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 Das Geheimnis des Kartenmachers

Autoren: Rainer M. Schröder
Verlag: Arena

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Wir schreiben das Jahr 1490. Es sollen noch zwei Jahre vergehen, bis Christoph Columbus Amerika entdeckt. Die Welt ist noch nicht vollständig kartographiert, vorliegende Karten sind teilweise nur Spekulation. Doch Karten verheißen Macht - wer in Besitz einer guten und vollständigen Seekarte ist, der hat den Schlüssel zu erfolgreichen Handelsrouten, zu Geld und Ansehen. In dieser Zeit wächst der 16-jährige Caspar Sebald in Augsburg auf, doch in seiner momentanen Lage interessieren ihn weder Geld noch Ruhm: Wegen eines dummen Streiches muss der Junge zwei quälend lange Tage im Augsburger Wasserkerker verbringen und anschließend einen weiteren Tag am Pranger auf dem Marktplatz.

Caspar besitzt ein außergewöhnliches Talent: Er hat ein fotografisches Gedächtnis und kann aus dem Kopf heraus exakte Abbildungen von Dingen anfertigen, die er nur einen kurzen Moment lang gesehen hat. Dieses Können bringt ihm eine Lehrstelle bei dem exzentrischen Kupferstecher Bartholomäus Wolkenstein ein. Obwohl Wolkenstein ein etwas komischer Kauz ist, der auf einem heruntergekommenen Hof außerhalb der Augsburger Stadtmauern lebt, ist Caspar sehr dankbar für diese Chance, einen Lehrberuf zu ergreifen. Doch Bartholomäus Wolkenstein hegt des Öfteren ketzerische Gedanken, gerne auch laut und im Beisein anderer - und 1490 ist eben auch die Zeit, in der Hexen und Ketzer gnadenlos verfolgt werden. Außerdem scheint Caspars neuer Meister ein Geheimnis zu hüten: Was befindet sich in den seltsamen Päckchen aus ganz Europa, die er auf den Hof geliefert bekommt? Warum darf Caspar das Studierzimmer des Meisters nicht betreten? Und welche Rolle spielt Clara, die ebenfalls auf dem Hof arbeitet? Das ungleiche Trio Caspar, Clara und Meister Wolkenstein gerät rasch in einen Strudel aus dramatischen Ereignissen, bei denen die Inquisition und geheimnisvolle Reisende aus fernen Ländern eine wichtige Rolle spielen …

Der Roman "Das Geheimnis des Kartenmachers" von Rainer M. Schröder, erschienen im Arena Verlag, ist so realistisch, so spannend und abenteuerlich, dass man ihn von der ersten Seite an nicht mehr aus der Hand legen mag. Mit großer Detailgetreue und schonungslosen Schilderungen legt der Autor auf 267 Seiten den Alltag, wie er Ende des 15. Jahrhunderts in Deutschland herrschte, offen. So ergibt sich eine aufregende und hervorragend recherchierte Mischung aus Jugendbuch, historischem Roman, Krimi und spannender Abenteuergeschichte, die vor allem Kinder und Jugendliche ab etwa zwölf Jahren in ihren Bann schlagen dürfte. Neben den spannenden Verwicklungen entspinnt sich auch eine zarte Liebesgeschichte, die jedoch nicht im Vordergrund steht.

Historie wurde selten so lebendig erzählt wie hier! Wo viele Fantasyromane teils halb-romantische Vorstellungen vom damaligen Leben wecken, kommt Schröders Werk den wirklichen spätmittelalterlichen Zuständen wohl schon sehr nahe. Der Wettlauf um die besten Seekarten und der Kampf gegen die übermächtige Inquisition lassen einen dabei kaum zu Atem kommen. Ein toller Lesetipp für Fans von Abenteuern, Mittelalter und Historie zum absolut fairen Preis für die Taschenbuchausgabe. Für Kinder unter zwölf Jahren ist der Roman jedoch nicht unbedingt zu empfehlen, weil er zumindest stellenweise recht drastisch und brutal ist, auf diese Weise aber sehr gelungen die damalige Zeit einfängt.

Empfehlenswert ist übrigens auch die im Hörverlag erschienene Hörbuchumsetzung, die gegenüber der Vorlage leicht gekürzt ist und mit einem grandiosen Sprecher (Max Urlacher) aufwarten kann.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juli 2006 | FSK: 12 | ISBN: 3401022423 | Preis: 7,95 Euro | 267 Seiten | Sprache: Deutsch

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