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 Hooligans

Doppel Deluxe Edition


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Im Fußballgeschäft sind Hooligans ein leidiges, wenn auch wichtiges und ernstzunehmendes Thema. Diese so genannten "Fans" agieren meist außerhalb des Stadions mit Fäusten und Tritten, weniger mit Trommeln und Klatschen innerhalb des Stadions. Lexi Alexander betrachtet die Hooligan-Szene in ihrem Film "Hooligans" einmal aus einem anderen Blickwinkel.

Kurz vor dem Ende seines Studiums muss Matt die Elite-Universität Harvard verlassen; statt sich dem Rauswurf und seinem dafür verantwortlichen Kommilitonen zu stellen, kneift Matt und fliegt nach Europa zu seiner Schwester Shannon. Die lebt mittlerweile mit ihrem Mann Steve und ihrem Sohn in London.
Kaum angekommen, macht Matt die Bekanntschaft mit Steves Bruder Pete, einem sorgenlosen, gutgelaunten jungen Mann, der nur zwei Dinge im Kopf hat: Fußball - und die Prügeleien mit anderen Hooligans.
Matt wird gleich zu einem Spiel mitgenommen. Schreckt er zunächst vor der Gewalt und der Brutalität Petes und seiner Freunde zurück, findet er schon mit der ersten Prügelei Gefallen daran; zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er sich lebendig. Schon bald ist er in der GSE, der Untergrund-Hooligans von West Ham United, aufgenommen. Shannon und Steve zeigen sich alles andere als begeistert über diese Umstände, und so zieht Matt kurzerhand bei ihnen aus und bei Pete ein.
Doch die Gesetze der Hooligans sind hart, Rechnungen untereinander wollen beglichen werden. Tommy Hatcher, Anführer einer gegnerischen Hooligan-Truppe, hat eine solche noch mit dem Major, dem ehemaligen Anführer der GSE offen. Und da dieser nicht mehr dabei ist, wird der neue Anführer darunter leiden müssen … Pete.

Ein Film über Hooligans und ihre Schlägereien und zugleich ein Film über Freundschaft und Zusammenhalt - kann das in einer Symbiose gut gehen, ohne Hooligans zu verherrlichen oder Glaubwürdigkeit einzubüßen? Alexander hat sich eines kontroversen Themas angenommen. Der Film provoziert, entrüstet und empört; will der Zuschauer wirklich Hooligans sehen, die neben ihrer aggressiven und gefährlichen Leidenschaft geregelter Arbeit nachgehen, Freundin oder Frau haben und ein normales Leben führen?
Klammert man aus, dass der Großteil der Fußballfans Hooligans nicht mag, weil sie in den Stadien dieser Welt provozieren, sich prügeln, trinken und den Vereinen Probleme verursachen, wo keine sein sollten, dann wird dieser Film bestens unterhalten. Elijah Wood als der schüchterne Matt und Charlie Hunnam als der charismatische Pete tragen die Handlung im Grunde allein; schmückendes Beiwerk sind die übrigen Charaktere, die zwar ihre Funktionen im Verlauf der Geschichte erfüllen, leider aber etwas zu blass bleiben. Die Figuren reißen einen mit, trotz manchmal fehlender Nachvollziehbarkeit; richtiges Mitgefühl aber baut sich nur gegen Ende auf, als es letztlich doch um mehr geht als die Ehre im Kampf.
Gewalt begegnet dem Zuschauer, dem Thema Tribut zollend, häufig in den etwa 106 Minuten Laufzeit. Vor allem Massenprügeleien werden dargestellt; manchmal wirken sie fast ein wenig zu choreographiert - vermutlich nicht vermeidbar -, was meist aber von schnellen Schnitten und wackelnder Kamera überspielt wird. Mit bloßen Händen fügt man sich gegenseitig Verletzungen zu, mit Waffen und mit allem, was gerade greifbar ist. Es ist eine raue, kompromisslose Gewalt, und kompromisslos geht Alexander auch mit ihren Charakteren um. Niemand wird geschont in dieser Untergrundwelt der organisierten Gewalt unter Hooligans, und wer sich einmischt, muss ebenso dafür bezahlen wie jene, die freiwillig mitmischen. Dabei gelingt die Gratwanderung zwischen verherrlichendem Pathos und rauer Wirklichkeitsdarstellung nicht immer; vor allem das Finale schwächt, trotz mitreißender Wirkung, den insgesamt guten Eindruck.

Insgesamt aber verpasst es Lexi Alexander, mit ihrem Film "Hooligans" den ganz großen Wurf zu schaffen. Sie polarisiert, jedoch nur mäßig, da weder die Hooligans als wirklich komplexe Charaktere dargestellt werden, denen man die Zwiespältigkeit zwischen Gewalt und Alltag abnimmt, noch die Regisseurin selbst eine Stellung zum Thema suggeriert. Pathos und Ehre unter Schlägern ist wohl nicht die ganze Botschaft; der Rest geht leider irgendwo auf dem Weg zum Finale verloren. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Film nicht vollauf unterhalten kann, wenn man sich denn nicht an ein wenig übertriebener Glorifizierung und falschem Ehrgefühl stört.

Neben DVD eins mit dem Hauptfilm und einigen Trailern findet sich auf DVD zwei ein interessantes Sammelsurium an Informationen nicht nur zum Film, sondern auch zu Hooligans im Allgemeinen. So kann sich der Zuschauer zum Beispiel Interviews mit den Darstellern ansehen, einen Blick hinter die Kulissen während des Drehs werfen und eine Bildergalerie bewundern, sich aber auch weiter informieren durch Spiegel TV-Beiträge zum Thema Hooligans; besonderer Leckerbissen für Fans ist ein BBC-Spielfilm mit Gary Oldman, der die "Firms", also die organisierten Hooligan-Gruppierungen, zum Thema hat. Insgesamt findet sich hier 190 Minuten Laufzeit; das kann sich sehen lassen.
Verpackt sind beide DVDs samt einem Booklet mit einigen spärlichen, aber schönen Informationen in einem geschmackvollen Steelbook

Ein Tipp: Die deutsche Synchronisation der Fangesänge ist ein Gräuel; der britische Dialekt ist stellenweise zwar selbst für Zuschauer mit guten Englischkenntnissen kaum verständlich, vermittelt aber viel eindringlicher und besser die Atmosphäre. Also sollte man sich die Originalfassung mit den deutschen Untertiteln ansehen.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Dezember 2006 | FSK: 16 | ISBN: 7613059800090 | Laufzeit: 106 Minuten | Originaltitel: Hooligans | Preis: 15,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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