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 Ein Fall für Leon Kramer, Folge 1: Der Kodex

Ein Fall für Leon Kramer, Folge 1


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Die junge Frau kommt gleich zur Sache. Das gefällt dem Barkeeper der Diskothek. Lange kann er die junge Frau und die angenehme Situation aber nicht genießen, denn urplötzlich durchzuckt ihn ein furchtbarer Schmerz. Sie hat ihn in den Hals gebissen.
Leon Kramer, Millionär und Ex-Bulle, wacht auf und braucht einen Moment, um zu begreifen, dass das Telefon ihn geweckt hat. Kommissar Behrendt von der Kripo Köln braucht seine Hilfe. Leon ist als Spezialist für Ritualmorde geachtet und gefragt. Und in diesem Fall scheint es tatsächlich ein Mordfall zu sein, der Leon interessiert.
Der junge Mann hat neben der Bisswunde am Hals einige heftige Kratzer am Rücken und erstaunlich wenig Blut im Körper. Doch auf dem Bett und im Schlafzimmer, eindeutig der Tatort, findet sich nur sehr wenig Blut. Es scheint so, als hätte die Täterin sich als Vampir betätigt.
Dank der Hinweise aus der Diskothek und der Nachbarschaft des Wohnhauses, einer Eintrittskarte zu einer Kunstausstellung und einem erstellten Phantombild gelingt es den Kommissaren Behrendt, Edel und Leon Kramer, die Frau ausfindig zu machen. Doch anstatt der hübschen, rumänisch-stämmigen Blondine empfängt sie ein baumlanger Kerl in der Wohnung, der ohne zu zögern auf die Polizisten schießt und Berendts Kollegen Edel lebensgefährlich verletzt. Als Kramer dem Killer nachjagt, rennt er unvermutet die junge Frau beinahe nieder, die im Verdacht steht, die Mörderin und Vampirin zu sein. Doch ehe ein Verhör stattfinden und die Polizei irgendeine Information aus der jungen Frau herauskriegen kann, wird aus dem Mordfall ein regelrechter Krieg: Eine Gruppe Attentäter überfällt mit Maschinenpistolen den Polizeikonvoi, der die junge Frau ins Gefängnis überstellen sollte. Es kommt zu einem heftigen Feuergefecht.
Effektvoll und actionreich beginnt die Mystery-Serie rund um den Ermittler und Fachmann für Ritualmorde Leon Kramer. Mächtige Verbrecher, undurchsichtige Freunde, Verrat und zahlreiche Feuergefechte füllen die erste in sich abgeschlossene Folge an. Fast gerät dabei die Geschichte, der Hintergrund der Erzählung und vor allem der Spannungsbogen aus dem Auge des Autors. Beinahe im Minutentakt fliegen die Kugeln und agieren die Gegner Kramers, die doch seit Jahrhunderten nur im Verborgenen ihren dunklen und grausamen Geschäften nachgingen.
Logische Fehler gibt es zuhauf. Da versteckt sich schon mal ein fast zwei Meter großer und breitschultriger Mann hinter einer kaum 1,70 Meter großen und schlanken Frau (und wird, laut Text, völlig von ihr verdeckt), hält ihr die Pistole an die Schläfe, wird vom heldenhaften Ermittler aber dennoch zwischen die Augen geschossen. Eine DNA-Analyse dauert - im Sinne der rasanten Ermittlungen - nur Minuten, wenig später fliegt ein komplettes Gebäude in die Luft, um Beweise zu vernichten. Die im Verborgenen tätigen und völlig unbekannten, übermächtigen Verbrecher (und Vampire) werden nur Minuten später namentlich genannt und wie beiläufig enttarnt. Weitere unglaubliche Vorgänge folgen, mehr als einmal schüttelt der Zuhörer ob so vieler Zufälle und Ungereimtheiten den Kopf.
Nein, logisch aufgebaut ist die erste Folge dieser neuen Mystery-Serie nicht. Zu viele Zufälle, mehrere Fehler und vor allem allzu schnelle Erfolge des Ermittlers Leon Kramer trüben den Hörgenuss der Produktion: Der große Unbekannte, der nach Minuten bekannt ist, der väterliche Freund, der über jede nennenswerte Information verfügt, die ach so mächtige Organisation der Vampire, die nichts Besseres zu tun hat, als einen Krieg mit der Polizei anzufangen, Gebäude zu sprengen, ganze Säle voller Menschen einzurichten, ohne je entdeckt zu werden, aber ohne Suche und direkt durch die unverschlossene Tür von Leon Kramer gefunden werden ...
Ich bin enttäuscht von dieser einleitenden Folge. Etwas mehr Story, etwas weniger Action und vor allem logischere Zusammenhänge hätte ich mir gewünscht. Dabei ist alles im Ansatz vorhanden: Die Stimmen sind, bis auf wenige Totalausfälle (wie die unpassende und wenig akzentuierte Stimme der Gerichtsmedizinerin), hervorragend ausgesucht. Effekte und vor allem Musik sind dem Genre entsprechend gelungen. Idee und Gesamtkonstruktion sind immerhin so interessant und weit gesteckt, dass sie eine gute Geschichte ergeben können.
Warum also diese Hast? Warum diese auf Action und Knallerei hin gestrickte erste Folge? Fast abschreckend die Logikfehler und Klischees.
Eine Chance sollte man dieser Serie gewiss geben, aber die Macher müssen darauf achten, dass die Geschichte, der Spannungsbogen sichtbarerer werden hinter dem effektorientierten "Anfangsknall".
Fazit: Buch und Regie von Markus Topf sind allenfalls durchwachsen. Ton, Sounddesign und Musik von Robert Herrmann dagegen sind perfekt und machen richtig Spaß. Doch ob das reicht, viele Hörer dazu zu verleiten, die zweite Folge zu kaufen, ist zumindest fraglich.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. April 2006 | ISBN: 3939451010 | Laufzeit: 69 Minuten | Preis: 7,95 Euro

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