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 Das Spiel Azad


Cover
Gesamt ++++-
"Das Spiel Azad" ist in Iain Banks' Kulturuniversum angesiedelt. Die Kultur ist eine fortgeschrittene Zivilisation, die sich über den Weltraum ausgebreitet hat. Sie ist hedonistisch, erkennt Maschinengehirne als gleichwertig an (beziehungsweise die Gehirne lenken die Kultur) und tritt für Frieden und Freiheit im Weltraum ein.

Zentralfigur dieses Romans ist der Spieler Jernau Morat Gurgeh. Sein gesamtes Leben drehte sich bislang um Spiele und er gilt als der beste und anpassungsfähigste Spieler der ganzen Kultur.
Als ihm das Leben zu fad wird, bekommt er ein besonderes Angebot: Er soll an einem ganz besonderen Spiel teilnehmen. Im Imperium von Azad werden sämtliche Posten und Ämter bis hinauf zum Kaiser durch ein Spiel vergeben. Der Geheimdienst der Kultur schickt ihn dorthin, wo er als Gast an dem Turnier teilnehmen soll, freilich ohne die Chance, dadurch ein Amt zu übernehmen.
Für seine Mitspieler dagegen ist das Spiel absoluter Ernst, entscheidet es doch über Stand und Ansehen. Das Imperium von Azad wird dabei als direkter Gegensatz zur Kultur dargestellt: Während in dieser alle Menschen im Überfluss leben, sich frei entfalten können und jeder toleriert wird, ist das Imperium ein Ort, an dem Menschen ausgebeutet werden, in dem Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorherrscht und Militär und Geheimdienst die Gesellschaft kontrollieren.

Der Beginn des Romans ist zunächst sehr gemächlich. Im ersten Viertel wird zunächst die Kultur dargestellt und Gurgeh als ihr Vertreter.
Ab dem zweiten Teil geht es um das Imperium und das Spiel Azad. Obwohl Gurgeh sich von Anfang an gegen mehrere Gegner durchsetzen muss, die sich gegen ihn, den Fremden, verbünden, schafft er es durch sein Geschick und seine Erfahrung, die nächste Runde zu erreichen.
Doch die Einsätze werden immer höher und Spiel gefährlicher, ist es doch durchaus möglich, um körperliche Verstümmelungen zu wetten.

Das Buch lebt vor allem vom Gegensatz zwischen Kultur und Azad, das als überspitzte Version unserer Welt erscheint, während die Kultur ein real gewordenes Utopia ist.
Das Buch beginnt etwas langsam, kommt kurzzeitig in Fahrt, um dann wieder alles Tempo zu verlieren. Die Beschreibungen des Spiels sind nicht sehr detailliert, die Feinheiten bleiben im Unklaren, doch kann man von einem Autor kaum erwarten, ein Spiel zu entwerfen, das die Grundlage einer ganzen Kultur bilden soll. Banks spart nicht mit Kritik an Azad, aber es wird auch deutlich, dass die Kultur ebenfalls Interessen hat, die sie durchsetzen will und für die sie bereit ist, Menschen zu manipulieren und über Leichen zu gehen.

"Das Spiel Azad" ist spannend zu lesen und gute Unterhaltungsliteratur. Etwas völlig Neues und Überwältigendes ist Banks' Werk dagegen nicht, es reiht sich in die lange Reihe der Space Operas ein, auch wenn es zu den besseren Vertretern gehört.

Konrad Schwenke



Softcover | Erschienen: 1. Januar 1990 | ISBN: 3453042751 | Originaltitel: The Player of Games | 446 Seiten | Sprache: Deutsch

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