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 No-Limit Hold’em

Theorie und Praxis


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Der große Theoretiker unter den Pokerspielern ist David Sklansky, der unter anderem das absolute Standardwerk "Theory of Poker" geschrieben hat. Zusammen mit seinem jungen Kollegen Ed Miller hat Sklansky sich der heute populärsten Pokervariante gewidmet. No Limit Texas Hold’em unterscheidet sich von den anderen Pokervarianten in vielem, ist viel komplexer als 7-Card-Stud oder auch nur der Limit-Variante von Texas Hold’em, bei denen mechanisch gespielt werden kann, nach einem festen System - Spiele, die klare Fehler haben, die es zu vermeiden gilt. So einfach ist es bei No Limit nicht, und daher lohnt sich ein Buch dazu.

Das Buch besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen. Der erste und deutlich größere Teil beschreibt die Grundlagen, der zweite birgt Konzepte und Waffen, die man ganz praktisch anwenden kann.

Der erste Teil umfasst mehr als zwei Drittel des Buches und geht sofort genau ins Detail. Was Sklansky und Miller allerdings Grundlagen nennen, ist für einen Anfänger überhaupt nicht zu verstehen. Ohne "Theory of Poker" steht man ganz schön auf dem Schlauch, denn hier kommen Fachworte wie Implied Odds und Multiway-Pots vor, wird von Erwartungswerten gesprochen, und es wird jede Menge gerechnet. Da sollte man zumindest die ganz groben Basics der Wahrscheinlichkeitsrechnung beherrschen, sonst kann man die Rechnungen nicht nachvollziehen und muss glauben, ohne zu verstehen - was in der Kirche deutlich besser funktioniert als am Pokertisch.
Ein besonderes Augenmerk legen die beiden Autoren auf die Stackgröße, auf Größen von Bets und Raises bei guten Händen, aber auch bei Bluffs. Sogar eine ziemlich moderne Grundstrategie für Anfangsblätter gibt es hier, allerdings auch keine für Anfänger, da man recht viele Blätter spielt und häufiger mal in Hände geraten wird, die man als Anfänger nach dem Flop noch nicht beherrschen kann, in denen man viel zu oft viel Geld verlieren wird. Aber diese Strategie ist auch nur ein kleines Bonbon zwischendurch.
Viel wichtiger sind die Erläuterungen von mehr oder weniger subtilen Waffen und Tricks, die ein Pokerspieler beherrschen sollte, die man aber teilweise nicht zu oft benutzen darf. Blocking Bet, Check-Raise, Bluffing-Call und was ist eigentlich mehrstufiges Denken im Poker? Hier geht es richtig in die Tiefe, mit wenigen, dafür aber immer aussagekräftigen Beispielen, und alles mit Rechnungen und Gleichungen belegt. Da raucht das Hirn, aber das lohnt sich auch, denn so manches Heureka ist möglich - da denkt man an Sachen, an die man noch nie beim Pokern gedacht hat, und mag so manches Mittel nur einmal alle vierhundert Hände zu gebrauchen sein, allein das Wissen um solche Mittel verbessert schon das Verständnis des Spiels.

Im zweiten Teil geht es viel praxisbezogener zu. Sechzig Konzepte werden in ein bis drei kurzen Sätzen prägnant formuliert und dann in halb- bis zweiseitigen Artikeln erklärt. Von "Bets sind wichtiger als Pots" bis "Helfen Sie Ihren Gegnern nicht, korrekt zu spielen" gehen diese in verschiedener Weise in die Tiefe, auch hier ist vieles sehr speziell und gibt auch dem ambitionierten Spieler noch einige neue Gedanken, die teilweise geradezu revolutionär sind - ich soll meinem Gegner freie Karten gewähren, weil ich den Pot klein halten soll und Bluffs provozieren kann?

Nein, das ist kein Buch zum lockeren Lesen zwischendurch, das ist die ganz harte Nummer. Man kann hier jede Menge lernen, keine Frage, aber man muss Zeit mitbringen und bereit sein, auch richtig Hirnschmalz zu investieren. Dennoch ist das Buch nicht völlig dröge, sondern nur in so weit, wie die Konzentration nun mal auf das Wesentliche gelegt wird - zwischendurch gibt es durchaus mal was zum Schmunzeln.
An der einen oder anderen Stelle ist die Übersetzung allerdings nicht unbedingt gelungen. Vor allem der Gebrauch vom Wort "Straße" für das, was man im Deutschen eher als "Setzrunde" bezeichnen würde. Im deutschen Pokerjargon ist eine "Straße" nun mal eine "Straight" - also eine ganz gute Hand -, das wirkt erst mal verwirrend.
Ansonsten darf die billige Aufmachung bei einem Preis von knapp dreißig Euro durchaus ärgern, aber prinzipiell sollte man mit den neuen Erkenntnissen das Geld ja wieder hereinholen können.
Für ambitionierte Spieler ein Muss, für Anfänger viel zu heftig.

Holger Hennig



Taschenbuch | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783981154344 | Originaltitel: No Limit Hold’em - Theory and Practice | Preis: 29,90 Euro | 313 Seiten | Sprache: Deutsch

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