Media-Mania.de

 Libellensommer

Autoren: Antje Babendererde
Verlag: Arena

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Diskriminierung ist immer wieder Thema verschiedener Jugendbücher und auch Liebende, die zwischen die Fronten geraten, gibt es immer wieder. Doch eher selten findet man ein Buch, dass die Unterdrückung und Vertreibung der kanadischen Indianer zum Thema hat.

Jodie ist fünfzehn und will raus aus ihrem Heim. Der Vater hat seinen Job bei einer Papierfabrik verloren, da die Firma nach massivem Druck der indianischen Bevölkerungsgruppen die Lizenz zum Abholzen verloren hat. Zu Hause am Essenstisch hört Jodie seitdem immer wieder Vorurteile über Indianer und stimmt ihnen zu. Natürlich sind sie alle faul und asozial, ungewaschen und verbreiten Krankheiten.
Doch bald wird daheim nicht nur über Indianer gewettert, immer wieder geraten die Eltern in Streit, bis der Vater die Familie verlässt. Als dann auch noch die Mutter Jodie eine Ohrfeige gibt, reicht es ihr: Sie haut ab und will zu Tim, ihrem Internetfreund. Da sie nicht viel Geld hat, trampt sie, muss dies aber bald bereuen. Ein Trucker wird auf einem dunklen Parkplatz zudringlich, sie weiß sieht keine andere Möglichkeit, als in den Wald zu flüchten. Hier wird sie von Jay, einem Indianer, aufgegriffen, der sie nicht allein lassen will und sie kurzerhand mitnimmt in sein Camp. Er war in der Zivilisation, um Penicillin für seinen verletzten Bruder zu kaufen und geht nun zurück in die Wildnis, notfalls auch mit einem lästigen Anhängsel namens Jodie.
Ist anfangs alles noch ein großer Kampf zwischen den beiden ungleichen Gefährten, gewöhnen sie sich spätestens im Camp aneinander und freunden sich an. Doch Jodie hat einen harten Stand. Nur Althea, die einzige Frau des Camps, ist Jodie wohl gesonnen. Die Männer stehen ihr sehr misstrauisch gegenüber.
Doch nach und nach gewöhnen sich alle aneinander und Jodie und Jay verlieben sich ineinander. Doch Jodie ist ein Stadtkind, Jay ein Kind des Waldes, der sich nie in einer Welt aus Beton wohl fühlen würde. Die Trennung der beiden rückt immer näher, genauso wie der Termin eines großen Anschlags, geplant von den Indianern ?

Das Buch beschreibt einen Sommer im Leben von Jodie und Jay. Doch es ist der Sommer, in dem die beiden wirklich erwachsen werden. Jodie lernt, dass es größere und wichtigere Probleme gibt als ihren Streit mit ihrer Mutter, und dass Weglaufen etwas für Feiglinge ist. Schließlich überstehen die beiden auch die Begegnung mit einem Bär nur deshalb unbeschadet, weil Jay nicht wegrennt, sondern dem Bären entgegentritt. So ist es auch im Leben: Man muss stehen bleiben und sich verteidigen, sich Schwächen nicht anmerken lassen, dann kann man alles überstehen. Dies ist eine der Aussagen des Buches.
Jay hingegen verlernt seinen Hass auf Städter und fängt an, sich um andere zu sorgen und das Beste für sie zu wollen.

Einfühlsam beschreibt Antje Babendererde eine erste Liebe mit großen Hindernissen. Doch die Liebesgeschichte zwischen den beiden jungen Leuten ist nur ein Element des Buches. Die kulturellen Unterschiede zwischen Indianern und Kanadiern und ihre gegenseitigen Vorurteile stehen im Vordergrund. Jeder der beiden muss lernen, über den Tellerrand zu schauen und andere Meinungen zu akzeptieren. Die Handlung und die Gefahren sind übertragbar. Zwar sind es hierzulande nicht die Indianer, gegen die gewettert wird, sondern allgemein die "Ausländer", aber die Problematik ist ähnlich. Einer Bevölkerungsgruppe wird der Schwarze Peter zugeschoben, auch wenn diese an allen Problemen genauso unschuldig ist wie andere. Die wahren Schuldigen halten sich im Hintergrund und schüren das Feuer des Hasses von dort. Davor warnt das Buch und es fordert auf, nicht einfach Parolen mitzugrölen, denn vielleicht ist alles ganz anders; wer kann das schon sagen, wenn er sich nicht mit den Menschen beschäftigt?
Dabei ist das ganze Buch malerisch und einfühlsam geschrieben, so dass der Leser sich wirklich in die ursprünglichen Wälder Kanadas versetzen kann und auch die Empfindungen Jodies mitfühlt.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 1. Juni 2006 | ISBN: 3401058819 | Preis: 12,95 Euro | 267 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Verrat bei den WikingernElfentochterTödliche SpieleWeltenwandererGefährliche Liebe