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 Der Club Dumas

Autoren: Arturo Pérez-Reverte
Übersetzer: Claudia Schmitt
Verlag: List

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Lucas Corso erhält ein handgeschriebenes Originalskript des berühmten Autors Alexandre Dumas. Er soll dessen Echtheit zweifelsfrei nachweisen. Der Vorbesitzer hat sich kurz nach der Weitergabe erhängt - zumindest geht die Polizei von Selbstmord aus.
Corso, Bücherjäger und Mittelsmann zwischen zahlungskräftigen Kunden und Antiquaren, beginnt seine Ermittlungen bei der Witwe des Toten. Doch ein weiterer Auftrag verkompliziert seine Lage. Er soll für einen reichen portugiesischen Buchhändler und Sammler ein Buch als Fälschung entlarven. "Die neun Pforten" ist eines von drei noch existierenden Büchern des Buchdruckers Aristide Torchia. Für den Druck und die Verbreitung dieser Bücher wurde der Venezianer 1666 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Corso reist nach Portugal und nimmt den kostbaren Band in Empfang. Nichts deutet für ihn darauf hin, dass es sich um eine Fälschung oder ein um einige Seiten ergänztes Buch handeln könnte.
Seine Ermittlungen bringen ihn in Gefahr - seltsamerweise in beiden Fällen. Corso entgeht nur knapp einem Mordanschlag und offensichtlich geht es dem Täter um die Originalhandschriften von Dumas, dem Autor der Musketiere und des Grafen von Monte Christo. Auch die Ermittlungen im Fall der "Neun Pforten" führen zu einem Toten. Hinzu kommt, dass Corso sich von einer jungen Frau verfolgt fühlt, die mehr über seine Ermittlungen zu wissen scheint, als er selbst.
Immer undurchdringlicher wird der Fall und Corso beginnt sich zu fragen, ob er in einer Romanhandlung von Alexandre Dumas steckt, oder ob der leibhaftige Teufel in seinen Ermittlungen die Finger im Spiel hat.
Freunde entpuppen sich als Feinde und er scheint niemandem mehr trauen zu können. Ausgerechnet die neunzehnjährige Irene Adler bietet Corso ihre Hilfe an. Traut er ihren Beteuerungen, ihm helfen zu wollen, oder führt sie ihn geradewegs in den Untergang?

Arturo Perez-Reverte veröffentlichte 1993 "Der Club Dumas". Er diente als Vorlage zu dem Film "Die neun Pforten" und wurde so zum bekanntesten und meistverkauften Buch des spanischen Journalisten und Autoren.
Doch mit der Handlung des Films hat dieses Buch nur wenig gemein. "Die neun Pforten" ist nur ein Handlungsstrang unter vielen und das Buch ist in seiner Komplexität ungleich anspruchsvoller als der Film.
Neben einer Fülle an Informationen über die Kunst des Buchdruckes, hier vor allem aus der Zeit zwischen 1600 und 1800, sind es die fanatischen Bibliophilen und ihre abgeschlossene Welt, die sich vor dem Leser entfaltet. Mit komplexer Sprache, einer Fülle an Fach- und Fremdworten gespickt, ist der Text eine echte Herausforderung an Konzentration und Lernbereitschaft.
Es ist kein einfacher Roman, sondern eine höchst verwickelte Kriminalgeschichte. Zwischen einer Fülle an Informationen über Aristide Torchia und seine drei Bücher, vielen Daten zu Alexandre Dumas, seinem Leben und seinen Werken, seinem Freund und späteren Feind Maquet, immer wieder Erläuterungen zu Buchdruck und dessen historischen Ursprüngen, streut der Autor Perez-Reverte Hinweise, Fakten und Irrwege ein, die es dem Leser schwer machen.
Endlos scheint die Auffächerung der Handlung zu sein. Immer neue Personen betreten die Bühne und verlassen sie wieder, immer neue Details werden vor dem Leser ausgebreitet. Ein unglaublich kompliziertes Gebilde entsteht, ähnlich einem Labyrinth, aus dem es kein Entkommen gibt.
Und nur der Eloquenz, der sicheren Hand des Autors und seiner Fähigkeit, dies alles in eine spannende Handlung zu betten, ist es zu verdanken, dass der Leser nicht aufgibt. Ganz im Gegenteil, das Buch wird immer aufregender, spannender und fesselnder. Glaubt man erst, es wäre eine Suche nach einem alten Buch, dann die Suche nach einer Beschwörungsformal für den Leibhaftigen Teufel persönlich und zuletzt eine Kriminalgeschichte, hinter der der große Unbekannte steckt und seine unsichtbaren Fäden zieht, überrascht der Autor den Leser mit einem Finale, das dieses Buches würdig ist.
Dieser Roman, trotz seiner anfänglichen Unzugänglichkeit, seiner überbordenden Detailliebe und der wahnwitzigen Zahl an Personen, die es einzuordnen gilt, ist brillant geschrieben und grandios auf das Finale hin konstruiert. Eben ein echter Perez-Reverte.

Fazit: "Der Club Dumas", 1995 als Taschenbuch für nur 8,95 Euro bei List erschienen, ist mein Geheimtipp für eine aufregende Lesewoche. Nach "Das Geheimnis der schwarzen Dame" mein Lieblingsbuch des Spaniers Perez-Reverte. Aber leichte Kost für zwischendurch, dies sei angemerkt, ist das Buch mit Sicherheit nicht.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Februar 2004 | ISBN: 3548605117 | Originaltitel: El Club Dumas | Preis: 8,95 Euro | 464 Seiten | Sprache: deutsch

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