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 Vampirates, Band 1: Demons of the Ocean

Vampirates, Book 1

Serie: Vampirates, Band 1
Autoren: Justin Somper
Verlag: Simon and Schuster UK

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Spannung


Seit dem überwältigenden Kinoerfolg von "Fluch der Karibik" erlebt das Piratengenre einen neuen Aufschwung. Auch der britische Autor Justin Somper greift in seiner Jugendbuchreihe "Vampirates", deren erster Band in England bereits über 50.000 Mal verkauft wurde, Elemente dieses Genres auf und vermischt sie mit den Mythen und Legenden, die sich um blutsaugende Vampire ranken.

Nach dem Tod ihres Vaters sehen sich die Zwillinge Grace und Connor Tempest mit einer unangenehmen Situation konfrontiert: Mittellos und ohne jeglichen Besitz sollen sie ins Waisenhaus von Crescent Moon Bay gebracht werden, doch das kommt für die beiden Jugendlichen nicht in Frage. Stattdessen fliehen sie auf dem alten Boot ihres Vaters, geraten jedoch in einen schweren Sturm, der das Boot auseinanderbrechen und sinken lässt. Die Geschwister verlieren sich aus den Augen und werden voneinander weggetrieben. Connor sieht im plötzlich aufziehenden Nebel ein Schiff wenden und ruft um Hilfe, doch niemand an Bord bemerkt ihn. Als die Erscheinung wieder verschwunden ist, taucht unverhofft ein anderes Schiff hinter ihm auf, dessen Besatzung den Jungen aus dem Wasser fischt. Die Diablo stellt sich als eines der vielen Piratenschiffe heraus, die die angestiegenen Weltmeere im Jahr 2512 befahren. Connor wird freundlich vom Kapitän des Schiffes aufgenommen und freundet sich rasch mit einigen der Crewmitglieder an. Unter Anleitung von Cate, die von der Besatzung aufgrund ihrer Kunstfertigkeit mit Schwertern aller Art auch Cutlass Cate genannt wird, wird Connor in den Kampf mit dem Entermesser eingeführt und erweist sich als Naturtalent. Schnell gewöhnt sich Connor an das Leben als Pirat, vergisst dabei jedoch nie seine Schwester, die möglicherweise noch am Leben und an Bord des anderen Schiffes ist. Connors oberstes Ziel ist es, Grace wiederzufinden und sich zu versichern, dass es ihr gut geht.
Tatsächlich wurde Grace Tempest von Lorcan Furey, einem Besatzungsmitglied des geheimnisvollen anderen Schiffes, vor dem Ertrinken gerettet und muss sich nun mit der Frage auseinandersetzen, auf was für einem Schiff, dessen Decks tagsüber wie ausgestorben daliegen, sie da gelandet ist. Zu ihrer eigenen Sicherheit schließt Lorcan sie in einer Kabine ein, doch Antworten auf ihre Fragen bekommt sie keine. Je länger Grace an Bord des Schiffes ist, desto verworrener und unheimlicher wird alles. Und dann fällt ihr das alte Lied ein, das ihr Vater ihr und ihrem Bruder immer vorgesungen hat: "I’ll tell you a tale of Vampirates, a tale as old as true ..." Könnte es tatsächlich sein, dass das Lied von einer wahren Gegebenheit berichtet und nicht, wie sie immer angenommen hatte, der Fantasie ihres Vaters entsprungen ist? Und was würde das für Grace bedeuten? Ist sie in Gefahr? Zwar war Lorcan bislang freundlich zu ihr, doch sie hat auch noch keine anderen Besatzungsmitglieder kennengelernt. Und dann erfährt Grace von einem blutigen Ritual an Bord der Vampiraten ...

"Demons of the Ocean" stellt den Auftaktband zur "Vampirates"-Reihe von Justin Somper dar und erzählt eine überaus gelungene Geschichte, was auch der Erfolg, den das 2005 erschienene Buch in England hat, bestätigt. Der englische Autor, der bereits selbst jahrelang als Kinderbuchlektor und PR-Manager gearbeitet hat, hatte mit seiner Idee, die Geschichten über Piraten mit den Legenden über Vampire zu verbinden, einen Einfall, um den ihn sicherlich nicht nur Anthony Horowitz ("Totally original ... I wish I’d had this idea!") beneidet. Dabei spielen die Vampire vordergründig noch keine große Rolle in "Demons of the Ocean”, sondern tauchen bis auf Lorcan Furey lediglich als Ahnung des Lesers auf. Während der Leser schon früh erfährt, dass sich Grace auf dem Schiff der Vampiraten befindet, weiß sie selbst lange nichts davon, wodurch die Vampire ihren ersten größeren Auftritt erst gegen Ende dieses Bandes haben. Doch auch dort spielen sie nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist gerade diese subtile Anwesenheit der Vampiraten, die man lange Zeit mehr erahnt denn wirklich weiß, einer der Reize des ersten "Vampirates"-Bandes.

Justin Somper erzählt seine Geschichte spannend, unterhaltsam und vor allem überaus flüssig. Die Seiten des knapp 300 Seiten umfassenden Buches fließen nur so durch die Finger des Lesers, der sich im wunderbaren und sprachlich sehr schönen Stil des Autors verliert und in eine Welt eintaucht, wie sie ihm zuvor noch nie beschrieben wurde. Angenehmerweise verzichtet Somper auf die altbekannten und langsam abgenutzten Motive älterer Piratengeschichten wie der Suche nach dem großen X auf der Landkarte und dem dort vergrabenen oder versteckten, unermesslich großen Schatz aus Gold und Silber. Stattdessen scheint "Demons of the Ocean" kein wirkliches Ziel zu haben, sieht man einmal davon ab, dass sowohl Connor als auch seine Schwester Grace danach streben, den jeweils anderen so bald wie möglich wiederzufinden. Dieses Ziel wird jedoch nicht zu einer großen Queste, sondern geschickt in den scheinbar ziellosen Handlungsverlauf eingebracht, so dass dieser keine Zeile lang langweilig oder langatmig wirkt.
Gleichzeitig findet Justin Somper eine ausgewogene Mischung aus actionbetonten Szenen, flotten und unterhaltsamen Dialogen und der Beschreibung des Innenlebens und der Gefühlswelt der beide Zwillinge, über deren Schicksale abwechselnd berichtet wird und mit denen der Leser jederzeit mitfühlen kann und muss. Die Tatsache, dass der Autor selbst Unterricht im Schwertkampf nimmt, lässt die Kampfszenen darüber hinaus sehr authentisch wirken.

Die Aufmachung des Buches gefällt mit seinen Vignetten und zwei Bildern von Lorcan Furey und Cheng Li - der Retterin Connors - sofort. Auch der geprägte "Vampirates"-Schriftzug sowie das von Bob Lea gestaltete Coverbild fallen gleich positiv auf, obwohl das in einem Meer aus Blut segelnde Piratenschiff brutaler wirkt als das Buch selbst dann tatsächlich ist. Dieses beschränkt sich nämlich auf ein Mindestmaß an Brutalität und richtet sich somit gezielt an seine jugendlichen Leser.

Fazit:
Mit "Vampirates: Demons of the Ocean" ist Justin Somper ein schnelllebiger und flüssig zu lesender Roman gelungen, der das Piratengenre einfallsreich mit Vampir-Mythen verbindet und so einen spannenden Plot schafft. Am Ende der kurzweiligen Lektüre bleiben noch viele Fragen offen - Fragen, die vielleicht im im Juli 2006 erschienenen zweiten Band der "Vampirates"-Reihe, "Tide of Terror", beantwortet werden.

Hinweis:
Unter dem Titel "Vampiraten - Der Fluch des Ozeans" wird der erste Band von Justin Sompers Jugendbuchreihe im Dezember 2006 auch in deutscher Übersetzung bei
Omnibus erscheinen.

Valentino Dunkenberger



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juni 2005 | ISBN: 0689872631 | 298 Seiten | Sprache: Englisch

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