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 Roy Grace, Band 2: Stirb schön

Serie: Roy Grace, Band 2
Autoren: Peter James
Übersetzer: Susanne Goga-Klinkenberg
Verlag: Scherz

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Eigentlich führt Tom Bryce ein vorbildliches Leben. Das Familienglück ist perfekt mit gediegenem Haus, zwei wohlgeratenen Kindern und seiner attraktiven und ihn liebenden Ehefrau Kellie. Einzig dass Kellie anscheinend Ebay-süchtig ist und mit vollen Händen Geld ausgibt für Dinge, die sie nicht brauchen und sich eigentlich nicht leisten können - denn die finanzielle Lage von Toms Firma steht nach den Terroranschlägen vom 11. September nicht zum Besten -, macht Tom Kummer. Auf dem Weg von der Firma nach Hause nimmt Toms Leben jedoch eine äußerst gefährliche Wendung: In der Bahn lässt ein Fahrgast eine CD-Rom auf dem Sitz gegenüber liegen. Hilfsbereit und naiv wie Tom ist, legt er die CD-Rom zuhause prompt in seinen Laptop ein, um Rückschlüsse auf den Besitzer zu ziehen und die CD zurückgeben zu können. Doch was er sieht, lässt ihm den Atem stocken: Eine attraktive Frau wird vor laufender Kamera brutal mit unzähligen Messerstichen getötet, geradezu hingerichtet. Tom hält die grausigen Bilder zunächst für einen schlechten Scherz oder einen ihm unbekannten Horrorfilm, doch schon bald muss er erkennen, dass hinter dem Mord eine professionelle und hochgefährliche Organisation steckt. Tom erhält eine E-Mail, die ihn auffordert, sich von nun an ausschließlich um seine eigenen Dinge zu kümmern, ansonsten würde seine Familie ermordet. Nicht lange danach entdeckt Tom in der Zeitung eine Meldung über einen grauenhaften Frauenmord; lediglich ein Torso und eine Hand wurden auf einem Feld gefunden. Tom gerät in einen Gewissenskonflikt - soll er zur Polizei gehen und melden, was er gesehen hat, oder soll er seine Familie schützen und so tun, als sei nichts geschehen?

Mit "Stirb schön" legt der Thrillerautor Peter James seinen nächsten Roman nach dem hoch spannenden "Stirb ewig" vor. Beide Geschichten haben nicht unmittelbar etwas miteinander zu tun, sie folgen aber zeitlich aufeinander und sind im selben Handlungsrahmen und am gleichen Ort, im südenglischen Brighton, angesiedelt. Auch diesem Fall ermittelt Superintendent Roy Grace, der dem Leser aus dem ersten Roman ein Begriff ist. In "Stirb schön" wird folgerichtig auf einiges aufgebaut, was im ersten Band angerissen wurde - die Rolle von Grace’ spurlos verschwundener Frau, seine Vorliebe für übernatürliche Medien und seine Annäherungsversuche an die attraktive Leichenbeschauerin Cleo.

Peter James versteht es unbestritten, spannend zu schreiben und gut zu unterhalten. Das Hauptkriterium für einen guten Thriller ist also schon erfüllt. Leider ist die Handlung weitaus weniger spannend als der atemberaubende Vorgänger "Stirb ewig", der den Leser mit immer neuen, erschreckenden Wendungen schockierte und fesselte. Die Zutaten in "Stirb schön" sind leider nicht nur wenig neuartig oder originell, sie sind auch schon zigmal in anderen Romanen und Filmen verwendet worden. Die Idee, dass ein Insekt im Körper des Mordopfers gefunden wird und einen Hinweis auf den Mörder gibt, muss seit "Das Schweigen der Lämmer" zwangsläufig wie geklaut oder halbherzig kopiert wirken. So sorgt lediglich die Beschreibung, wie das Insekt aus der Leiche gepult wird, für Ekel beim Leser, ebenso der anschließende Besuch auf der schmuddeligen Farm eines Insektenzüchters. Die anderen Handlungselemente sind leider auch bereits ein wenig ausgereizt: Snuff-Filme und perverse Internetseiten kennt man beispielsweise aus "8 MM" oder "Fear dot com". Der von Gewissensbissen zerfressene brave Familienvater, der um seine Familie fürchtet, ist auch zur Genüge bekannt. Die Nebenfiguren reißen es dann leider auch nicht mehr heraus, obwohl sie gute Ansätze haben - der Gangsterboss mit pädophilen Zügen, seine grobschlächtigen Handlanger mit stark osteuropäischem Akzent und ein weltfremder Computer-Geek sind allesamt recht klischeehafte Figuren, die zwar unterhalten, aber leider nicht qualitativ hochwertig unterhalten. Zumal sich dem Leser gelegentlich Logikfragen aufdrängen, etwa die, warum die fiesen Killer ihre Opfer gewohnheitsmäßig in Säure auflösen, aber den Torso der ermordeten jungen Frau auf einem Acker liegenlassen.

Dies alles klingt schlimmer, als der Roman dann tatsächlich ist. Das Buch liest sich leicht und unterhaltsam, ist durchaus spannend, spart nicht an brutaler Gewalt und besitzt so einige Highlights.

Nach "Stirb ewig", der atemlose Spannung mit bösen Wendungen und einem irrwitzigen Wettlauf mit der Zeit vereinte, wirkt dieser Thriller allerdings insgesamt etwas enttäuschend. Sprachlich ist das Buch in Ordnung und bewegt sich auf gewohntem Thriller-Niveau; lediglich manchmal lässt sich der Autor zu grauenhaft peinlichen Szenen hinreißen, etwa wenn Ermittler Roy Grace dem Familienhund der Bryces in die traurigen Augen blickt und sich sagt, dass er seine Arbeit auch diesem Familienmitglied schuldet.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. September 2006 | ISBN: 3502100454 | Originaltitel: Looking good dead | Preis: 17,90 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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