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 Fixsterne

Autoren: Joachim Frank
Verlag: Wiesenburg

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Alli, gefangen in seinem immerwährenden Alltagstrott, hat eine Auszeit genommen von der Arbeit, seiner Frau und allen lästigen Verpflichtungen und ist nach Ägypten gereist. Dort trifft er auf zwei Ehepaare, Teilnehmer einer Pauschalreise; er fühlt sich spontan zu einer der Frauen hingezogen. Zwischen ihm und Benny, deren hochgesteckte Ideale sich in der Ehe mit einem nüchternen Geschäftsmann nicht verwirklichen lassen, entsteht eine intensive Anziehung, als seien sie zwei einander umkreisende Sterne, und beide werden durch die Begegnung in ihrem Innersten erschüttert.
Dennoch sind Benny und Alli weiterhin zu tief in ihrem jeweils angestammten privaten Umfeld verwurzelt, sodass diese Konstellation nur vage und nicht von Dauer sein kann. Benny reist mit ihrem Mann und ihren Freunden weiter. Alli, aufgewühlt und aus der Bahn geworfen, sucht auf der Rückreise einen Freund in Spanien auf. Unterwegs begegnen ihm zwei junge Landsleute, scheinbares Strandgut der Gesellschaft, die ihre Bedürfnisse nur durch Gewalt artikulieren können. Alli, der ihnen unvoreingenommen begegnet, muss auf sie schon aufgrund seiner Ferne zu ihnen wie ein dem Anschein nach unverrückbar positionierter Fixstern wirken. Und er, der eigentlich in seiner augenblicklichen Situation selbst Hilfe benötigt, vermag ihnen ein Stück Orientierung zu geben.
Alli kehrt heim in die Vertrautheit seiner alten Existenz und stellt überrascht fest, dass Fixsterne sich eben doch bewegen, trotz ihrer Ferne - manchmal sogar unverhofft schnell.

Die Handlung des Romans besteht aus mehreren Strängen, die zuweilen parallel verlaufen, sich kreuzen, miteinander verflochten werden und schließlich wieder eine eigene Richtung verfolgen. Somit gibt es auch mehrere Protagonisten, die der Leser in kritischen Phasen ihres Lebens kennen lernt. Bei Alli und Benny mag es die so genannte "Midlife-Crisis" sein, die ihnen die Orientierung raubt; Dimo und Dogge, die jungen Männer, die Alli in Spanien regelrecht zulaufen, befinden sich in der schwierigen Zeit des Umbruchs zu Beginn des Erwachsenenlebens. Die Suche nach Orientierung zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman, denn selbst Bennys grundsolider und selbstsicherer Ehemann fühlt zuweilen, auf welch dünnem Eis sich sein Weltbild bewegt.
Alli liest unterwegs immer wieder in Stephen Hawkings bekanntem Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" und erkennt, dass ein Menschenleben manche Ähnlichkeit mit Vorgängen im Universum aufweist. Denn letztlich ist, wie Einstein nachwies, alles relativ, und selbst die Fixsterne sind, analog zu den uns nahe stehenden Menschen, keineswegs starr angeordnet wie in den Weltbildern von Antike und Mittelalter, sondern in ständiger Bewegung.

Joachim Frank wirft als kluger Beobachter Fragen auf, die Menschen jeden Alters berühren, und seine lebendig und authentisch gezeichneten Charaktere bieten dem Leser Ansätze zur Annährung an eine Lösung; finden muss sie freilich jeder für sich selbst. Der klare, trotz seiner Individualität sehr angenehme Stil trägt neben der rasch vorandrängenden Handlung dazu bei, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2006 | ISBN: 3937101853 | Preis: 19,80 Euro | 289 Seiten | Sprache: Deutsch

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