Sprache: deutsch

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