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 Menschen in Shanghai


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Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Shanghai ist bekannt als Handels- und Finanzdrehscheibe Chinas. Eine Stadt der Moderne und der Zukunft mit dreizehn Millionen Einwohnern und glänzenden Hochhäusern, die in den Himmel ragen. Aber diese exponierten Zeichen von Macht und Stärke zeigen nur die Oberfläche der Stadt und geben keinen Eindruck vom Leben der Menschen, die in Shaghai wirklich wohnen.
Die gesellschaftlichen Schichten, die in Shanghai seit der Kolonialzeit gewachsen sind und auch nicht nach der Revolution von 1949 ausgelöscht werden konnten, zeigen sich besonders deutlich in den Wohnverhältnissen der Menschen und den damit verbundenen Lebensstilen. Sie zeigen eine weniger bekannte Seite der Gesellschaft Shanghais.

Eher unbekannt auch deshalb, weil die Menschen in Shanghai nur selten Gäste nach Hause einladen - und doch ist es dem Fotographen Hu Yang gelungen, einen Blick in die Wohnungen der Menschen zu werfen und seine Eindrücke auf Fotos festzuhalten.
Sein Projekt "Menschen in Shanghai" dauerte vierzehn Monate und brachte Fotos von fünfhundert Haushalten hervor.

Diese Bilder sind nun in den 160 Seiten von "Menschen in Shanghai" festgehalten. Jedes der gestochen scharfen Bilder, in denen die Bewegungen verschwimmen, hat in dem Band eine Seite für sich bekommen. Unter den Bildern erfahren wir etwas über die Menschen, in deren Lebensraum wir blicken. Sie kommen in einigen Sätzen zu Wort, die ihre Lebensverhältnisse unterstreichen können oder einen Kontrast dazu bilden und jedes Mal eine kleine Geschichte erzählen.

Die Fotos sind subtile Bilder geworden und doch zusammen charakteristisch für diese Metropole der Gegensätze.
Hu Yang zeigt die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Menschen und ihren Wohnräumen in einer gewaltigen Stadt wie Shanghai, die so sehr im Wandel ist. So kann der Betrachter Einblicke in die Lebensverhältnisse in dieser Metropole werfen - von seinen Luxuswohnungen bis hin zu ärmlichen Behausungen. Und man wird Zeuge der Gefühlslage der Menschen, von Selbstzufriedenheit und Glück bis hin zu Resignation.

Dabei zeigen die Bilder den Blickwinkel des Fotographen und sind oft grundverschieden. Einige wirken gestellt, als gehörten sie in eine teure Galerie. Andere könnten Schnappschüsse eines Familienalbums sein oder Bilder, die für eine Reportage geschossen wurden. Mal sind die Fotos statisch, mal voll verschwommener Bewegung. Das Licht wirkt oft kühl und es entsteht eine Spannung zwischen der Distanz, die von den Bewohnern aufgebaut wird und der Nähe, die uns dieser Einblick ermöglicht.

Abgerundet wird der Band durch zwei kurze Essays zu Beginn und ein Interview mit Hu Yang, das von der Redakteurin der Zeitschrift "Chinesische Fotographie" geführt wurde.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Bilder von Hu Yang zu sehen und zu lesen. Als historische oder sozialwissenschaftliche Dokumente über die Lebensverhältnisse der Menschen in Shanghai zu Beginn des 21. Jahrhunderts können sie ebenso gesehen werden, wie als Kunstobjekte oder einfach Schnappschüsse aus den verborgenen Teilen der Stadt.

"Die Shanghaier sind bekannt dafür, dass sie zu leben verstehen und dass sie sogar aus einem Schneckenhaus einen geweihten Ort machen können." In diese geweihten Orte dringt Hu Yang mit seiner Kamera ein und gewährt uns so einen Blick in die Seele der Stadt - es lohnt sich, hinzuschauen.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783771643430 | Preis: 24,95 Euro | 161 Seiten | Sprache: Deutsch

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