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 Das Lied von Eis und Feuer, Band 7: Zeit der Krähen

Das Lied von Eis und Feuer 7


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die Fantasysaga der Superlative, "Das Lied von Eis und Feuer", ging 2006 nach langer Wartezeit weiter. Mit "A Feast for Crows” legte George R. R. Martin den vierten Band vor, der leider wie bisher auch im Deutschen in zwei Teile geteilt wurde. "Zeit der Krähen" ist der erste Teil und damit der siebte deutsche. Martin hat nach eigener Aussage den eigentlichen vierten Band in zwei Teile geteilt, "Feast for Crows" spielt im inneren der sieben Königslande von Westeros, der nächste Gesamtband wird die gleiche Zeit an der Mauer und an weiteren Orten außerhalb des Kontinents spielen.

"Zeit der Krähen" hat dementsprechend eine etwas kleinere Zahl an Erzählerfiguren. Und erstmals gibt es noch eine Menge Nebenkapitel, die im besonderen die Vorkommnisse auf den Iron Islands und in Dorne erzählen.

Cersei ist immer noch die Königin, immer noch der Vormund des Königs, allerdings ist Joffrey tot und mit Tommen nun ein kleiner pummeliger Junge auf dem eisernen Thron. Cersei braucht eine neue Hand des Königs, nachdem ihr Bruder Tyrion ihren Vater umgebracht hat. Außerdem gibt es in King’s Landing noch Probleme mit fanatischen Gläubigen und Tommen muss trotz seiner Jugend schon verheiratet werden, damit die Pakte mit Highgarden bestehen bleiben.

Jaime, Cerseis Zwillingsbruder, hat nach langer Gefangenschaft und Flucht ernsthafte Probleme, seinen Platz am Hofe wieder einzunehmen. Seine fehlende Hand hilft dabei auch nicht wirklich, speziell weil er als Commander der Königswache nur dann wirklich hilfreich sein kann, wenn er lernt, mit seiner Linken so zu fechten, wie er es einst mit der Rechten tat.

Brienne von Tarth, die kämpferische Jungfrau, die lange mit Jaime unterwegs war, hat von ihm einen Auftrag bekommen und ein ganz besonderes Schwert, das Cersei ihm geschenkt hat. Brienne soll Arya und Sansa Stark finden, die beiden Töchter der geköpften königlichen Hand Ned Stark. Arya ist schon lange verschwunden, Sansa war lange in Gefangenschaft am Hof, ist aber seit einiger Zeit ebenfalls verschwunden. Brienne zieht allein durch die Königslande, trifft aber bald auf Poderick Payne, einst Tyrions Knappe. Er wählt die unkonventionelle Adlige zu seiner Lady.

Samwell Tarly soll der nächste Maester der Nachtwache auf der riesigen Mauer aus Eis im Norden von Westeros werden. Deswegen reist er mit dem uralten Maester Aemon und einem weiteren Bruder gen Süden, um zu studieren. Mit dabei ist auch eine junge Wildlingsfrau, die den dicken Sam liebt, und die ein Kind stillt, das nicht ihr eigenes ist.

Arya Stark ist nicht mehr in Westeros, durch die Wege des Schicksals ist sie nach Braavos gekommen und hier findet sie den Tempel, aus dem der mysteriöse Jaqen H’ghar kam, der einst auf der düsteren Burg Harrenhal für sie mordete. Sie folgt ihm nach, wird Lehrling in diesem Tempel.

Ihre Schwester Sansa wurde von Lord Littlefinger entführt, der einst in ihre Mutter verliebt war. Jetzt betet er Sansa an und gibt sie als seine uneheliche Tochter aus. Gemeinsam gerieten sie auf die Eyrie, das Schloss von Sansas Tante Lysa Arryn. Erst heiratete Littlefinger die Lady, dann brachte er sie um, weil sie entdeckte, dass er mehr an seiner scheinbaren Tochter interessiert war, als an ihm. Jetzt sorgt Sansa für Lord Robert, ihren kleinen Cousin, und erwehrt sich Lord Littlefinger, der das Protektorat für seinen Stiefsohn übernommen hat.

Politische Intrigen, menschliche Tragödien, die unmenschliche Härte des Chaos nach dem Krieg. Keiner kann im Norden wirklich für Ordnung sorgen, es gibt so viele Fraktionen, die gegeneinander kämpfen, so viele Entwurzelte. Während in King’s Landing krampfhaft versucht wird, Normalität einkehren zu lassen, heerrscht doch überall eine fast apokalyptische Stimmung. Der Humor, den George R. R. Martin ja durchaus hat, vermisst man denn auch ein wenig in diesem Buch. Die gesamte Atmosphäre ist eher pessimistisch, auch fällt die Identifikation nicht ganz so leicht, da die Starks kaum vorkommen, Bran Stark, Jon Snow, Daenerys Stormborn und Tyrion Lannister völlig fehlen, und diese vier gehören nun mal zu den populärsten Erzählerfiguren. Ein wenig ungewohnt ist es auch, dass es plötzlich Zwischenkapitel gibt, die keine Erzählerfigur mehr haben, also nicht ganz nah bei einem der vielen Hauptcharakteren bleiben.

Der Hauptkritikpunkt ist trotzdem, dass wieder das englische Original in zwei deutsche Teile geteilt wurde. Ohne das wahrlich reichhaltige Glossar hat das Buch knapp fünfhundert Seiten, bei nicht ganz so großzügigen Druck hätte man auch zehn bis zwanzig Prozent weniger Seiten brauchen können, und da hätte man auch ein Buch aus diesen zwei Bänden machen können. So kostet das Vergnügen dieses Romans die Leser, die auf die deutsche Sprache angewiesen sind, glatt das Vierfache von dem, was man für das englischsprachige Original ausgeben muss. Das ist verdammt nah an dem Wort Wucher dran.

Trotzdem muss man dieses Buch haben, keine Frage. Ja, es ist düsterer als die ersten Bände - die aber wahrlich auch ihren Teil an Grausamkeit haben -, es ist nicht ganz so intensiv wie die vorherigen Bände. Aber es ist immer noch absolut hochklassig, ganz großes Tennis, toll. Ganz einfach weil die Charakterzeichnung wunderbar ist, weil jede Erwartung auf spannende Art enttäuscht wird, weil man einfach nicht aufhören kann, sich in diese unglaubliche Welt, die gar nicht so magisch, deshalb aber umso mystischer ist, hineinzuwühlen. "Das Lied von Eis und Feuer" ist die momentan unübertroffene Fantasysaga, ein absolutes Muss.

Holger Hennig



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juni 2006 | ISBN: 9783442243501 | Originaltitel: Feast for Crows | Preis: 13,00 Euro | 570 Seiten | Sprache: Deutsch

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