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 Das kalte Lächeln des Meeres


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Da sein Haus direkt am Strand liegt, nutzt Commissario Montalbano oft ein erfrischendes Bad im Meer, um seine Gedanken treiben zu lassen und Abstand von der Arbeit zu bekommen. Dieses Mal allerdings verfolgt ihn die Arbeit selbst noch auf hoher See, denn während er im Wasser schwimmt, entdeckt er eine Leiche, die neben ihm treibt. Ganz Polizist, windet er sich aus seiner Badehose, um diese am Arm des Leichnams zu befestigen, damit er sich das andere Ende um seinen Fuß binden kann. So mit dem Leichnam verbunden schwimmt er zurück zum Ufer, wo ihn ein aufgebrachtes Ehepaar mit einem Revolver bedroht und als Mörder beschimpft. Seine herbeigerufenen Kollegen klären rasch die Sachlage, bringen allerdings auch einen Reporter mit, der den Commissario im Adamskostüm auf die Titelseite und in die Fernsehnachrichten befördert.

Somit werden die Ermittlungen im Fall der Wasserleiche zu einer persönlichen Sache von Salvo Montalbano. Allerdings scheint es so, als gäbe es gar keinen Fall, da die Leiche mehrere Wochen im Wasser getrieben ist. Die festgestellte Todesursache ist Tod durch Ertrinken und damit ist der Fall abgeschlossen. Gleichzeitig legt an der sizilianischen Küste auch ein Boot mit illegalen Einwanderern an. Durch seine Geistesgegenwart hält Montalbano dort einen flüchtenden Jungen auf und befördert ihn in die Arme seiner verzweifelten Mutter zurück. Als dann aber der Junge kurz darauf von einem Auto absichtlich überfahren wird, bekommt auch dieser Fall eine persönliche Dimension für den Commissario. Denn das Verhalten des kleinen sechsjährigen Flüchtlings erschien ihm schon von Anfang an suspekt. Als er erfahren muss, dass auch die Mutter und die restlichen Geschwister des Jungen spurlos verschwunden sind, wittert Montalbano ein Verbrechen. Auf eigene Faust betreibt er seine Ermittlungen, die ihn an den Rand des Todes treiben und erkennen lassen, dass es in Sizilien mehr Gewalt und Grausamkeiten gibt, als er angenommen hatte.

Bitter enttäuscht von der sizilianischen Polizei möchte Salvo Montalbano seinen Abschied nehmen. Kritzeleien an der Wand des Kommissariats und der Unmut der Bevölkerung scheinen ihn in seinem Vorhaben zu bestätigen. Allerdings tauchen zwei ungewöhnliche Todesopfer auf, die beide im normalen Alltag der Polizei untergehen. Lediglich Salvo Montalbano wittert hinter beiden ein Verbrechen. Mühsam klaubt er die einzelnen Puzzleteile zu seinem vollständigen Bild zusammen. Dabei gelangt er nicht nur an die Grenzen seiner körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern auch an die Grenzen dessen, was er an Unrecht ertragen kann, da er sich selbst die Schuld am Tod des kleinen Jungen gibt. Denn so wie er das sieht, hat er, Commissario Montalbano, den Jungen in die Hände derer zurückgegeben, die seinen Tod zu verantworten haben.

"Das kalte Lächeln des Meeres" ist ein Roman, der sich sehr auf die Veränderungen im Leben und der Einstellung Montalbanos konzentriert. Der Leser erhält einen sehr tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Polizisten, der sein Heimatland liebt und maßlos von diesem enttäuscht ist. Auch die beiden Fälle, in denen Montalbano ermittelt, haben beide eine sehr persönliche Note. Nicht nur für Montalbano, auch für den Leser setzen sich die vielen Hinweise erst am Schluss zu einem vollständigen Bild zusammen.

Auch in diesem Kriminalroman hält Andrea Camilleri das Interesse des Lesers an seiner Hauptfigur wach. Ein rätselhafter Fall, ein korruptes Sizilien, gutes Essen und schöne Frauen sind das, was diesen Krimi ausmacht. Und genau das wollen seine Fans auch lesen.



Daniela Hanisch



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2005 | ISBN: 3404921933 | Originaltitel: Il Giro Di Boa | Preis: 8,95 Euro | 283 Seiten | Sprache: Deutsch

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