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 Atlantica. Der neue große Satelliten-Weltatlas


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
"Atlantica - Der neue große Satelliten-Weltatlas" ist der Versuch, den ästhetischen Wert von Bildern aus dem All und den geografischen Nutzen eines physischen Kartenbildes zu kombinieren.

Wie in einem Atlas üblich, ist auf den Innenseiten des festen Einbandes eine physische Weltkarte abgebildet und mit farbigen Rahmen markiert, auf welcher Seite des Atlas welcher Kartenausschnitt zu sehen ist. Entgegen dem typischen Aufbau in einem Schulatlas sind hier die vordere und die hintere Karte identisch. Es folgt die Inhaltsangabe. Hier sind die abgebildeten Kartenausschnitte in ihrer Reihenfolge tabellarisch aufgelistet und nach Kontinenten geordnet. Ebenfalls ist der jeweilige Maßstab aufgeführt. Für die Welt und die Kontinente ist der Maßstab 1:30 Millionen gewählt, für Ausschnitte und Länderkarten der Maßstab 1:4,5 Millionen. Jeder der Übersichten ist ein Satellitenbild gleicher Auflösung zugeordnet. Das macht einen direkten Vergleich des Kartenbildes mit dem realen Aussehen aus dem Weltall möglich. Dies ist um so beachtlicher, als dass andere Satellitenbildatlanten grundsätzlich rein die Ästhetik des Bildes und seines Ausschnittes zur Grundlage der gewählten Abbildung und des jeweiligen Maßstabes machen. Hier ist dieser Atlas vorbildlich.
Den Kontinenten sind Ausschnitte zugeordnet, die einzelne Länder und Regionen im Kartenbild zeigen. In ihnen sind die auf der folgenden Doppelseite abgebildeten Satellitenbildausschnitte mit roten Rahmen markiert. Maßstab und Bildwahl orientieren sich an besonderen Landmarken, optisch beeindruckenden geografischen Besonderheiten und ästhetischen "Leckerbissen" der Satellitenbildfotografie.
Eine didaktische und methodische Ausnahme macht die Art und Weise, wie die einzelnen geografischen Merkmale der abgebildeten Landschaft oder Stadt markiert und erläutert werden. Das Layout der Karten sieht hier ein farbiges Quadrat mit Nummer direkt im Satellitenbild vor, kombiniert mit einem ausführlichen und meist sehr interessanten Text. Der Betrachter lernt diese zunächst etwas störende Markierung schnell zu schätzen. Denn neben dem rein künstlerischen Wert solch einer Fotografie und dem Reiz einer ästhetisierten Landschaft, gibt es Details zu entdecken, die der Betrachter ohne den Hinweis und die Erläuterung nicht findet und nicht zuordnen kann. Nach wenigen Seiten sieht man diese Quadrate mit den Augen der Herausgeber dieses Atlas. Man erkennt den hohen Nutzen dieser Hinweise und liest gespannt den Erläuterungstext. Hier ist ein besonderes Lob vonnöten. Der leicht verständliche Text wartet mit knappen, unprätentiösen und sehr sachlichen Informationen auf. Die Lektüre dieses Atlas ist kurzweilig und der Leser ist erstaunt, wie viele Details es zu sehen gibt, wie viele Informationen sich - mit Hilfe des Textes - aus den Zeichnungen herauslesen lassen. Nach längerem Studium entwickelt der Betrachter so ein geschultes Auge für Satellitenbilder und entnimmt den Bildern weitaus mehr Details, als er es ohne die didaktisch-methodisch sehr gelungene Herangehensweise der Autoren möglich gewesen wäre.

Ohne den Preis, der mit fast 70 Euro recht hoch erscheint, außer Acht zu lassen, sollte dieser Satellitenbildatlas unbedingt einmal zur Hand genommen werden. Er ist in Umfang und Qualität, Aufbau und Aussage einmalig und den meisten Produkten, die sich dieser Thematik widmen, überlegen.
Ein großer, nicht unwichtig erscheinender Mangel ist die fehlende Erläuterung der für die Satellitenbildfotografie notwendige Technik und vor allem, wie aus einem Falschfarbenbild ein scheinbar harmonisches Satellitenbild wird. Die Erklärung fehlt und führt dazu, dass der Betrachter annimmt, dass die Bilder ähnlich einer Fotografie mit einer Spiegelreflexkamera entstehen. Dies ist aber mitnichten der Fall. Unbearbeitete Satellitenbilder sind größtenteils rot - diese Farbe steht für Vegetation - und ohne Bearbeitung kaum zu entschlüsseln. Die endgültig abgebildeten Aufnahmen sind demzufolge immer nur Annäherungen an die Realität und Ergebnis einer aufwendigen Computerbearbeitung. Hinweise auf diesen nicht unwichtigen Prozess fehlen. Der Laie mag damit zurechtkommen, unterliegt aber einem teilweise folgenschweren Irrtum, der zu Fehlinterpretationen führen kann.

Fazit: Dieser Atlas ist zu teuer, aber auch einer der besten dieses Genres. Wer die verlangte Summe auszugeben bereit ist, erhält ein fast perfektes Produkt.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2004 | ISBN: 9783577072151 | Preis: 68 Euro | 496 Seiten | Sprache: Deutsch

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