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 Der letzte Detektiv, Folge 1: Testmarkt

Der letzte Detektiv, Folge 1


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Jonas erwartet eine Klientin. Er ist Detektiv, ebenso cool wie seine Vorbilder Sam Spade oder Philip Marlow - und wahrscheinlich der letzte seiner Art. Denn freie Berufe gibt es in Babylon, der riesigen Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Europa im Jahre 2009, nicht mehr.
Judith Delgade erweist sich als schöne und nicht gerade arme Frau Mitte Dreißig. Sie will, dass Jonas den Tod ihres Onkels untersucht. Obwohl der Totenschein auf Selbstmord ausgestellt ist, glaubt sie der Polizei nicht. Ihr Onkel war zu gesund, zu lebenslustig und zu unbeschwert, um sich umzubringen. Und außerdem wird die Lebensversicherung zu Gunsten von Judith bei Selbstmord des Onkels nicht ausgezahlt. Jonas reagiert abwehrend, aber ein kleines Detail der zur Demonstration seiner Cleverness durchgeführten Recherche lässt ihn aufhorchen.
Sein redseliger und leicht durchgeknallter Computer kann die offiziellen Zahlen zur Selbstmordstatistik der Stadt am Todestag des Onkels nicht abrufen. Irgendjemand von ganz oben hat den Zugang zu dieser Angabe mit einem Passwort geschützt. Was die Sache für Jonas spannend macht, ist das Datum dieser Sperrung: Einen Tag vor dem Selbstmord Delgados wurde verfügt, dass die Zahlen des Todestages zu chiffrieren sind. Wer hat etwas zu verbergen und warum?

Das kurze und harte Krimiabenteuer beschäftigt sich ausschließlich mit Jonas und seiner Ermittlung. Die Stadt, die Bedingungen dieser nahen Zukunft und die Lebensumstände der Protagonisten sind nur am Rande erwähnt, werden nicht oder nur in einigen Halbsätzen erläutert und geraten nicht ins Blickfeld des Autors oder Hörers.
Fraglich ist der Beweggrund, diese Geschichte in der Zukunft spielen zu lassen. Weder die Ermittlungen noch das Verbrechen oder andere Informationen, die in der Geschichte erwähnt werden, machen dies notwendig. Die wenigen Details wie der ständig nervende Computer oder die Randbemerkungen zur Stadt, zum Land oder der Regierung sind Beiwerk, die weder die Geschichte interessanter machen noch Spannung oder Atmosphäre erzeugen.
Diese Zuordnung wirkt daher etwas bemüht und ist schlicht unnötig. Sie kann vernachlässigt werden.

Was bleibt ist die Geschichte als solche. Sie ist kurz, knapp und schnell erzählt. Nicht mal 50 Minuten dauert die CD, schon ist der Fall beendet und gelöst. Logik oder Detailtreue sind demzufolge nicht zu erwarten. Eher liegt die Gewichtung auf Ironie, Sarkasmus und Zynismus des Detektivs und einigen Action-Sequenzen, in denen er seine Härte, Cleverness und sein Durchhaltevermögen zur Schau stellen kann. Das aber machen der Autor und vor allem die Sprecher, allen voran Bodo Primus als Jonas, sehr gut. Die Stimmen sind gut besetzt und vermitteln genau das, was der Autor bezwecken wollte: eine Hommage an die Detektive Hammetts und Chandlers.
So hört sich diese Geschichte immer dann wirklich gut an, wenn sie sich nicht allzu ernst nimmt und in den Vordergrund stellt, worum es offensichtlich geht: um eine Reminiszenz an Marlow und Co. Der Rest ist eher schwach, die eigentliche Ermittlung kann man leider getrost vergessen, sie ist zu knapp, zu unlogisch und zu fahrig erzählt. Der Schluss ist derart schlecht und unglaubwürdig, dass die Lust auf eine weitere Folge dieser Detektiv-Serie auf ein Minimum sinkt.

Fazit: Eine durchwachsene Geschichte, sehr gute Sprecher und eine gute Idee: die Detektive der "Schwarzen Serie" Hollywoods, die harten Kerle von Hammett und Chandler in Gestalt von Jonas wiederzubeleben und - ein wenig - zu karikieren. Unterhaltsam und kurzweilig, aber leider wenig logisch.
Hinzu kommt der fast schon unverschämt zu nennende Preis dieser Produktion. Für diese Summe gibt es schon Bestseller von über 400 Minuten Länge und sechs CDs.
Schade, denn amüsant ist dieser Detektiv schon.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Juli 2006 | ISBN: 3899408500 | Laufzeit: 50 Minuten | Preis: 14,95 Euro

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