Der Argon Verlag bringt mit "Das Wachsfigurenkabinett" vier unheimliche Erzählungen von Gustav Meyrink auf den Hörbuchmarkt. Zusätzlich zu der Titel gebenden Geschichte birgt die CD die Erzählungen Der Schrecken, Das Gehirn und schließlich Die Pflanzen des Dr. Cinderella.

Das Wachsfigurenkabinett
Drei Männer besuchen gemeinsam das Wachsfigurenkabinett eines Mannes namens Mohammed Daraschekoh. Doch ihnen steht nicht der Sinn nach Unterhaltung; vielmehr sind sie auf der Suche nach einem kleinen Kind, das vor Jahren entführt wurde und dessen Spuren auf ebenjenen Daraschekoh weisen. Als sie sich die Kuriositäten der Show ansehen, sehen sie sich plötzlich grausigen Dingen gegenüber …

Der Schrecken
Diese Erzählung spielt in einem namenlosen Gefängnis. Hier werden jene hingerichtet, die zum Tode verurteilt wurden. Doch der Tod ist hier nicht das einzige, das man zu fürchten hat. Denn in den Tiefen des Kellers, in einer Truhe im Dunklen, verbirgt sich der wahre Schrecken.

Das Gehirn
Der Pfarrer empfängt freudig seinen Bruder, der im Süden auf Reisen war. Doch nicht lange hält die Freude über die Rückkehr an: Die Geschichten aus Afrika, von denen der Bruder erzählt, sind grausig; außerdem scheint er eine unbekannte Krankheit mitgenommen zu haben, denn er muss bald schon in ein Sanatorium gebracht werden …

Die Pflanzen des Dr. Cinderella
Die letzte Erzählung ist aus der Sicht eines Ich-Erzählers geschrieben, der gar seltsame Dinge sieht, seit er in Theben eine Bronzestatuette fand und mit sich nahm. Lange grübelt er über diese Figur nach, bis er beschließt, ihrem Wesen näher zu kommen, indem er die Haltung der Figur nachahmt. Er weiß noch nicht, welche Gräuel er damit heraufbeschwört.

Meyrinks Erzählungen verbindet die Freude am Grusel, am Unvorhersehbaren und am Unbekannten. Die Lesung wird von Matthias Ponnier souverän gehalten; seine Stimme trägt mit gutem Gefühl für die wichtigen Momente vor, verleiht ihnen ein wenig Spannung und hilft, die teils sperrigen Sätze besser auf sich wirken zu lassen.
Denn so gut Ponnier vorträgt, so schwierig gestaltet sich die Beurteilung der einzelnen Erzählungen. Sind Das Wachsfigurenkabinett und Der Schrecken noch in sich stimmig und abgeschlossen, fehlen bei Das Gehirn immer wieder Informationen, die der Erzählung ein stimmigeres Gesamtbild gegeben hätten. Die Andeutungen sind wirkungsvoll, jedoch zu selten, um den Zuhörer nicht am Ende etwas ratlos zurückzulassen.
Die Pflanzen des Dr. Cinderella schließlich ist eine Erzählung, die sich nicht in die subtilen Unheimlichkeiten der ersten drei Geschichten einzufinden weiß; sie ist gut, erscheint aber wie ein Störkörper auf der CD und hinterlässt ein insgesamt unrundes Bild.

Wer Meyrink - Autor des bekannten Werks "Der Golem" von 1915 - mag oder aber kennen lernen will, der kann mit diesem Hörbuch nichts falsch machen. Die Lesung von Matthias Ponnier ist souverän vorgetragen und die Geschichten geben einen Vorgeschmack auf Meyrinks Erzählweise: Der Zuhörer muss sich ganz auf das Lauschen einlassen können, um die manchmal sperrigen Erzählungen nachvollziehen zu können.