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 Hallesche Kometen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Bildqualität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton
Mit ihrem Spielfilmdebüt "Hallesche Kometen" präsentiert Regisseurin Susanne Irina Zacharias das Drama um eine nicht einfache Vater-Sohn-Beziehung im Osten Deutschlands, die mit dem Max-Ophüls-Preis 2005 ausgezeichnet wurde.

Sein großer Traum ist das Reisen: Ben, gerade Anfang zwanzig und voller Pläne und Wünsche für die Zukunft, spart eifrig darauf, irgendwann die Welt zu sehen und über das, was er entdecken wird, zu schreiben. Diese Pläne lägen in gar nicht einmal so weiter Ferne - schließlich hat er Talent für das Schreiben, ist fleißig und ehrgeizig -, wäre da nicht sein Vater. Karl ist in den Vierzigern, arbeitslos und ungepflegt, ohne Hoffnung und Lust auf einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich gehen lassen; Vorstellungsgespräche vom Arbeitsamt schlägt er aus, bis ihm die Gelder gestrichen werden.
[PIC]Ben, der bemüht ist, seinem Vater zu Arbeit zu verhelfen, resigniert zusehends. Schließlich wird er keinesfalls seine eigenen Träume erfüllen können, wenn er sich weiter derart um seinen Vater und ihre gemeinsame Wohnung kümmern muss; all sein verdientes Geld muss Ben für den untätigen Vater und die Lebenshaltungskosten ausgeben. Die zarten Anbandelungen zwischen ihm und der netten Jana, die er kennen lernt, drohen unter der Situation zerstört zu werden; schließlich kommt Jana aus ganz anderen Verhältnissen und muss nicht jeden Cent zweimal umdrehen.
Als Ingo, Bens bester Freund, dem resignierenden jungen Mann einen nicht ganz so seriösen Nebenjob mit gutem Verdienst anbietet, kann Ben nicht Nein sagen ...

Ein gutes Händchen bewies Zacharias für ihr Debüt bei der Auswahl der Schauspieler. Sämtliche Darsteller wissen zu überzeugen, von Hanno Koffler, der den Ben mimt, über Peter Kurth als passiver, lebensferner Vater bis hin zu Marie Rönnebeck als Jana. Einfühlsam und ohne zu sehr aufzutragen, spielen die überwiegend jungen, frischen Gesichter ihre Parts; die Szenen, in denen Vater und Sohn aufeinander treffen, ob im Guten oder im Argen, stechen besonders hervor, finden sich hier eine Intensität und Intimität, die beeindruckend sind. Koffler und Kurth gelingt es, ihre Figuren ausdrucksstark und nachvollziehbar zu gestalten. Hier der junge Ben, nach außen hin selbstsicher, doch innerlich dem Zusammenbruch nahe, dort der sich dem Leben verweigernde Karl, der nicht einmal mehr auf den Balkon gehen kann, weil all die Kartons mit Sachen seiner toten Frau den Zugang versperren.
[PIC]Passend zu den jeweiligen Szenen ist die Musikuntermalung ausgewählt. Die Stücke, moderne und bekannte Songs ebenso wie rein instrumentale Stücke, unterstreichen die ruhigen Momente, geben aber auch den dynamischen Szenen Raum zur Entfaltung.
Dennoch - durch das episodenhafte Erzählen des Dramas bleibt der Zuschauer stets ein wenig auf Abstand. Dabei würde er gern eingreifen, wenn der hilflose Ben keine Kraft mehr hat, seinen Vater aufzurichten, wenn die Liebelei zwischen Ben und Jana auf der Kippe steht, wenn Ben Worte, die in seinem Gesicht zu lesen sind, nicht ausspricht.

Insgesamt ist "Hallesche Kometen" ein kleiner Film über große Emotionen, die zwar ausgelebt werden, denen jedoch die großen Höhepunkte fehlen, die den Zuschauer aus der Distanz reißen und ihn in Bens Welt ziehen, die zwischen Hoffnung und Resignation festzustecken scheint. Ein Blick auf dieses Spielfilmdebüt lohnt allemal, vielversprechend zeigt sich die Regisseurin mit ihrer Inszenierung definitiv.

Als Extras finden sich ein Audiokommentar, ein Interview mit Regisseurin Zacharias und der Kamerafrau, eine Fotogalerie vom Dreh und vom Film, Informationen zu Crew und Darstellern, ein alternatives Ende und einige Trailer auf der DVD.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. September 2006 | FSK: 6 | Laufzeit: 78 Minuten | Preis: 17,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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