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 DSA-Roman, Band 24: Das Gesicht am Fenster

Serie: DSA-Roman, Band 24
Autoren: Bernhard Hennen
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
So hatte sich Tikian, der geflohene Adlige aus dem Lieblichen Feld, den Söldnerdienst wohl nicht vorgestellt. Mit seinem Freund Gion, einem Bogenschützen, hat er sich den Söldnertruppen angeschlossen und ist in den tiefen Dschungel gezogen. Hier warten jedoch nicht nur der Feind, sondern auch die hier beheimateten Waldmenschen-Stämme, wie die Moha. Den geländekundigen Mohaha haben die schlecht ausgebildeten Söldner nichts entgegen zu setzen und nur durch einen Zufall gelingt ihnen die Flucht vor dem sicheren Tod. Bald finden sich die zwei Freunde und die neue Liebe Gions, die Magierin Elena, in Al´Anfa wieder, wo sich ihre Wege schnell trennen und jeder sein eigenes Schicksal antritt.
Während Elena, deren Liebe zu Gion wie verflogen ist, bei einem der Granden Al´Anfas eine Anstellung findet, landet Tikian auf der Straße der "Pestbeule des Südens", die ihm sogleich zeigt, dass sie ihren Namen verdient hat.
Gerade noch hat Tikian eine eher schlechte Nacht mit einer der vielen Huren der Stadt verbracht, schon wird er festgenommen und des Mordes an der Frau von letzter Nacht angeklagt. Doch noch schlimmer, er soll sie gehäutet haben. Wohl aufgrund dieser Grausamkeit ist es gänzlich aussichtslos, auf einen gerechten Prozess zu hoffen, und so findet sich Tikian bald auf dem staubigen Boden einer Arena wieder, wo er bis zu seinem Tod nur noch zur Unterhaltung der Bürger dienen soll. Doch lässt der Fechtmeister sich nicht so leicht unterkriegen und schlägt seinen ersten Gegner, verschont den zweiten, eine junge tapfere Frau. Beeindruckt vom Kampfstil und der Dickköpfigkeit des Fechters, ersteigert die Bordellbesitzerin Consuela diesen als Sklaven für ihr Haus.
Die Schicksale in Al´Anfa ändern sich schnell und so wird Tikian nicht Sklave, sondern bezahlter Wächter mit freiem Ausgang, sodass er seinem Ziel nachgehen kann, seine Unschuld zu beweisen. Auch gibt es Anzeichen, dass sich sein - seit einem großen Brand verschollener - Großvater einst in dieser Region der Stadt aufhielt. Diese Erkenntnis fesselt sein Interesse und es zeigt sich, dass Tikians Ahne wohl auch etwas mit der Verschwörung gegen den Patriarchen zu tun hatte, und auch der große Brand im so genannten Schlund scheint noch nicht vollends aufgedeckt zu sein.
Die Schwierigkeiten nehmen zu, als auch die "Hand Borons" auf ihn aufmerksam wird und sich gestört fühlt. Ein Kopfgeld wird ausgesetzt und nach einem Streit mit Gion scheint sich nicht nur ein verwirrter Moha für seinen Kopf zu interessieren.

"Das Gesicht am Fenster" ist der Aufhänger für eine gelungene Kriminalgeschichte inmitten al´anfanischer Gegebenheiten. Wie man von Bernhard Hennen erwarten kann, wird die fast fehlerfreie Geschichte durch genaue und gut eingefügte Beschreibungen der Figuren und Lokalitäten bereichert. Trotz einiger Fehler (Heisnde statt Hesinde; Bronos statt Borons und kleinere Tippfehler, sowie Mohas statt Mohaha) ist somit ein flüssig zu lesendes Stück entstanden, welches durch unerwartete Wendungen, wie die Befreiung Tikians aus der Arena, durchgängig spannend bleibt.
Karten der Region sowie das obligatorische Sach- und Namensregister geben Übersicht und machen es auch einem unerfahrenen DSA-Leser möglich, die Lektüre ohne größere Verwirrungen zu verstehen. Lediglich die Papierqualität lässt etwas zu wünschen übrig, da sie zu dünn gewählt wurde.
Zwischenzeitlich wird die Geschichte etwas anspruchsvoller und nur langsam versteht man die Zusammenhänge des großen Brands und dem Treiben im Haus der Consuela. Zusätzlicher Anspruch wird durch die insgesamt vier gleichgestellten Erzählstränge gefordert, was die Geschichte abwechslungsreich wirken lässt.
Leider kommen die Empfindungen der Charaktere entgegen anderer Werke Hennens hier etwas zu kurz, was sich bei einer Kriminalgeschichte aber durchaus entschuldigen lässt, zumal sie sehr gelungen ist.

Ein spannendes und unvorhersehbares Kriminalstück in einem hervorragend dargestellten Al´Anfa mit all seinen Vor- und Nachteilen. Wie gewohnt erfreut Bernhard Hennen mit konsequenter Logik und schönen Beschreibungen, auch wenn die Geschichte teilweise etwas suspekt erscheint. Eine gelungene Mischung aus guter Feder.

Markus Bug



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 1997 | ISBN: 3453119509 | Preis: 6,60 Euro | 512 Seiten | Sprache: deutsch

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