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 Für jede Lösung ein Problem

Autoren: Kerstin Gier
Verlag: Bastei Lübbe

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Es gibt Tage, da will man einfach nur noch sterben. Normalerweise ist das eine Redewendung und man möchte sich eher ins Bett verkriechen und sich mindestens eine Woche lang nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen. Nur manchmal ist es eben nicht so leicht dahergesagt und die betreffende Person sieht wirklich für sich keinen Ausweg mehr. So wie Gerri Thaler.

Gerri heißt eigentlich Gerda und sollte, wie jede ihrer drei älteren Schwestern auch, ein Junge werden. Oder zumindest blond - und wenn man daran schon nichts ändern konnte, so hätte sie ja wenigstes studieren und einen netten, gut situierten jungen Mann heiraten können.
Da Gerri nun mal eine brünette Tochter wurde, die mit dreißig immer noch Single ist und zu allem Überfluss ihr Studium schmiss, um im Aurora Verlag Liebesschnulzen zu schreiben, schlägt ihr in ihrer Familie überall Missgunst entgegen. Ihre Mutter verschweigt ihren Beruf ("Sie hat ein Schreibbüro"), kommandiert sie gerne herum und macht ihr Vorhaltungen über ihr Liebesleben im Speziellen und andere wichtige Entscheidungen im Allgemeinen.
Dabei ist Gerri glücklich mit ihrem Beruf. Er ist sogar der einzige Halt in ihrem Leben.

Mit ihren Schwestern versteht sie sich zwar noch recht gut, aber wie bei ihren Freunden ist das Problem, dass alle einen Partner haben, meistens auch noch Kinder. So fühlt Gerri sich oft wie das fünfte Rad am Wagen. Die regelmäßigen Kochabende am Samstag im Freundeskreis sind so zu einer langweilen Last geworden. Zumal sie dort auch immer ihren früheren Schwarm Ole sieht, der Gerri verließ, um seine zurückgekehrte Ex-Freundin zu heiraten.
Als dann noch ihre beste Freundin Charly schwanger wird - von Gerris langjährigem früheren Freund - ist es irgendwie zuviel. Eine Diagnose im Internet bestätigt den Verdacht: neurotische Depressionen.
Da Gerri eine Pechsträhne hat, wird sie gekündigt, als sie ziemlich genau zehn Jahre für ihren Verlag arbeitet. Das Angebot des neuen Chefs, für seine neu konzipierte Vampirreihe zu schreiben, ist da auch kein Trost. Also will Gerri sterben. Als sie durch einen Zufall zu einem kleinen Berg Schlaftabletten kommt, steht ihrem Plan nichts mehr im Wege. Gerri kauft sich ein tolles Kleid, macht sich schön, mietet sich ein Zimmer in einem tollen Hotel ... und sie schickt eine Reihe Abschiedsbriefe ab. Dort will sie den Leuten noch mal ganz direkt sagen, was sie von ihnen hält, und gleichzeitig ihr Erbe regeln.
Aber es kommt ja immer anders, als man denkt. Anstatt sich still und leise in ihrem Zimmer umzubringen, gerät Gerri in die Ehekrise zwischen Ole und seiner Frau und erwacht am nächsten Morgen putzmunter in ihrem Bett. Nun gibt es für sie scheinbar keinen Ausweg mehr... die Wahrheit ist gesagt, die Briefe sind verteilt - und auch wenn Gerri sich nun wirklich gerne umbringen oder zumindest auswandern würde, muss sie sich der Wahrheit stellen und lernen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.

Eine Komödie zum Thema Selbstmord? Das kann furchtbar daneben gehen. Zumal es sich hier ja um einen Frauenroman handelt, ein Genre, das ja eher das Etikett "leichte Kost" trägt.
Doch Kerstin Gier schafft es, einen wirklich unterhaltsamen, lustigen, sehr kurzweiligen Roman zu schreiben, der - dem Thema entsprechend - an manchen Stellen auch sehr rühren kann.
Zwar wünscht man sich als Leser, es würde noch etwas mehr auf Gerris Selbstmordabsichten eingegangen, schließlich waren diese kein Gedankenspiel, sondern bitterer Ernst und ohne Hilfe ist nicht gegeben, dass so eine Situation nicht noch mal vorkommt - aber man soll von einer Komödie auch nicht zu viel verlangen.
Immerhin bekommt Gerri mit, dass ihr Ableben vielen Menschen wehgetan hätte. Was also nach dem Selbstmordversuch folgt, ist das große Aufräumen, das meistens sehr lustvoll beschrieben wird. Gerri merkt schnell, dass sie eben nichts mehr zu verlieren hat, und traut sich endlich, den ganzen Frust raus zu lassen - was oft genug auch positive Ergebnisse hat.
Besonders Gerris Briefe, die am Ende eines jeden Kapitels stehen, sind sehr amüsant. Auch wenn sie oft sehr böse sind und man sich als Leser schon fragt, wie eine Mutter oder die Tante auf solche Worte reagieren würden, wenn sie diese nach einem erfolgreichen Selbstmord gelesen hätten, aber etwas schwarzer Humor dürfte bei dem Thema mehr als angebracht sein.

Ein kleiner Wermutstropfen ist das Ende, das ein klein wenig überstürzt und überdreht wirkt - obwohl das zu Gerri und ihrer chaotischen Welt passt. Trotzdem wäre hier ein kleiner Epilog noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

"Für jede Lösung ein Problem" ist ein lustiger, manchmal auch etwas sentimentaler Roman über eine junge Frau, die lernt, dass eine Pechsträhne noch nicht das Ende der Welt sein muss. Ein vergnüglicher, sehr kurzweiliger Roman, den man einfach nicht aus der Hand legen kann. Zudem meistert er sein Thema einer Komödie über Selbstmord erstaunlich gut.
Wenn Sie sich mal wieder gut unterhalten wollen, greifen Sie ruhig zu!

Susanne Fischer



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783404156146 | Preis: 7,95 Euro | 300 Seiten | Sprache: Deutsch

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