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 Schwarzdunkel

Autoren: Markus Kastenholz
Illustratoren: Timo Kümmel
Verlag: Eloy Edictions

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Schwarzdunkel ... sind die Herrschaften des Namenlosen.
Schwarzdunkel ... schlägt auch so manches Herz.

Wie etwa von Gottes zweitem Sohn ... Der beiden Hexenhammer-Inquisitoren ... Eines von tiefer Schuld geplagten Kaplans ...
Und das von Horst Kolck, der ein neues Leben sucht und es findet - wenn auch nicht so, wie er sich vorstellt.

Schwarzdunkel
sind ihre Geschichten ...


Sieben Geschichten von Markus Kastenholz beinhaltet die Anthologie Schwarzdunkel. Länge und Stil sind sehr unterschiedlich, auch inhaltlich ist eine große Bandbreite vertreten. Bei Anthologien ist es oft so, auch wenn alle Geschichten von einem Autor stammen, dass dem jeweiligen Leser manche Geschichten gefallen und andere nicht. Das ist auch hier nicht anders, auch schon durch die Bandbreite bedingt.

In Der letzte Himmel geht es um den (vermeintlichen?) Nachfolger Jesu Christi auf Erden, Gottes zweiten Sohn. Es ist eine gute Geschichte, in der es viel um Religion und Toleranz geht, das überraschende Ende ist gelungen. Interessant ist, dass und wie Kastenholz das Thema Rassismus aufgreift, der Protagonist ist ein Schwarzer. Aber es gibt auch etwas zu bemängeln. Das Thema Religion und Christentum ist natürlich auch Geschmackssache, wirklich tiefgehend wird es hier aber nicht bearbeitet. Wer mit dem Thema nichts anfangen kann, wird sich wohl eh bei den religiösen Ausführungen langweilen. Auch bleibt man gelegentlich an seltsamen Wörtern hängen ...

Nur halb so lang ist Das verbotene Land, hier gerät ein Mädchen in eine Alptraumwelt, wobei ihr anfänglich eigentlich klar ist, dass sie nur träumt. Vor Ort trifft sie auf einen halb gefressenen und an einen Stein genagelten Mann, der aber trotzdem noch lebt. Sie erfährt, dass das Böse auf dem Weg ist, sie zu holen. Das Ende der Geschichte ist eher unbefriedigend, aber hier soll natürlich nicht zu viel verraten werden.
Auch insgesamt ist die Geschichte nur bedingt gelungen. Erst wird der Schrecken aufgebaut, um dann letztlich zu verpuffen. Auch wirkt sie seltsam inkonsistent, einerseits ist alles unbekannt für die Protagonistin, andererseits weiß sie oft, was kommt oder wie es zu bewerten ist. Dieses "sie wusste, dass es tödlich ist" wird viel zu oft bemüht. Ansonsten taucht mindestens die erste einiger merkwürdiger Metaphern auf.
Bei dieser Geschichte handelt es sich um die erste Story zu einem kleinen Zyklus von drei Geschichten innerhalb des Bandes. In diesen Geschichten tauchen die Schwarzdunklen auf, wohl an Lovecrafts Dunkeldürre angelehnte Geschöpfe.

Abgedreht geht es dann in Malleus Maleficarum zu. Hier wird eine Alternativwelt aufgebaut, in der Hitler zwar gestorben ist, aber das deutsche Reich unter Rommel anscheinend erfolgreich weiter besteht. Immerhin gelangt es 1971 auf den Mond ...
Aber eigentlich geht es um etwas ganz anderes (warum eigentlich?). Es gibt wieder die Inquisition, die Magier, Hexen, Dämonen und Vampire jagt und vor Gericht stellt. Auch die Folter ist wieder ein legitimes Mittel zur "Wahrheitsfindung". Die Story handelt von einer solchen Gerichtsverhandlung, die jedoch aus dem Ruder läuft ...
Auch wenn die Geschichte unterhaltsam zu lesen ist, enttäuscht sie trotzdem zum Teil. Das Alternativwelt-Setting wird erst erwähnt und dann nicht weiter verfolgt. So wirkt es eher wie die Einleitung zu einem Roman oder wie ein Appetizer auf künftige Werke des Autors zu dieser Alternativ-Erde. Positiv betrachtet: Der Leser möchte mehr wissen über die Figuren und die Welt. Negativ gesehen ist zu sagen, er erfährt kaum etwas darüber. Letztlich ist es nur eine Szene, die dafür aber spannend ist.

Schattenwelt ist eine sehr kurze, aber interessante Geschichte, sie ist die zweite Geschichte des oben erwähnten Mini-Zyklus. Sie wirkt sehr surreal, denn hier sind die Protagonisten Schatten und keine Menschen. In die Schattenwelt gehen die Schatten aller Wesen, nicht nur der Menschen. Entweder kurz, wenn die Wesen nicht auf ihre Schatten achten, oder ganz, wenn die Wesen sterben. Es wird das Leben und Denken der Schatten beschrieben sowie die fremdartige Stadt, aus der die Schattenwelt besteht. Eine ungewöhnliche, aber reizvolle Geschichte.

In Mea Maxima Culpa geht es um ein seltsames Zwillingspärchen. Der Eine ist Kaplan, der Andere ein irrer Serienmörder und Satanist. Der Kaplan gerät in eine erotische Situation und am Ende kommt alles anders, als man denkt. Die Geschichte weiß zu überzeugen und zu unterhalten.

Die titelgebende Geschichte Schwarzdunkel greift dann das Thema Schwarzdunkle erneut auf und bildet damit den Abschluss des Mini-Zyklus. Letztlich geht es nur um ein paar Nachwuchs-Schwarzdunkle und ihre instinktive Handlungsweise während der Brutzeit. Aber das ist anschaulich und fremdartig genug erzählt, sodass die Geschichte zu gefallen weiß.

Die letzte Geschichte ist auch die längste: Blackout. Hier geht es um einen Journalisten, der aus familiären Gründen mit seiner Frau von München in eine Kleinstadt gezogen ist. Der Horror-Plot wird mit Fremdgehen und Lebenskrise aufgefüllt, er selbst ist eher kurz, dafür aber auch wirklich gelungen. Insgesamt eine gute Geschichte, da auch das "Füllmaterial" gut erzählt wird. Was auch hier etwas stört, sind die teilweise seltsamen Metaphern.

Fazit: Störend sind die (allerdings wenigen) Satz- und inhaltlichen Fehler sowie einige fehlgeleitete Metaphern. Insgesamt gesehen aber eine gute, wenn auch etwas teure (Stichwort: Kleinverlag) Anthologie. Wer Kastenholz bisher mochte, wird wohl von Schwarzdunkel nicht enttäuscht sein. Allerdings sind die surrealen Geschichten sicherlich nicht Jedermanns Geschmack.
Zur Bestnote fehlt aber schon noch was. Bei dem Preis wäre ein perfektes Korrektorat und Lektorat schon zu erwarten gewesen. Und die guten Geschichten sind eben gut, aber nicht sehr gut, weder inhaltlich noch von der Umsetzung her. Da ist noch Potenzial zur Verbesserung. Der Autor hat gute Ideen, nicht alle werden im vorliegenden Band aber befriedigend vor dem Leser ausgebreitet.

Das Cover von Kastenholz-Weggefährte Timo Kümmel ist stimmungsvoll, aber etwas arg dunkel geraten. Ein oder zwei Innen-Illustrationen hätten den Band sicherlich aufgewertet.

Bernd Wachsmann



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