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 Rotten English

A Literary Anthology


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Englisch ist die Weltsprache. Immer mehr hat sie in ihrer Geschichte an Bedeutung gewonnen, angefangen mit dem britischen Empire bis hin zur Großmacht USA. Doch damit war unweigerlich eine andere Entwicklung verbunden: Denn immer mehr Nicht-Muttersprachler waren dazu gezwungen, Englisch zu lernen und zu sprechen. Ob jetzt nun durch Kolonialisierung, wie in Indien, oder Sklavenhandel, wie in den Vereinigten Staaten, Menschen, die eine ganz andere Sprache gewohnt waren, mussten sich in Englisch ausdrücken.

In dieser Entwicklung hat sich Englisch verändert - weg vom hochgelobten "Queen’s English" hin zu Dia- und Soziolekten. Mit diesen Varianten hat sich Dohra Ahmad von der St. John’s University ein Buch gewidmet, "Rotten English", eine Sammlung literarischer Werke, die in ebendiesem "verdorbenen Englisch" geschrieben sind.

In der Einleitung erklärt Ahmad ihre Gründe, eine solche Anthologie zu erstellen. Für die Unterdrückten und Dominierten, die oft politisch und sozial unbemittelt waren und heute auch noch sind, stellt ihr Englisch eine Art Rebellion gegen das Establishment dar. Der Titel der Einleitung ist Programm: "This Is Ma Trooth" (das ist meine Wahrheit), das bedeutet die Welt aus der Sicht der Unterlegenen, das ist nicht verschönernd, sondern legt die ganze Härte ihres Lebens dar. Diese Leben werden in den folgenden Schriftstücken veranschaulicht.

Das Buch ist in vier Teile eingeteilt, wobei jedem Teil eine kurze Einführung vorangestellt ist. Somit kann man sich innerhalb der vorgestellten Stücke schon etwas zurechtfinden. Zudem gibt es zu jedem Autor eine kurze Biographie, in der Herkunftsland sowie der Dialekt und einige Werke erwähnt sind. Besonders herauszustellen ist, dass hier schon kurz das folgende Stück erklärt wird. Das hilft, dem Stück seine Bedeutung zuzuordnen, und es hilft auch dabei, die Übersicht über das Große und Ganze des Buches zu halten.

Im ersten Teil werden nun Gedichte vorgestellt. Diese haben meist ihre ganz eigene Rhythmik und sind oft eng mit Musik verbunden.
Darauf folgen Kurzgeschichten, die teils komplett im Dialekt verfasst sind und die teils zwischen dem standardsprachlichen Englisch und dem Dialekt hin- und herspringen ("Code-Switching"). Das Gleiche gilt für den dritten Teil, Auszüge aus Romanen, während im vierten und letzten Teil, Essays, dann doch bis auf einen Aufsatz alles im Standard-Englisch verfasst ist.

Die Schriftstücke, die vorgestellt werden, könnten nicht unterschiedlicher sein. Da gibt es Erzählungen von Kindersoldaten (Sozaboy: A Novel in Rotten English von Ken Saro-Wiwa, die Geschichte, die der Anthologie den Namen gab), indischen Hausmädchen (The Ghost of Firozsha Baag von Rohinton Mistry), Einwanderer in Großbritannien (Londonstani von Gautam Malkani, The Housing Lark von Sam Selvon), irischen Auswanderern in Australien (True History of the Kelly Gang von Peter Carey) und, und, und.
Das ermöglicht einen guten Überblick über die schiere Verbreitung von Englisch - und auch von der Unterdrückung und brutalen Gewalt, die oftmals damit in Verbindung stand. Es zeigt auf, dass Englisch die Sprache der Sieger war und die Verlierer (die Sklaven, Einwanderer) ihre Muttersprache verloren und damit zurechtkommen mussten, was sie aufschnappen und lernen konnten. Dass dies kein perfektes Englisch sein kann, wird wohl jeder verstehen. Doch gerade diese Tatsache, dass sie nicht das Englisch der Herrscher sprachen und sprechen, gerade dies wurde zur Waffe. Der Dialekt wurde zum gemeinsamen Merkmal, zum Symbol des Zusammenhalts und eben das Niederschreiben dieses unperfekten, unreinen Englischs wurde im Kampf um Anerkennung, um Freiheit und Respekt eingesetzt.
Abgeschlossen wird das Buch von einem kurzen Glossar sowie einer Literaturliste für alle die, die noch mehr über dieses Thema lernen möchten.

Angesichts der Thematik des Buches noch ein kurzer Kommentar zum Englisch des Buches: da große Teile des Buches in Dialekten verfasst sind, die vor allem in der Orthographie, aber auch in allen anderen Teilen der Sprache, wie Vokabular und Satzbau, von der Standardsprache abweichen, sollte man schon stark fortgeschrittene Englischkenntnisse haben. Dabei ein Tipp von Ahmad: es hilft, wenn man die Geschichten laut liest, da diese Dialekte zwar vom Schriftbild wenig gemeinsam haben, dem normalen Englisch jedoch aber immer noch in der Aussprache stark ähneln.

Ahmad hat mit viel Geschick, eine enorme Vielfalt an englischen Varianten und Themen herausgesucht, so dass man mit diesem Werk einen sehr guten Überblick darüber bekommt, was es zum einen überhaupt an Dialekten gibt und zum anderen, welche Geschichten diese Menschen zu erzählen haben. Einfach nur zu empfehlen!

Die Verlags-Seite zum Buch: weitere Informationen und Online-Bestellmöglichkeit

Sabine Hunsicker



Softcover | Erschienen: 01. Juni 2007 | ISBN: 9780393329605 | Preis: 16,50 Euro | 535 Seiten | Sprache: Englisch

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