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 Leben und Schreiben. Tagebücher 1951-1962

Autoren: Martin Walser
Verlag: Rowohlt Tb

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Martin Walsers veröffentlichtes Tagebuch beginnt im September 1951, als Walser 24 Jahre alt ist. Bis ins Jahr 1956 sind die Einträge unregelmäßig und zumeist sehr kurz. Das ändert sich jedoch dann ab dem Jahr 1957.
Es ist kein intimes Tagebuch, eher eine Sammlung von Beobachtungen und Ideen, also eher ein "Skizzen-", als ein Tagebuch. Über den Autor erfährt man so gut wie nichts. Auch wenn das "Ich" präsent ist, so ist es doch nicht mehr als ein Beobachter und ein Schreiber und als etwas anderes schwer zu identifizieren. Im Jahr 1957 beispielsweise erscheint Walsers erster Roman "Ehen in Philippsburg". Am 27. August 1956 schreibt er "Heute mit Ehen in Philippsburg fertig geworden." Zur Veröffentlichung kein Wort. Auch den politischen Walser findet man nicht in seinem Tagebuch. Keine Zeile widmet sich dem politischen Leben der BRD oder der DDR. Dafür gibt es einige "Stricheleien", wie Walser sie nennt, und die tatsächlich auch nicht mehr sind als Kritzeleien mit seinem Schreibwerkzeug. Trotz allem war es eine nette Idee, diese "Stricheleien" mit in das Buch aufzunehmen. Ebenso wie die wenigen "Original-Tagebuch-Seiten", auf denen Walsers Handschrift und seine Überarbeitungen zu lesen sind.

In der Presse hat Martin Walsers Tagebuch durchweg gute Kritiken bekommen. Ganz nachzuvollziehen ist das nicht. Als Leser bekommt man eine schriftstellerische Entwicklung mit diesem Tagebuch geboten. Das scheint aber auch das Einzige zu sein. Es gibt einzelne Sätze oder auch ganze Passagen, die beeindrucken, die verschwinden jedoch unter langweiligen Beschreibungen und teilweise recht holprig klingenden Formulierungen. Auch wenn die holprigen Formulierungen im Laufe der Zeit immer weniger werden, wird der Inhalt des Tagebuchs nicht interessanter. Es sind einige Reflexionen zum Schreiben und Leben im Allgemeinen enthalten und hin und wieder auch eine interessante Romanidee oder eine packend beschriebene Beobachtung. Aber nichts davon ist ausreichend um den Leser das ganze Buch hindurch zu fesseln. Ganz besonders auch, weil das Ich, das dort schreibt, nicht wirklich zu greifen ist und dem Leser fremd bleibt.

Am Ende ist es doch nur ein Buch für Walser-Fans und vielleicht nicht einmal für die. Vielleicht muss der Walser-Fan zusätzlich selbst der schreibenden Zunft angehören, um dieses Tagebuch und die darin ablesbare schriftstellerische Entwicklung würdigen zu können, denn nur die scheint es wert zu sein, das Buch zu lesen. Rein inhaltlich ist es dann doch eher langweilig.

Katja Maria Weinl



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2007 | ISBN: 9783499244278 | Preis: 12,90 Euro | 667 Seiten | Sprache: Deutsch

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