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 Jonny Double

Autoren: Brian Azzarello
Illustratoren: Eduardo Risso
Übersetzer: Christian Langhagen
Verlag: Cross Cult

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Wieder einmal hat Jonny Double Pech gehabt. Der Typ, der ihm die Miete für die nÃchsten Monate finanziert hat, liegt ermordet auf der Straße. Ex-Bulle Double kann nicht mal den nächsten Drink bezahlen. Doch die Clique, in die er zufällig gerät, scheint es nicht zu stören, dass er älter und ziemlich am Ende ist. Vor allem die junge Faith scheint ihn zu mögen. Als auch noch ihr Vater sich bei Jonny meldet und einen Haufen Geld springen lässt, damit er auf Faith aufpasst, sieht die Zukunft wieder rosiger aus.
Doch der Aufpasser-Job entpuppt sich als Dynamit. Faith wird seine Geliebte und die Freunde versuchen, Jonny zu einem Job zu überreden, der sich ganz einfach anhört. Jonny muss nur in eine Bank marschieren und das Geld abheben, das die Jungs vorher im Computersystem der Bank angezapft haben. Alles geht glatt, nur händigt der Bankdirektor Jonny sieben Millionen Dollar aus - erheblich mehr als geplant.
Jonny weiß, dass dieses Geld sie alle den Kopf kosten kann, denn irgendwem wird es gehören. Und es dauert auch nicht lange und die ersten Anzeichen sprechen dafür, dass die Jungs, Faith und Jonny es mit einem brutalen Killer zu tun haben. Seine Spezialität sind abgeschnittene Hände. Als Jonny eine Papiertüte erhält, in der drei Hände liegen, ahnt er, dass sein Leben auf dem Spiel steht. Doch wo ist Faith und wer ist der Auftraggeber des Killers?

1998 erschien "Jonny Double". In vier Folgen wurde diese harte Kriminalgeschichte erstmals gedruckt und in Heftform herausgebracht
Im Mai 2007 brachte Cross Cult den Comic in Buchform heraus. Die von Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduardo Rizzo konzipierte Geschichte ist sehr spezifisch eingeordnet in den zeitlichen Rahmen der "Nach-Vietnam-Ära" und ist gespickt mit Slang- und Gossenausdrücken. Hier erweist sich der Originaltext als erste Hürde. Die "68er" sind im deutschen Sprachraum nicht identisch mit den "Blumenkindern" der Vietnamkritiker und viele Ausdrücke, die unübersetzbar sind geraten unfreiwillig zu komischen Sprachschöpfungen. So ist der Klang des Drinks "Schlotz", der aus dem Original wortwörtlich übernommen wurde, im deutschen Sprachraum mehr als seltsam.
Grundsätzlich aber ist die harte, stakkatoartige Sprache der Helden dieses Krimis, ihre Ausweglosigkeit und schematische, inneren Konventionen folgende Ausdrucksweise, sehr treffend übersetzt.
Zweiter wichtiger Gesichtspunkt ist die Farbgebung des Comics, Grant Goleash zeichnet sich hierfür verantwortlich. Ihm gelingt ein modernes, durch sehr viele Braun-, Gelb-, Orange- und Sepiatöne betont realistisches, tristes Ambiente. Man fühlt sich auf Anhieb wohl in diesem durchweg kolorierten Comic. Stimmung und Gefühl der Geschichte sind unmittelbar spür- und erlebbar.
Weniger eingängig ist die Geschichte selbst. Nur wenig Informationen über die Protagonisten finden sich versteckt im Text, meist muss der Leser sich zusammenreimen und vorstellen, was der Autor sagen will oder andeutet. Dies funktioniert überraschend gut.
Durch den stimmigen Zusammenhang zwischen deutschem Text, Bild und Farbgebung entsteht ein Gesamtbild der Geschichte, das von Anfang an fasziniert. Dem Autor wie dem Zeichner gelingt es, den Leser zu fesseln und für seine Figuren einzunehmen. Leider wirkt die Geschichte durch die Fülle an Klischees überfrachtet. Etwas mehr Originalität und weniger Hommage an die "Film Noir-Detektive" eines Dashiell Hammett oder Raymond Chandlers hätten dem Comic gut getan.

Die Gemeinschaftsarbeit des Erfolgsduos Azzarello/Risso überzeugt. Kleinere Schwächen in der Übersetzung (oder die wortwörtliche Übernahme von Slang-Ausdrücken), Storytelling und Charakterzeichnung fallen kaum auf, so spannend, melancholisch und gnadenlos wird die Geschichte vorangetrieben. Vor allem der Schluss ist fast schon genial zu nennen.
Die Altersangabe "ab 16" sollte man ernst nehmen, brutale Bilder und Szenen gibt es zur Genüge.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Mai 2007 | ISBN: 9783936480566 | Originaltitel: Jonny Double | Preis: 14,80 Euro | 100 Seiten | Sprache: Deutsch

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