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 Krabat


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Otfried Preußler hat viele Klassiker der Kinderliteratur geschrieben, hat Figuren von der kleinen Hexe über das kleine Gespenst bis zum Räuber Hotzenplotz erschaffen. Aber sein Meisterstück hatte er im Jahr 1971 fertig, nach vielen Jahren harter Arbeit: Krabat.

Krabat ist ein Junge von ungefähr dreizehn Jahren, ein Betteljunge,der im Gebiet der Lausitz umher streift. Als er um den Dreikönigstag herum gleich mehrfach von einer Mühle bei Schwarzkollm im Koselbruch träumt, geht er irgendwann hin und wird in selbiger düsterer Mühle der neue Lehrbursche. Der unheimliche Müller hat mit Krabat zwölf Mühlknappen und es gibt eine Menge unheimlicher und magischer Sachen, die in dieser Mühle passieren. Unter anderem werden in jeder Neumondnacht offenbar Knochen und Zähne im toten Gang, dem letzten der Mühlgänge, gemahlen. Der Altgeselle Tonda nimmt sich Krabats an, der innerhalb des ersten Jahres um drei Jahre altert und wächst, und nach diesem Jahr in der Silversternacht stirbt Tonda bei einem Unfall. Krabat ist inzwischen auch in der schwarzen Schule Lehrjunge und lernt Zaubersprüche vom Meister. Und das Lernen findet immer in der schwarzen Kammer statt, und die Mühlknappen sind dann immer in Raben verwandelt.

Langsam aber sicher lernt Krabat, dass in jedem Jahr ein Mühlknappe sterben wird, und er bekommt eine Menge von den teuflischen Umtrieben seines Meisters mit. Verlassen kann er sich nur auf Juro, von dem alle denken, er wäre ein rechter Simpel. Eigentlich ist Juro aber am längsten hier und beherrscht so viel Magie wie sonst nur der Meister selbst. Krabat verliebt sich in die Stimme eines Mädchens, und als er die Kantorka, die in Schwarzkollm in jeder Osternacht die Gesänge anführt, zum ersten Mal sieht, ist es endgültig um ihn geschehen. Dieses Mädchen könnte Krabat auch die Freiheit von der Mühle bringen.

Was für ein düsteres, ja grausiges Märchen. Der übermächtige Müller, die unheimlichen Vorgänge und die Mühle, groß und schwarz und Angst einflößend. Und darin der gewitzte und fleißige Krabat, der ohne große eigene Schuld in sein Schicksal fällt, aber auch von der Macht, die er gewinnt, ein bisschen berauscht wird. Später will er seine Freunde Tonda und Michal rächen, auch das ist ein nachvollziehbares, wenn auch vielleicht nicht positives Motiv. Da fällt die Identifikation Groß und Klein leicht.
Dazu kommt die leicht altertümliche und sehr romantische Sprache Preußlers, die die Magie des Buches und der Geschichte sehr unterstützt. Wenn es um Atmosphäre geht, kommt da kaum ein Buch dran. Für heutige Verhältnisse wirkt das Buch fast zu düster für Kinder, aber diese Auseinandersetzung mit Freundschaft und Tod ist es natürlich, die Kinder richtig verzaubern kann - und nicht nur Kinder, was das angeht.

Jetzt ist dieses Hörbuch auch noch etwas ganz Besonderes, es ist gleichzeitig auch eine Autorenlesung. Otfried Preußler hat sein Buch selbst vor fast zwanzig Jahren eingelesen, und diese Lesung fürs Radio klingt ganz anders als die Lesungen, die man von einem Rufus Beck oder einem Andreas Fröhlich gewohnt ist. Otfried Preußler liest nicht auf Illusion hin, sondern lässt den Zuhörer die Fantasiearbeit machen. Die leicht süddeutsch akzentuierte Aussprache und das gemächliche Tempo klingen ganz nach einem wunderbaren Märchenonkel. Seine sehr individuellen Pausen, seine ganze Art zu lesen, wirkt recht altmodisch, aber auch einfach schön. Ein kleines Radiofeature über Preußler und seinen Krabat schließt dieses wunderbare Hörbuch ab, das gerade jetzt, kurz vor der Verfilmung des Buches, noch mal richtig Appetit auf diese machen kann.

Holger Hennig



CD | CD-Anzahl: 3 | Erschienen: 01. Februar 2007 | ISBN: 9783898136099 | Laufzeit: 212 Minuten | Preis: 14,99 Euro

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