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 Children of Men


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


2027. Die Menschheit ist kinderlos. Seit neunzehn Jahren wurde kein Kind mehr geboren. Die deprimierende Aussicht, über kurz oder lang auszusterben, teilt die Gesellschaft in zwei sich bitter bekämpfende Lager. Die Regierung von Großbritannien versucht mit brutaler Waffengewalt, die Ghettoisierung der sich nicht anpassenden Bevölkerungsgruppen zu verhindern, und mit gnadenloser Verfolgung von Aufständlern, Flüchtlingen und Verbrechern eine Art von Ordnung aufrecht zu erhalten.
Dagegen opponieren verschiedene Terrororganisationen. Sie wollen die bestehende Diktatur mit Bomben und gezielten Attentaten destabilisieren. Einer ihrer ehemaligen Mitstreiter, der Regierungsangestellte Theo, hat nach dem Tod des eigenen Kindes innerlich aufgegeben und pendelt zwischen Alkohol, Zynismus und distanzierter Betrachtung der Zustände.
Da reißt ihn seine ehemalige Geliebte Julian, die ihn nach dem Tod ihres gemeinsamen Kindes verlassen hatte und zur meistgesuchten Terroristenführerin wurde, aus seiner Isolation. Sie verlangt von ihm ein Visum, um der Kontrolle der Regierungsmacht zu entkommen. Theo beschafft ihr das Visum und reist mit ihr nach Norden. Sie werden von der jungen Farbigen Kee begleitet.
Als sie in einen Hinterhalt geraten und beschossen werden, bemerkt Theo, worum es den Terroristen wirklich geht: Kee ist schwanger und soll ihnen als Fanal gegen die Regierung dienen. Theo beschließt, mit Kee zu fliehen und sie sowohl den Terroristen als auch den Regierungstruppen zu entziehen. Er ahnt nicht, wie mörderisch dieses ungeborene Kind verfolgt wird.

"Children of Men", der neue Film des Regisseurs Alfonso Cuarón ("Große Erwartungen", "Harry Potter und der Gefangene von Askaban"), hat einen Roman von P. D. James zu einer düsteren, gnadenlosen Zukunftsvision stilisiert.
Von Anfang an lässt der Regisseur keine Zweifel aufkommen, wie seine Welt geartet ist. Bomben, Gewalt, Polizei, Überwachungskameras, zentralisierte Fernsehprogramme und permanente mediale Beeinflussung wechseln mit Blicken in vor Angst verzerrte Gesichter bald abgeschobener Asylanten, Kamerafahrten durch chaotischen Menschen- und Straßenverkehr und knappen Einblicken in das Leben des unfreiwillig zum Helden werdenden Theo.
Auffallend ist die negative, grundsätzlich hoffnungslose Sicht auf eine Zukunft, die kaum zwanzig Jahre vom Betrachter weg ist. Ihr Grundproblem, die absolute Kinderlosigkeit der Menschheit, liegt in der Gegenwart, wird aber nicht hinterfragt oder beleuchtet, sondern als gegeben vorausgesetzt.
Auch fehlen im gesamten Film Erklärungen, Einblicke in Hintergründe oder der Versuch, die Motive der Handelnden zu beleuchten. Seltsam isoliert schreitet die Handlung von der anfangs so dichten Psychostudie eines einzelnen Menschen zu einem Actionfilm, der sich beinahe in Feuergefechten und kriegerischen Auseinandersetzungen verliert. Vor allem das letzte Drittel des Film enttäuscht maßlos. Hier wird um des Effektes willen, des richtigen Bildes, der perfekten Kameraeinstellung wegen auf Handlung, Stringenz oder Logik komplett verzichtet.
Am Ende muss sich der Zuschauer fragen, warum dieser Weltenentwurf visualisiert wurde, welche Antworten gegeben wurden oder welchen Sinn die letzte Kameraeinstellung macht. Ist das Überleben eines Säuglings Hoffnung für die gesamte Menschheit?
In diesem deprimierenden, entmutigenden und "sinnlosen" Film kann eigentlich nur der Hauptdarsteller nachhaltig überzeugen. Nur Clive Owen und Michael Caine, der seiner kurzen Rolle eine überraschende Tiefe entlocken kann, scheinen eine Charakterstudie wert gewesen zu sein. Sämtliche weiteren Schauspieler - allen voran leider auch Julianne Moore - sind Abziehbilder, die kaum mehr als Worthülsen von sich geben und schematische Verhaltensweisen zeigen.

Dieser Film überzeugt als düstere, seltsam isoliert gestaltete Zukunftsvision, versagt aber darin, eine Geschichte erzählen zu wollen. Die anfangs packende Story verliert sich immer mehr in Actionsequenzen und Ghettoszenen und endet mehr als nebulös.

Die Extras der Special-Edition sind fantastisch. Neben der Dokumentation "Die letzte Hoffnung" von Alfonso Cuarón, die interessante Hintergrundinformationen für das Verständnis des Films enthält, findet man einen Audiokommentar von Slavoj Zizek, einen sehr guten Film über die Spezialeffekte mit dem besonderen Highlight, wie das Baby am Computer erzeugt wurde, mehrere geschnittene Szenen und ein Interview mit den Darstellern von Theo und Julian, Clive Owen und Julianne Moore. Zu guter Letzt findet sich ein Bericht über das futuristische Design des Films.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. April 2007 | FSK: 16 | Laufzeit: 106 Minuten | Originaltitel: Children of Men | Preis: 18,89 Euro | Untertitel verfügbar in: Engl. f. Hörg., Deutsch, Niederländisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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