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 Die Abenteuer des starken Wanja

Autoren: Otfried Preußler
Illustratoren: Herbert Holzing
Verlag: Carlsen

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der russische Bauer Wassili Grigorewitsch hat drei Söhne. Grischa und Sascha sind fleißig und wohlgeraten. Sie sind sein ganzer Stolz. Sorgen macht ihm nur Wanja, sein dritter und jüngster Sohn. Der Siebzehnjährige wird von allen nur der faule Wanja genannt. Er liegt lieber in der Sonne als zu arbeiten. Er achtet darauf, nicht in Schweiß zu kommen und keinerlei harte Arbeit zu tun. Eines Tages bittet ihn Tante Akulina, die seit dem Tod der Bäuerin den Haushalt führt, Birkenreiser für einen neuen Besen im nahen Wald zu holen.
Sie versorgt Wanja mit Eiern, Pfannkuchen, Schafskäse und Bier und schickt ihn fort. Wanja aber legt sich in die Sonne und will sich erst eine Weile ausruhen, ehe er die Reiser sammelt.
Da sieht er einen blinden, alten Mann durch den Wald auf sich zukommen. Und was ihm der Mann eröffnet, ist so fantastisch, dass Wanja lachen muss. Seine Bestimmung sei es, Zar zu werden. Er, der faule Wanja und Herrscher über ein riesiges Reich, dass hinter den weißen Bergen liegt. Aber der Alte spricht so voller Überzeugung, dass Wanja sich doch anhört, was er zu sagen hat.
Sieben Jahre soll Wanja in der Stube auf dem Ofen liegen. Niemals heruntersteigen, kein Wort mehr reden und nur noch Sonnenblumenkerne essen. Nach jedem Jahr soll er versuchen, das Dach des Hauses anzuheben. Wenn ihm dies endlich gelingt, soll er, nun der "starke Wanja", sich auf die lange Reise machen, die ihn in viele Abenteuer verwickeln und in Lebensgefahr bringen wird und an deren Ende er Zar werden wird. Wanja glaubt dem alten Mann und liegt fortan nur noch faul auf dem Ofen und knackt Sonnenblumenkerne. Oft würde er seiner Tante, dem Vater oder den Brüdern liebend gern erklären, warum er dies auf sich nimmt, doch das hat ihm der alte Mann strengstens verboten. Die Brüder aber sind schlecht auf Wanja zu sprechen, sie müssen nun die ganze Arbeit alleine tun.
Endlich sind sie es leid, vom ganzen Dorf verspottet zu werden und beschließen, das Haus in Brand zu setzen und Wanja - koste es auch ihr Vaterhaus - vom Ofen zu vertreiben.

Das 1981 erschienene Kinderbuch von Otfried Preußler "Die Abenteuer des starken Wanja" ist eine Adaptation eines alten russischen Volksmärchens. Er verdichtet das ausufernde und in vielen Varianten vorkommende Märchen und russische Volkssage zu einem wundervollen Abenteuer. Für den Leser herkömmlicher Abenteuergeschichten mutet die Geschichte zunächst ein wenig seltsam an. Ein Mensch liegt sieben Jahre auf einem Ofen, isst nur Sonnenblumenkerne und wird dabei stärker und stärker bis er das Dach der Hütte anheben kann. Auch einige Elemente der Geschichte wie der fürchterliche Och, der mit Hühnerbeinen versehene Ofen der Hexe oder der steinerne Ritter Eisensohn sind ungewohnt. Doch die einfache, sachliche Sprache Preußlers, seine Fabulierlust und sein Humor reißen jeden Leser mit.
Die sehr gradlinig erzählte Geschichte besticht durch Motive wie Menschlichkeit, die Charakterstärke der Handelnden, Freundschaft und Treue. Preußler schreckt aber auch nicht vor sehr direkten, grausam anmutenden Strafen für die Unholde zurück. Es geht teils sehr spannend zu und auch ältere Kinder und Jugendliche, sogar Erwachsene, werden ihren Spaß an diesem Abenteuer haben.
Die wunderschöne Zeichnung auf dem Einband des Buches ist von Herbert Holzing. Sie gibt stimmungsvoll eine der entscheidenden Szenen des Buches wieder. Leider aber ist es die einzige schöne Zeichnung des Buches. Die restlichen, wahllos über das Buch verteilten Illustrationen sind sehr schludrig gezeichnet und wenig gelungen. Sie werden schnell überblättert und ohne Ausnahme von den meist jüngeren Lesern missachtet. Personen sind mit wenigen, kratzigen Strichen über die vorher gekritzelten Landschaften und Hintergründe gezeichnet, keines der Bilder erreicht das Niveau der Einband-Illustration.

Das Fazit lautete mit einem Wort ausgedrückt: wunderschön. Wären nicht die nichtssagenden Bilder, das Buch hätte Bestnoten verdient. Leider ist das Ende der Geschichte nach wenigen Stunden erreicht und etwas enttäuschend. Denn einige wenige Sätze wären zum Schluss hin wichtig gewesen. Sätze über Wanjas Brüder, seine Tante, seinen Vater, die vielen Menschen, denen er auf seiner Reise begegnete.

Stefan Erlemann



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2004 | ISBN: 3551353220 | Preis: 6,50 Euro | 224 Seiten | Sprache: deutsch

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