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 Cthuloide Welten 12


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis
Nach fünfeinhalb Jahren des regelmäßigen Erscheinens hat die Cthuloide Welten nun das Dutzend vollgemacht und dieser Band ist erneut prall gefüllt mit allerlei nützlichen Artikeln rund um das Cthulhu-Rollenspiel.

Nach dem obligatorischen Vorwort und dem Beitrag über aktuelle cthulhoide Neuerscheinungen von Pegasus, Chaosium und anderen Verlagen folgt als erstes ein halbseitiger Textkasten mit einer kurzen Übersicht über das deutsche Waffenrecht (aktueller Stand: 11.10.2002). Vor allem für "Cthulhu Now"-Spieler sind diese Informationen sehr hilfreich und bieten eine gute Ergänzung zum Waffenkapitel aus dem "Cthulhu Now"-Band.

Das in dieser Ausgabe enthaltene Abenteuer "Disharmonie" aus der Feder von Bernhard Bihlers nimmt etwa ein Drittel des Heftes ein und ist in den 1920ern in Nürnberg angesiedelt. Die Charaktere stoßen dabei auf die Spuren vierhundert Jahre alter Spieluhren, die ein äußerst beunruhigendes Geheimnis umgibt.
Sehr schön an dem Abenteuer ist die Einbindung der Nürnberger Historie, die diesmal wesentlich subtiler aufgegriffen wird als in dem im Internet verfügbaren Abenteuer "Die Nürnberger hängen keinen". Auch ein kleiner Bezug zu einer Lovecraft-Geschichte (in diesem Fall "Die Musik des Erich Zann") wird hergestellt, obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Spieler diesen entdecken werden. Alles in allem kann man sagen, dass es sich bei "Disharmonie" um ein traditionelles, aber nichtsdestotrotz sehr schönes Cthulhu-Abenteuer handelt. Lobenswert ist auch der Spieltestbericht des Autors zu erwähnen, ein Gimmick, welches in der Cthulhu-Redaktion erfreulicherweise zur Tradition zu werden scheint.

Das zweite große Thema der Cthuloiden Welten 12 ist ein neuer Beitrag aus der Reihe "Cthulhu-Regionalia". Nachdem man drei Ausgaben lang darauf verzichten musste, ist es diesmal wieder soweit. Unter dem Titel "Köln - Klüngel, Kölsch und Karneval" wird die Rheinlandmetropole näher beleuchtet. Auf 26 Seiten erfährt man Wissenswertes über Geschichte, Kultur, Verkehrswesen und viele andere Dinge der Stadt Köln. Dem Kölner Dom (samt Grundrissplan), der Universität sowie den Museen und Bibliotheken sind eigene Abschnitte gewidmet. Auf weiteren viereinhalb Seiten finden sich Informationen für Reisende und anschließend die obligatorische Auswahl an Sagen und Geschichten. Leider finden sich diesmal, im Gegensatz zu früheren Regionalia, keine Szenarioideen in dem Artikel, dafür allerdings ein Überblick über wichtige Ereignisse in den 1920ern.

Der folgende Artikel befasst sich mit einem realen Mysterium der Menschheit, das bis heute auf seine Klärung wartet: das Voynich-Manuskript. Benannt nach seinem "Finder" Wilfrid Voynich (1865-1930), hat es dieses Schriftstück, welches in einer bislang unentzifferten Sprache verfasst ist, zu einigem Ruhm gebracht. Der Artikel setzt sich mit dem mutmaßlichen Inhalt, der geheimen Identität des Autors, den verschiedenen Besitzern des Manuskripts sowie mit den bislang vergebenen Versuchen einer Entschlüsselung auseinander. Es wird zudem eine cthuloide Erklärung zur Herkunft des Manuskripts angegeben, sowie seine spieltechnischen Werte und einige Abenteueransätze (hier unschön als neudeutsche "Plothooks" bezeichnet). Der Artikel ist äußerst lesenwert und bietet ausreichend Inspiration für eine ganze Kampagne um das Manuskript, auch wenn die angebotene Erklärung in Bezug auf das etablierte Mysterium etwas lahm erscheint. Das einzige, was man vermisst, ist eine kleine Bibliographie mit weiterführender Literatur zum Thema.

"Der Dicke von der Mordinspektion" ist der Titel des nächsten Artikels. Manche Cthulhu-Spieler mögen der etwas uncharmant bezeichneten, namensgebenden Person schon in diversen offiziellen Berlin-Abenteuern aus den Pegasus-Produkten "Berlin - Im Herzen der großen Stadt" und "Kleine Völker" begegnet sein. Es handelt sich dabei um Ernst Gennat, einen der brillantesten deutschen Kriminalisten der Zwanziger Jahre, der für zahlreiche moderne Neuerungen in der Verbrechensbekämpfung verantwortlich zeichnet. So setzt sich der Artikel nicht nur mit der Person an sich auseinander, sondern gibt auch noch einen guten Überblick über die Mordinspektion Berlins ab 1925. Vor allem als Vorbereitung für Berlinabenteuer mit kriminalistischem Hintergrund ist der Beitrag fast unverzichtbar.

"Black Magic Music" ist eine dreiseitige Szenarioidee beziehungsweise Abenteuerhintergrund für "Cthulhu Now" und beschreibt ein Musiclabel für Black-Metal-Bands. Das besondere an dieser Firma - man wird es sicher schon erraten haben - ist, dass es sich dabei um eine Brutstätte für Kultisten der Großen Alten handelt. Insgesamt eine nette Ergänzung zum "Cthulhu Now"-Quellenband, aber leider nicht sonderlich ausführlich gehalten.

Nach einem Interview mit Manfred Escher, mittlerweile einer der wichtigsten Designer des Cthulhu-Rollenspiels, folgt ein siebenseitiger Aufsatz von Chefredakteur Frank Heller, der wohl zu den heimlichen Höhepunkten dieser Cthuloiden Welten gezählt werden kann. Unscheinbar am Ende des Heftes untergebracht, befasst er sich mit dem schriftlichen Niederlegen von Cthulhu-Abenteuern. Frank Heller plaudert hier munter aus dem Nähkästchen, inklusive einiger netter Anekdoten aus dem Redaktionsalltag, doch was er sagt, hat Hand und Fuß. Vor allem Leuten, die planen, ihr Abenteuer für eine Veröffentlichung vorzubrereiten - sei dies nun zur Bereitstellung auf der eigenen Homepage oder wirklich als Einsendung an Pegasus gedacht -, sei geraten, sich diesen Aufsatz intensiv zu Gemüte zu führen.

Eine einseitige Kurzgeschichte von Kostja Kleye, die für ein paar Minuten nette Unterhaltung sorgt, und ein neuer Comic aus dem "Unspeakable Vault of Doom" mit bekannter Thematik (wenn auch nett verpackt) beenden das Heft.

Einmal mehr kann die Cthuloide Welten als Hausmagazin des Cthulhu-Rollenspiels überzeugen. Vor allem die beiden Epochen der 1920er und der Gegenwart werden mit einer Fülle an neuem Material abgedeckt, welches durch die Bank zu überzeugen weiß. Lediglich die 1890er bleiben wieder einmal außen vor, sodass man in den folgenden Ausgaben auch die Gaslight-Epoche wieder näher beleuchten sollte. Doch abgesehen davon kann für dieses Heft eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen werden.

Markus Goedecke



Magazin / Heft | Erschienen: 1. April 2007 | Preis: 6,00 Euro | 100 Seiten | Sprache: Deutsch

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