"Hamlet", der Dänenprinz, vielleicht das eindrucksvollste Drama von William Shakespeare, auf jeden Fall aber eines, das unglaublich in die Kultur ausgestrahlt hat, in allen Künsten und bis hinein in die Alltagssprache. Schließlich ist doch "etwas faul im Staate Dänemark!" und "sein oder nicht sein" ist immer noch die Frage aller Fragen. Dietrich Schwanitz hatte vor seinem Tod ein neues großes Projekt begonnen, das sämtliche Dramen des größten Dramatikers aller Zeiten behandeln und erklären sollte. Darüber verstarb der Bestsellerautor und ließ nur einige Fragmente zurück. Ziemlich vollständig ist nur der Hamlet und so hat Eichborn diesen Teil zu einem schmalen Buch von 162 informativen und unterhaltsamen Seiten gemacht.

Schwanitz erzählt den Hamlet nach, erklärt die Grundsituation, lässt den Geist von Hamlets Vater auferstehen und erzählt und erklärt hier und da genauer, übersetzt Hamlet in Teilen neu und zitiert den Klassiker sowohl im englischen Original als auch in der klassischen Schlegel-Tieck-Übersetzung. Dabei nimmt er manche Passagen aufs Genaueste auseinander, andere übergeht er einigermaßen großzügig. Und in vielen Momenten hat er einfach eine andere Übersetzung parat als die bekannte, weiß auch die komplizierten Wortspiele und Zusammenhänge zu erklären, die ansonsten gern mal fehlen, weil der Herr Professor Schwanitz, jahrzehntelang Dozent für englische Literatur, einfach einen Bildungshorizont hat, mit dem er viele kleine Zusammenhänge erklären kann, vieles sieht, das weder der normale Theatergänger noch der Leser des Dramas sehen kann.

Sprachlich weiß auch Schwanitz zu überzeugen, dieses Buch ist keine dröge Abhandlung, sondern ein gut lesbares Buch über ein Stück, das Schwanitz offenkundig liebt. So hält er sich denn auch eigentlich in vielem zurück, rückt immer nur Hamlet und seinen Schöpfer in den Mittelpunkt. So gibt er eine Einführung in "Hamlet" und durchaus auch in Shakespeare, die jedem Studenten der Literaturwissenschaften Freude machen wird, jedem Schüler, der sich mit Hamlet plagt, eine Erleuchtung und für alle sonst eine gut geschriebene Geschichte über ein großartiges Werk sein wird.