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 Wo die schwarzen Flüsse fließen

Gruselgeschichten


Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Unter dem Begriff Horror versteht man heute dank der "Traumfabrik Hollywood" größtenteils blutigen Splatter. Vergessen sind wohl die Geschichten eines Edgar Allan Poe oder eines Algernon Blackwood, die höchstens noch für Literaturwissenschaftler interessant scheinen. Doch gerade das in den letzten Jahren neu- oder vielmehr wiederentdeckte Medium des Hörbuchs hat diese Geschichten zu einer Art Revival geführt. So ist nun auch im Patmos-Verlag mit "Wo die schwarzen Flüsse fließen" eine Sammlung klassischer und neuerer Gruselgeschichten in Hörbuchform erschienen.

"Wo die schwarzen Flüsse fließen" enthält zwei CDs mit etwa 156 Minuten Laufzeit. Es sind darauf sieben Geschichten enthalten, nämlich "Die Aussage des Randolph Carter" (H. P. Lovecraft), "Hingang auf Widerruf" (Algernon Blackwood), "Der wahre Sachverhalt im Falle Valdemar" (Edgar Allan Poe), "Das Haustier" (Franz Hohler), "Die Krumme Janet" (Robert Louis Stevenson), "Der Kupferstich" (Montague Rhodes James) und "Puppen" (David Morell). Gelesen werden sie von den Schauspielern Volker Niederfahrenhorst, Marianne Rogée und Otto Mellies.

Allen sieben Geschichten ist gemein, dass sie nicht auf Ekeleffekte setzen, sondern die Phantasie des Lesers anregen. Die Form des Hörbuchs kommt ihnen hierbei natürlich sehr gelegen. Interessant ist die Mischung der Autoren. Während die Geschichten von H. P. Lovecraft und Edgar Allan Poe mittlerweile als etablierte Hörbuchvorlagen gelten, erscheinen Franz Hohler und David Morell, der wohl eher durch seinen Roman "Rambo" bekannt geworden ist, auf den ersten Blick eher unpassend. Hört man sich die CDs dann jedoch an, merkt man, dass sie durchaus mit den alten Meistern (und Vorbildern?) mithalten können. Alle sieben Geschichten verstehen es, unheimliche Stimmung zu erzeugen, wenn auch nicht durch übermäßig blutgetränkten Inhalt, sondern durch Verwendung traditioneller Themen. Lediglich "Puppen" setzt sich von diesem Schema etwas ab, jedoch liegt hier ebenso der Schwerpunkt auf der psychologischen Ebene.

Auch die Sprecher tragen einen nicht unerheblichen Teil zur Wirkung der Geschichten bei. Allen dreien merkt man an, dass es sich um erfahrene Bühnenredner handelt, was den Geschichten eine zusätzliche Wirkung verleiht. Die Stimmlagen sind in jeder Situation gut gewählt, die Betonungen hervorragend. Ein weiterer Pluspunkt ist die gute Unterscheidung zwischen den Stimmen von Otto Mellies und Volker Niederfahrenhorst. Hier hat man zwei Männer gewählt, deren Stimmen sich prägnant voneinander unterscheiden und somit ihren Geschichten einen eigenen Charakter verleihen. Aber auch Marianne Rogée kann mit ihrer Leistung voll und ganz überzeugen.

Die Klangqualität des Hörbuchs ist sehr gut und es gibt keine Schwankungen in der Lautstärke zwischen den einzelnen Geschichten. In Bezug auf die Laufzeit wird das Medium CD voll ausgenutzt. Etwas irritierend ist allerdings der Umstand, dass jede Geschichte in nur zwei Tracks von etwa je zehn Minuten Länge aufgesplittet ist. Bei längeren Unterbrechungen des Anhörens wird dadurch die Suche nach dem richtigen Wiedereinstiegspunkt erschwert. Hier hätte man einen kleineren Zeitraum von etwa vier bis fünf Minuten wählen sollen. Das achtseitige Booklet enthält zudem je halbseitige Beschreibungen der sieben Autoren sowie der drei Sprecher.

"Wo die schwarzen Flüsse fließen" weiß durchaus zu gefallen. Die sieben Geschichten sind gut ausgewählt und bilden einen überraschend gut geglückten Spagat zwischen älteren und neueren Autoren. Auch die Sprecher wissen mit ihrer Leistung zu überzeugen. Kleinere Mängel wie ungewöhnlich lange Tracks stören den Hörgenuss nicht wesentlich. Ein sehr erfreuliches Produkt für gruslige Stunden bei Kerzenschein.

Markus Goedecke



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Januar 2005 | ISBN: 9783491911765 | Laufzeit: 155,50 Minuten | Preis: 16,95 Euro

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