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 iCool. Wir sind so jung, so falsch, so umgetrieben

Autoren: Ric Graf
Verlag: Rowohlt Tb

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor


Der einundzwanzigjährige Berliner Autor Ric Graf liefert mit seinem Roman "I Cool - Wir sind so jung, so falsch, so umgetrieben" eine interessante Milieustudie der Ipod-Generation, also der heutigen Jugend, ab.
Es geht dabei um Themen, die Jugendliche und junge Erwachsene bewegen: Freundschaft, Liebe, Beruf, Zukunft und Konsum. Graf schreibt in der Ich-Perspektive und erzählt von seinen eigenen Erlebnissen. Dabei stellt er sich immer wieder wichtige Fragen, geht auf Zukunftswünsche ein und versucht die Vergangenheit zu bewältigen. Man sieht während des Romans Freunde und Partner kommen und gehen, erfährt viel über sie und lernt sich selbst dabei besser kennen.
Ich konnte mich mit vielem in diesem Buch identifizieren und habe mich doch sehr oft wiedererkannt.
Sex, Drugs und Rock’n’Roll gehören zur heutigen Jugend, genauso wie H&M, Latte Macchiato und das Handy. Über all dies spricht Graf sehr offen, auch über seinen eigenen Drogenkonsum. Bei alldem versucht er aber dahinter zu kommen, wieso die Jugend Drogen nimmt und warum sie zu einer Party-Generation geworden ist. Natürlich gibt es nicht die einzig richtige Antwort auf diese Fragen, und so philosophiert Graf sehr viel, aber es steckt viel Wahres und Nachvollziehbares darin.
Interessant sind ebenfalls seine Ansichten über Beruf und Berufschancen. So sagt er an einer Stelle zum Beispiel, dass man es in der Arbeitswelt gerne sieht, wenn man mit 24 das Studium abgeschlossen, mindestens ein Jahr Berufserfahrung und einen Auslandsaufenthalt hinter sich und einige Praktika absolviert hat. Dies trifft in der momentanen Arbeitswelt den Nagel auf den Kopf.
Angesprochen werden darüber hinaus auch die Sehnsüchte und Ängste der Jugend und der Twens, sei es im Beruf oder im Privatleben. Dabei kommt auch Graf auf den berühmten Satz: So gut wie in der Schule wirst du es nie wieder haben. Und er sagt auch, dass genau dieser Satz - so idiotisch er für einen Schüler auch klingen mag - voll zutrifft.
Unzählige durchzechte Nächte mit Freunden in Clubs, Bars oder Cafés gehören heute zum Alltag, wobei sie kurzzeitig über jene eben genannten Ängste und Sehnsüchte hinweg trösten, die allerdings spätestens am nächsten Morgen zusammen mit dem Kater zurückkommen.
Natürlich kann Graf auf 204 Seiten keine Probleme lösen, so gibt er auch keine Lösungsvorschläge, was aber völlig in Ordnung ist, schließlich soll "I Cool" keine wissenschaftliche Abhandlung sein, sondern besagte Themen einfach nur ansprechen.

Leicht zu lesen ist der Roman auf jeden Fall, leicht verständlich dementsprechend auch und stellenweise humorvoll, vor allem an Stellen, an denen man sich selbst wiedererkennt - und man wird sich, wenn man sich im entsprechenden Alter befindet, sehr oft wiedererkennen.
Die Story klingt stellenweise etwas weinerlich, was aber vor allem an den Themen liegt und weniger am Schreibstil. Denn Graf erzählt nicht überzogen und er erfindet nichts, er erzählt vielmehr authentisch, da er nun einmal von sich selbst erzählt.

Fazit: "I Cool - Wir sind so jung, so falsch, so umgetrieben" ist ein authentischer und sehr ehrlicher Zustandsbericht der heutigen Jugend. Ric Graf beschäftigt sich mit für Jugendlichen wichtige Themen, erläutert sie anhand von eigenen Erlebnisse und stellt an den richtigen Stellen die richtigen Fragen.
Insgesamt ein empfehlenswertes, weil interessantes Buch.

Tobias Thieme



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juni 2006 | ISBN: 3499621428 | Preis: 7,90 Euro | 207 Seiten | Sprache: deutsch

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