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 Hämoglobin


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Spannung


Jacks Gutenachtgeschichten sind ausgewählte, geschliffene Horrorstories. Jede davon ein blutiges Bündel böser Überraschungen, gewoben aus Angst und Irrsinn, vernäht mit dem Faden schneidender Ironie.
Torsten Sträter demonstriert eindrucksvoll, dass das Grauen nicht nur auf verfallenen Friedhöfen oder fernen schottischen Schlössern wütet. Es kann uns ebenso ereilen in Altenheimen, auf Autobahnen oder gar im heimischen Wohnzimmer. Es gibt kein Entrinnen.

Die Stories im einzelnen:
1. Jägerlatein
Paranoide Wahnvorstellungen und ihr deletäres Ende.
2. Hämoglobin
Ein Labor-Kurier und sein Fahrzeug, das verhängnisvollerweise keine Klimaanlage hat.
3. Der Geruch von Blau
In einem Pflegeheim wohnt ein gar nicht so pflegebedürftiger Greis mit einem schrecklichen Geheimnis.
4. Berechtigter Münz-Einwurf
Wenn Kaugummi-Automaten Augäpfel anstelle von Kaugummi ausspucken, dann stimmt etwas nicht.
5.Der Mitbewohner
Bisweilen sind Mörder ganz nützliche Leute.
6.Nachtprogramm
Wenn Tote im Fernsehen wiederauferstehen, ist das für manche ein Grund zur Freude.
7. Eine Frage der Form
Bei der Beschwörung des Teufels geht trotz professionellen Managements einiges schief.
8.Saldo Mortale
Manche haben einen etwas eigenwilligen Gerechtigkeitssinn.
9. Ein Brief, zähneknirschend verfasst
Das Zähneknirschen ist hier wörtlich zu nehmen.
10. Mr. Daniels und ich an der Tankstelle der lebenden Toten
Trauen Sie keinem Kassierer, der aussieht, als stünde er unter Drogen! Und seinem Chef schon gar nicht. Von dem komischen Kerl aus der Karibik ganz zu schweigen ...


Wie immer und überall so gibt es auch an der Literaturmedaille zwei Seiten.
Bei diesem Buch treten sie besonders hervor.
Doch wie in der Mathematik, beginne ich mit dem POSITIVEN.
Dem Autor!
Hämoglobin war das erste Buch, das ich von Torsten Sträter gelesen habe. Ich muß sagen, sein minimalistischer Stil spricht mich sehr an. Hier ist kein Schwafler, kein künstlicher Seitenfüller am Werk, sondern ein Autor, der auch mit wenigen Worten etwas zu "sagen" hat. Somit hat er sein Klassenziel, auch nach MRR erfüllt, der schon immer sagte: zwei Worte sind gut, eins ist besser!
Jede Story ist in meinem Augen ungewöhnlich, die Plots entspringen keinem Einheitsbrei. Vor allem hält sich der Autor weitestgehend von Klischees fern oder benutzt sie sehr sorgsam, dennoch erzeugt er atmosphärische Dichte.
Geschichten wie DER MITBEWOHNER, NACHTPROGRAMM und EIN BRIEF ZÄHNEKNIRSCHEND VERFASST beweisen das.
Bezeichnenderweise gehört dann auch die längste Story nicht unbedingt zu den besten.

Soviel zum Autor, von dem ich noch mehr lesen möchte!!!

Komme ich zu der Kehrseite der Medaille.
Dem Handwerklichen!
Da wurde leider weniger Sorgfalt an das Buch gelegt, als es der Autor an seinen Texten getan hat - was mich sehr betrübt, da er BESSERES verdient hätte.
Der ELDUR-Verlag äußerte mir gegenüber einmal den Anspruch besonders großen Wert auf ein gutes Lektorat zu legen. Dieser Anspruch muß erst nach diesem Titel erwachsen sein, denn Hämoglobin, in neuer Rechtschreibung gesetzt, wimmelt vor Fehlern. Hier hat der Verlag deutlich am falschen Ende gespart und wäre klüger beraten gewesen, den Titel ordentlich lektorieren zu lassen.
Auch der Satz ist ein Ärgernis. Ständig werden durch unmotoviert gesetzte Leerzeilen, Szenen auseinandergezerrt, was den Lesefluß empfindlich stört. Es liegt der Verdacht nahe, daß hier auf Seitenzahl getrimmt wurde. Darauf sollte der Verlag künftig verzichten.
Ebenso hat sich das ein oder andere Hurenkind eingeschlichen, der Rand ist nicht optimal...
Auch der Einband ist bemängelnswert. Da er nicht folienkaschiert ist, ist seine Haltbarkeit sehr begrenzt. Der Buchrücken greift sich sehr schnell ab und verliert die schwarze Farbe und man sieht jeden Fingerabdruck auf dem Cover, was mich - die ich Bücher wie rohe Eier behandele - und die Titel guter Autoren (wie Sträter) häufiger in die Hand nehme, ärgerlich stimmt..
Ebenso unsinnig finde ich die gefakten Vitae des Verlages. Der Leser erfährt nichts über den Autor, außer irgendeinen zusammengeschriebenen Unsinn... der sich im Impressum fortsetzt. Das erweckt in mir den Eindruck: hier will ein Verlag betont forsch und "anders" sein, wirkt aber eher wie die sprichwörtliche "Faust aufs Auge". Da wäre weniger auch mehr.

Da dies aber mein erster Titel des Verlages ist, den ich rezensiere, kann ich nicht beurteilen, ob die handwerklichen Mängel dieses Titels eine Ausnahme bilden. Ich werde es nach der Lektüre der anderen Titel, die mir vorliegen wissen!
Daher erwähne ich diesen Punkt im Rahmen einer korrekten Beurteilung, bewerte ihn aber nicht über.

Fazit . Trotz der handwerklichen Schwächen, ist das Buch den Kauf wert - allein wegen der erzählerischen Dichte des Autors !!!
Bei Amazon würde der Autor von mir 5 Sterne erhalten, der Verlag leider nur zwei.

Alisha Bionda



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2005 | ISBN: 3937419039 | Preis: 7,95 Euro | 184 Seiten | Sprache: Deutsch

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