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 Das dreizehnte Dorf

Autoren: Romain Sardou
Übersetzer: Karin Meddekis
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die Wahrheit liegt in den Archiven...
Der junge Vikar Chuquet der Diözese Draguan im Südosten Frankreichs findet in seinen Aufzeichnungen den Beleg: Die Diözese, die eigentlich nur zwölf Gemeinden umfassen sollte, beherbergt noch ein vergessenes, dreizehntes Dorf - und das scheint ein schreckliches Geheimnis zu verbergen.
Es beginnt mit den angeschwemmten Leichenteilen von drei Reisenden, die sich in das vergessene Dorf Heurteloup verirrt haben. Bestürzt kümmert sich der Bischof von Draguan, Haquin, um die Aufklärung des Mordfalls und lässt heimlich einen jungen Priester für diese wilde Gemeinde rufen.
Henno Gui wird seinen neuen Herren aber nicht mehr antreffen. Kurz bevor der junge Priester Draguan erreicht, wird Haquin von einem geheimnisvollen Mann in Schwarz ermordet. So macht sich Henno Gui, zusammen mit dem Küster der Gemeinde Draguan, seinem Schüler Floris und dem Hünen Mardi-Gras nach Heurteloup auf, um die Wilden wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen. Eine Aufgabe, die gefährlicher und beschwerlicher ist, als sich die Gruppe vorgestellt hat - aber zum Glück ist Henno Gui ein kluger, bestens ausgebildeter Mann, den nichts schrecken kann.
Währenddessen macht sich der Vikar Chuquet mit den sterblichen Überresten seines Bischofs nach Paris auf. Dort will er mehr über die Familie seines Herrn erfahren, um ihm ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen und endlich Licht in die mysteriöse Vergangenheit seines Herrn bringen. Wie hätte er ahnen sollen, dass seine unschuldigen Nachforschungen ein Stich ins Wespennest werden?
Aber nicht nur der Vikar ist in diesen geheimnisvollen Fall verwickelt. Der alte Kreuzritter Enguerran Grand-Celliers ist nach Rom gekommen, um seinen Namen zu retten, nachdem sein Sohn Aymard als Ketzer furchtbare Verbrechen begangen hat. Tatsächlich wird ihm Hilfe bewilligt - aber das hat einen hohen Preis für den Ritter, aber besonders für seinen grausamen Sohn.

Wie aus der Inhaltsangabe zu erkennen ist, handelt es sich bei Romain Sardous Roman "Das dreizehnte Dorf" um eine komplexe Geschichte. In drei Handlungsfäden verfolgt der Leser die Aufklärung einer Verschwörung, die bis in die höchsten Kirchenränge reicht. Das ist sicher kein neues Thema, kann aber wunderbar unterhalten, wenn die Geschichte gut aufgebaut ist.
Hier beginnt das Problem des Romans. Zwar vermag es der Autor, die Handlungsfäden gut auseinander zu halten und diese auch richtig aufzulösen - aber oft fragt sich der Leser, ob es denn unbedingt notwendig war, wirklich alle drei Ebenen in die Handlung zu verweben?
Die Handlung um Henno Gui scheint nach Klappentext und auch nach Intention des Autors die Haupthandlung stellen zu sollen. Dafür ist dieser Teil der Geschichte aber gänzlich ungeeignet. Henno Gui ist als Charakter unsympathisch und mit seinen überragenden Kenntnissen, die ihn auf jede noch so unwahrscheinliche Situation in Heurteloup vorbereiten können, auch sehr übertrieben dargestellt. Zudem trägt seine Handlungsebene, in der das Prinzip des Deus ex Machina gerne angewandt wird, nicht zum Fortschritt der Geschichte bei.

So sind die einzig erfreulichen Teile des Buches jene, in denen Chuquet die Hauptrolle spielt. Hier bekommt der Leser zumindest ansatzweise eine Ahnung, um was es sich in der Geschichte handeln könnte und was die einzelnen Ebenen miteinander zu tun haben - denn dass alles am Ende mit allem verbunden ist, ist dem Leser sofort klar. Es ist wirklich bedauerlich, dass der Autor diesen Teil nicht zu seiner Haupthandlung ausgebaut hat und auf die anderen Teile verzichtete oder sie sehr viel stärker einschränkte.

Störend wirkt auch das Bedürfnis des Autors, jedes noch so kleine Geheimnis so lange wie möglich zu hüten - und wenn der Leser erst auf dieses Geheimnis gestoßen werden muss, damit man es drei Seiten später enthüllen kann, auch gut.

Letztlich ist "Das dreizehnte Dorf" nette Unterhaltung für kalte Abende auf dem Sofa. Wenn man das Buch in einem Rutsch liest und sich über die Geheimniskrämerei und seine teilweise sehr unsympathischen Charaktere aufregt, kann man ganz nett unterhalten werden. Allerdings hat dieses Buch nichts, was andere Autoren nicht schon oft beschrieben hätten - und viele davon auch in besserer Qualität.

Susanne Fischer



Taschenbuch | Erschienen: 01. Mai 2007 | ISBN: 9783453721494 | Originaltitel: Pardonnez Nos Offenses | Preis: 7 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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