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 Mein trauriges Buch

Autoren: Michael Rosen
Illustratoren: Quentin Blake
Verlag: Urachhaus

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


"Das bin ich: sehr traurig." steht auf der ersten Seite. Und darüber ist ein Bild des "Ich", wie es lacht und scheinbar glücklich ist. Aber gleich darauf wird der Leser aufgeklärt, dass das "Ich" nur so tut, als ob es glücklich wäre, weil es nämlich glaubt, dass die Leute es nicht mögen würden, wenn es traurig aussähe.
Blättert der Leser um, sieht er graue Zeichnungen und erfährt, wie das "Ich" wirklich aussieht, wenn es traurig ist. Der Leser erfährt auch, dass das "Ich" immer ganz besonders traurig ist, wenn es an seinen Sohn Eddie denkt, weil Eddie gestorben ist.

Das "Ich" ist der Autor Michael Rosen, dessen Sohn Eddie starb und der seine Erfahrung in diesem Buch beschreibt. Er erzählt, dass er manchmal wütend ist und zu sich sagt: "Was fällt ihm ein, einfach so zu sterben?" Darüber sieht man acht Rahmen mit Bilder, die Erinnerungen an Eddie zeigen. Der letzte Rahmen aber ist leer. Rosen erzählt, wie er manchmal mit jemandem sprechen will und manchmal mit niemandem. Er erzählt, dass er manchmal etwas verrückt wird, unter der Dusche schreit, mit dem Löffel auf den Tisch schlägt und auch, dass er manchmal böse wird.

Manchmal weiß er nicht, warum er traurig ist. Er ist es einfach und die Bilder von Blake zeigen ihn grau ausgemalt vor buntem Hintergrund und dann vor einem verregneten grauen Hintergrund, weil nichts mehr ist, wie es war. Er erinnert sich und erzählt von Geburtstagen und davon, wie sehr er Geburtstage und Kerzen mag. Das letzte Bild ist ohne Text, geht über beide Seiten und zeigt das "Ich", wie es am Schreibtisch sitzt. Auf diesem Schreibtisch steht auch eine Kerze. Die ist sehr groß, macht viel Licht und verdrängt das Grau an den Bildrand.

Es gibt mittlerweile einige Kinderbücher über den Tod. Über Sinn und Unsinn hierbei kann man sicher streiten. Aber auch wenn Michael Rosen den Tod seines Sohnes in dem Buch verarbeitet, ist es kein Buch über den Tod, sondern über Traurigkeit. Es geht darum, wie sie sich anfühlt und was sie mit einem macht und auch darum, wie man mit ihr lebt. Michael Rosen sagt sich zum Beispiel, dass er nicht der Einzige ist, der traurig ist oder er versucht jeden Tag etwas zu tun, dass ihm Freude macht. Rosen schreibt ganz einfache Sätze und erzählt darin Kindern seine Geschichte. Als erwachsener Leser hat man das Gefühl, dass Kinder dies auf ihre Art verstehen: Da ist einer, der mal unglaublich traurig war und es vielleicht immer noch ist. Und genau dieses Verständnis, scheint es, hat etwas heilsames für Rosen. Eine Auflösung gibt es nicht. Man klappt das Buch nicht zu und freut sich, dass da jemand wieder glücklich ist. Trotz allem endet es nicht düster, sondern offen und metaphorisch.
Quentin Blake hat wunderbare Bilder gezeichnet. Es gibt viel Grau, aber nicht nur. Die Farben sind nur dünn aufgetragen, so dass die Bilder etwas Zartes und Zerbrechliches bekommen und etwas Hoffnungsvolles, weil auch immer das Weiß des Papiers durchscheint. Zu dieser Zartheit und Zerbrechlichkeit passt auch die Strichführung von Blake, die seltsam krakelig und zittrig ist. Im Grunde weiß man nicht, ob man sich zuerst die Bilder anschauen soll und dazu dann den Text oder eben umgekehrt.

"Mein trauriges Buch" ein sehr berührendes Buch mit einer ganz besonderen Einheit aus Text und Bildern.

Katja Maria Weinl



Hardcover | Erschienen: 01. Mai 2007 | ISBN: 9783772520600 | Originaltitel: Michael Rosen’s Sad Book | Preis: 15,50 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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