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 Tagebuch einer Sehnsüchtigen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Samantha hat große Träume, sie will Schauspielerin werden, genau wie ihre beste Freundin Nicole. Doch um ihren Traum zu finanzieren, brauchen die Mädchen Geld, mehr als ihre Familien ihnen bieten können und mehr als sie mit ihren Nebenjobs einnehmen können.
Durch Zufall lernen die beiden eine Tänzerin aus einer Oben-ohne-Bar kennen, die sie gleich zum Vortanzen überredet. Nicole nimmt einen Job als Barkeeperin an, doch Sam wird Tänzerin.
Da sie Angst hat, sich nicht zu trauen, ihr Oberteil auszuziehen, bietet ihr Widow, eine Mitarbeiterin der Bar, ein "Zaubermittel" an. So kommt Sam zum ersten Mal mit Heroin in Kontakt. Das tolle Gefühl, alles schaffen zu können, will sie ab da nicht mehr missen. Vor jedem Auftritt setzt sie sich einen Schuss, später dann auch im nomalen Alltag. Durch ihre Auftritte verdient sie auch genug Geld, um ihre Sucht finanzieren zu können.
Keiner aus ihrer Umgebung schafft es, Sam zum Aufhören zu überreden. Weder Nicole, die sich durch die Drogen stückweise von Sam abwendet, noch ihr väterlicher Freund Angelo, ein Mafiosi, den sie im Club kennen lernte, können ihr die Augen öffnen. Sams Mutter kriegt gar nichts mit, sie ist Alkoholikerin und mit ihren eigenen Problemchen beschäftigt. Der einzige, dem Sam alles anvertrauen kann, ist ihr Freund das Tagebuch. Hier beschreibt sie ihren Absturz detailliert für den Leser, der jeden Schritt nach unten mitverfolgen kann. Doch auch ihre Höhenflüge schildert sie für den Leser, begonnen bei dem Gefühl, durch das Heroin fliegen zu können, bis zu ihrer Verliebtheit zu Blaine, einem Polizisten. Doch alle warnen sie vor Blaine. Wer hat Recht, Sam, die ihn liebt, oder die anderen, die hinter die Maske sehen können?

Durch die Tagebuchform wird das Buch eindringlicher, als ein normaler Roman es sein könnte, doch auch einseitiger. Die Gefahren des Heroins kommen nur unbewusst rüber, zum Beispiel durch Sams Beschreibungen, wie sie immer mehr Gewicht verliert, wie sie aufpassen muss, wo sie sich spritzt, durch ihre seltenen Angstattacken, sich aus Versehen Luft in eine Vene gespritzt zu haben.
Das Buch vereint zu viele Klischees in sich, um wirklich überzeugend zu wirken. Sams Kindheit war schwer, sie hat wenig Geld und psychische Probleme. Um einen Ausweg zu finden, fängt sie an zu tanzen und nimmt Drogen, um sich mutig genug zu fühlen. Dann verliebt sie sich auch noch in einen korrupten Polizisten … Das tragische Ende verwundert dann wirklich niemanden mehr.
Natürlich wäre ein Happy End unrealistisch, doch muss wirklich so dick aufgetragen werden? Dazu wirkt Sam auch noch äußerst naiv, gar nicht wie Anfang zwanzig, sondern eher wie fünfzehn.

Nichtsdestotrotz ist dies der verstörende Bericht einer Sucht, die Tragik wird durch die Anhäufung schlechter Umstände nicht gemildert. Das Tagebuch und die Beschreibung der Suchterscheinungen ist zugleich dadurch authentisch, dass die Autorin selbst lange Zeit heroinabhängig war, heute aber ist sie clean.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Februar 2006 | ISBN: 3473542733 | Originaltitel: Beauty Queen | Preis: 4 Euro | 188 Seiten | Sprache: Deutsch

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