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 Cosmic Encounter

Verlag: Hasbro

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


"Cosmic Encounter" aus dem Jahr 1977 gilt als einer der ganz großen Klassiker der modernen Brettspiele. Über zwanzig Jahre später wurde das Spiel von Hasbro neu aufgelegt und bekam eine optische Generalüberholung. So präsentiert sich der Titel jetzt in modernstem Gewand, mit hochwertigen Komponenten und futuristischen Grafiken - doch war das wirklich notwendig?

Ziel des Spiels ist es seit jeher, fünf Kolonien außerhalb des eigenen Heimatsystems zu errichten, wozu man die Planeten der anderen Spieler angreifen muss. Man zieht zufällig, welcher Spieler attackiert wird, schickt eins bis vier Raumschiffe von seinen Kolonien auf ein großes Mutterschiff und geht dann gegen einen der feindlichen Planeten vor. Zusätzlich kann man Mitspieler fragen, ob diese beim Angriff beziehungsweise bei der Verteidigung helfen wollen, was denen jedoch Vorteile bringt. Dann legen Angreifer und Verteidiger eine Karte aus ihrer Hand verdeckt auf den Tisch und drehen diese danach um. Meistens sind dies Angriffskarten mit einer Zahl, die zu den eigenen Schiffen plus Verbündete hinzu addiert werden. Wer danach die höhere Zahl hat, gewinnt den Kampf, alle feindlichen Schiffe kommen in das Schwarze Loch.
Es kann freilich auch passieren, dass Angreifer und Verteidiger eine Verhandlungskarte aufdecken, dann diskutieren sie sechzig Sekunden lang, wie sie diesen Konflikt auflösen und ob sie lieber Karten oder Kolonien tauschen. Legt der eine Spieler eine Verhandlungskarte und der andere eine Angriffskarte, verliert der mit der Verhandlungskarte jedoch sofort alle am Kampf beteiligten Schiffe, wird für die brutale Überrumplung des Gegners jedoch mit dessen Handkarten entschädigt. Außerdem gibt es noch mächtige Artefakte, die ganz unterschiedliche Auswirkungen auf das Spiel haben.
Die Abfolge aus Gegner ziehen, Angriffsstärke bestimmen, Verbündete einladen, Karten spielen und Ergebnis auswerten ist immer gleich und geht sehr schnell in Fleisch und Blut über, wenn man auch Anfänger doch noch gelegentlich daran erinnern muss, dass sie sich jetzt Verbündete rufen dürfen. So an sich ist der Ablauf bereits recht spaßig. Der Clou des Spiels sind allerdings die zwanzig Alienrassen, von denen jeder Spieler eine am Anfang zugeteilt bekommen hat und die die Regeln des Spiels an einer bestimmten Stelle brechen können. Beispielsweise gibt es da die Zeitmeister, die nach einem schlecht gelaufenen Kampf einfach die Zeit zurückdrehen und nochmal neue Karten spielen können. Oder die Unsterblichen, die ihre Schiffe nicht an das Schwarze Loch verlieren. Oder die Wissenden, die die Karten des Gegners einsehen können und und und ...
Bei zwanzig Völkern stellt sich natürlich die Frage, ob die auch so weit ausbalanciert sind, dass es keine übermächtige Rasse gibt. Tatsächlich funktioniert das auch, von ein oder zwei zu starken Aliens abgesehen, ganz gut, der Ausgang des Spiels hängt in allererste Linie vom Glück bei den Karten ab, dann davon, wie clever man sein Blatt und seine Alienfähigkeit einsetzt - denn das sollte gut überlegt sein, neue Karten bekommt man nämlich erst, wenn man alle anderen ausgespielt hat. So kann es leicht passieren, dass man auf mickrigen Zahlenwerten sitzen bleibt und bei Kämpfen auf keinen grünen Zweig mehr kommt. Aber wenn man geschickt vorgeht, dann können sich Kombinationen aus Karten und Fähigkeiten ergeben, bei denen sich jeder Gegner grün und blau ärgern wird.

"Cosmic Encounter" ist ein sehr soziales Brettspiel, immer wieder ist man zum Austausch mit den Mitspielern aufgefordert, sei es, um sie als Verbündete zu gewinnen, mit ihnen zu verhandeln, sich mit ihnen abzusprechen oder sie übers Ohr zu hauen. In Kombination mit den verschiedenen Aliens verleiht das dem Spiel einen enorm hohen Wiederspielwert, denn keine Partie wird wie die andere aussehen.
Doch hatte bereits das Originalspiel von ’77 mit einigen Erweiterungen bereits über fünfzig Rassen zu bieten anstatt nur zwanzig, einige weitere der alten Features wurden ebenfalls nicht übernommen. Stattdessen hat man vor allem auf die Ausstattung der neuen Auflage gesetzt - und die kann sich zumindest sehen lassen:
Große Pappscheiben mit den Planeten drauf lassen sich je nach Spielerzahl um das Schwarze Loch in der Mitte legen und bilden das Spielbrett. Jeder Spieler hat zwanzig daumnagelgroße Raumschiffe aus solidem, schön gearbeiteten Plastik sowie ein mittelgroßes Trägerschiff, in dem die kleineren Teile untergebracht werden können. Highlight der Ausstattung ist aber sicherlich einerseits das faustgroße, äußerst detaillierte Mutterschiff aus Plastik sowie die dicken Pappkarten mit den exzellenten, fremdartigen Alienporträts. Die Komponenten sind absolut hochwertig - doch was nützt all die Hochwertigkeit, wenn die Teile keinen Zweck erfüllen? Vor allem die größten Teile, also das Mutterschiff und die Träger, wird man nach wenigen Partien schon nicht mehr aus der Packung nehmen, weil man die eigenen Raumschiffe auch einfach auf den Spielplan stellen kann, ohne sie erst umständlich in die größeren Objekte reinzufummeln. Generell wirkt die Ausstattung für dieses recht simple und recht alte Spielprinzip unglaublich aufgeblasen und teilweise schlichtweg unnötig. Schön aussehen tut es freilich trotzdem.

Ein weiteres Manko gegenüber dem Original: Dieses konnte man mit fünf, sechs oder noch viel mehr Spielern spielen, an der neuen Auflage von "Cosmic Encounter" können nur noch maximal vier Personen teilnehmen. Mit zwei Teilnehmern ist das Spiel zudem langweilig und unspielbar, hier gewinnt der mit der stärkeren Alienrasse. Zu dritt ist es ganz okay, am meisten Spaß macht es jedoch nur in voller Besetzung zu viert - und ab dann muss man auch schon recht lange warten, bis man mal wieder am Zug ist. Trotzdem hat sich das Prinzip des Spiels über die Jahre sehr gut gehalten und macht mit drei guten Freunden auch zwei- oder dreimal hintereinander eine Menge Spaß. Wenn einem die Ausstattung jedoch nicht so wichtig ist, sollte man sich lieber nach einer älteren Ausgabe von "Cosmic Encounter" umsehen.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 01. Januar 2002 | FSK: 12 | Preis: 24,95 Euro

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