Schatten über dem alten und mächtigen Reich Eärwa: Während Fürsten und Könige verdeckt und offen um die Macht streiten, ruft die inrithische Kirche zum Kreuzzug gegen die Heiden des Südens auf, die Fanim. Ein gewaltiges Heer findet sich ein, in dem Fanatiker und zynische Söldner, Hexenmeister und machtgierige Feldherren aufeinandertreffen. Dabei kocht manch einer sein eigenes Süppchen, und die unterschwelligen Spannungen und Konflikte hitzen sich mehr und mehr auf. In der dunklen Dämmerung einer sich ankündigenden Schlacht sucht Anasûrimbor Kellhus, ein Mönch des rationalistischen Dûnyain-Ordens, nach seinem verschollenen Vater, und der "Mandat" Drusus Archamian schleicht sich als Spion in die Reihen der Inrithischen Kirche ein. In einer parallelen Handlung, die im Norden von Eärwa in der Steppe Jiünati angesiedelt ist, bereitet sich derweil der Clanskrieger Cnaiür auf einen Rachefeldzug vor, der ihn unmittelbar in den Heiligen Krieg gegen die Fanim hineinzieht.

Beeindruckende Charaktere, eine düstere und blutgetränkte Atmosphäre und kernige Dialoge zeichnen das Debütwerk des kanadischen Fantasyautors R. Scott Bakkers aus. Der Auftakt zu seiner Trilogie "The Prince of Nothing" (dt.: Der Krieg der Propheten) ist dabei keine leichte Kost: Eine hohe Figurendichte, ein komplexer und sich nur langsam entfaltender Hintergrund sowie die zunächst behutsam voranschreitende Handlung erfordern Geduld vom Leser. Wer sich aber auf "Schattenfall" einlässt, wird schnell von Bakkers ausschweifender und üppiger Geschichte gefesselt werden.

Das ganze wird vom Klett Cotta-Verlag in einer wunderschönen Hardcover-Ausgabe präsentiert. Der edle, schwarze Einband, verziert mit geheimnisvollen goldenen Schriftzeichen, ist ein echter Blickfang und zeigt, dass auch in den Verlagsetagen endlich mehr Wert auf geschmackvolle Präsentation gelegt wird. Großartig! Zwei hochwertige Karten im Innencover und ein Lesebändchen bestätigen den guten Eindruck und zeigen, dass diese Ausgabe ihr Geld wert ist. Bakker, der sich mit seinem dunklen Debütroman hervorragend in die Tradition der neueren, härteren Phantastik einreiht, sollte in keinem Fantasyregal fehlen - sofern der Leser keine Angst vor komplexen Stoffen hat.