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 Codex Urbanis

Engel


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis


"Stadtluft macht frei" ist ein Ausspruch, den auch viele Bewohner unter der Herrschaft der Angelitischen Kirche glauben. Und schließlich sind es große, mächtige Städte, denen es gelungen ist, sich aus dem Griff der Kirche zu entziehen und ihrer eigenen Wege zu gehen, fernab jeder Regeln, Engeln und kirchlichen Vorschriften. Die mächtigsten dieser Städte haben sich in der Urbanis-Liga zusammen geschlossen, die aus einem ketzerischen Dokument, dem "Codex Urbanis", nach dem auch die Spielhilfe zu den Städten benannt ist, entstanden ist.

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit dem generellen Leben innerhalb der Städte des 27. Jahrhunderts. Hier erfährt der Leser, wie sich die einzelnen Städte darstellen, wer das Sagen hat, wie das Rechtssystem beschaffen ist und wie die verschiedenen Regierungsmodelle aussehen. Alltag, Berufe und Unterkünfte der Bürger werden ebenso beleuchtet wie die medizinische Versorgung, Gastronomie oder Handel.

Um aber stark zu sein und auch zu bleiben im Angesicht der Angelitischen Kirche, bedarf es mächtiger Verbündeter. Aus diesem Grund ist die Urbanis-Liga entstanden, ein Bündnis zwischen sehr unterschiedlichen Diadochenstädte, das die gegenseitige Unterstützung in Friedens- und Kriegszeiten zum Ziel hat, da der Krieg mit der Kirche nicht mehr fern scheint. Ein anderes Bündnis hingegen ist die Neue Hanse, deren Mitglieder sich allein durch ihre Liebe zum Manna gleichen und die mit ihren großen Koggen den Seehandel aufrecht erhalten. Der Nordbund hingegen ist ein Zweckbund der Stadt- und Landbewohner im ehemaligen Herrschaftsgebiet der Ragueliten.

Zur näheren Beschreibung des Stadtlebens pickt die Spielhilfe einzelne Städte zur näheren Betrachtung heraus. Darunter sind Wien, Essen, Moskau und andere, die eine besondere oder auch kuriose Rolle in der momentanen Geschichtsschreibung spielen. Hier wird näher auf die jeweiligen Beziehungen zur Kirche oder Urbanis-Liga eingegangen und die Machtposition, sowie die weiteren Pläne der Städte beschrieben. Urbane Legenden sind meistens wahr, weshalb sich ein weiteres Kapitel mit der stadtspezifischen Traumsaat beschäftigt, die versucht, in diese dicht bewohnten Bereiche einzubrechen und sich dort niederzulassen.

Für den Erzähler allein bestimmt, sind die nachfolgenden Personenbeschreibungen. Hier werden die herausragendsten Personen vorgestellt. Doch auch andere, einflussreiche oder lediglich seltsame Gestalten erhält der Erzähler als Beispiele an die Hand. Speziell für diejenigen, die mit dem D-20 System spielen, gibt es im Anhang die Werte einzelner Traumsaatkreaturen. Hier finden sich auch Werte und Beispiele für bestimmte Prestigeklassen, die nur in Städten zu finden sind.

Lange wurde "Codex Urbanis" von der Spielerschaft des Erzählspiels "Engel" erwartet, da man hoffte, neue und konkretere Ideen zu den einzelnen Diadochen und den mit Technik versehen Städten, die sie beherrschen, zu bekommen. In dieser Hinsicht jedoch wird der Spieler enttäuscht. Zwar handeln die Texte von den Diadochenstädten, doch sind sie häufig Nacherzählungen einzelner Geschehnisse oder sehr generell gefasst. Was man vermisst, sind präzise Informationen, Stadtpläne oder auch lediglich eine kleine Auswahl der Verteidigungsmöglichkeiten der Städte. Wie in den anderen Spielhilfen auch werden jedoch alle Dinge aus der Sicht des 27. Jahrhunderts beschrieben, so dass der Erzähler oft raten muss, was für technische Geräte eigentlich gemeint sind. Dieses Unwissen und Rätseln macht einen Teil des besonderen Spielspaßes an Engel aus, doch gerade für diejenigen, die eine Gruppe leiten, ist es an dieser Stelle störend.

Wie alle anderen Bücher für "Engel" überzeugt auch dieses durch sein besonderes Layout und die schöne Erzählweise, die sehr viel von der Stimmung zu vermitteln weiß. Wie immer werden auch kleine geschichtliche Ereignisse fortgeführt und weitere angedeutet, die vielleicht im nächsten Band näher ausgeführt werden.

Keine Frage, "Codex Urbanis" ist eine schöne und stimmungsvolle Spielhilfe, doch leider unpräzise, was in diesem Fall ärgerlich ist. Niemand erwartet, dass erklärt sind, was die Fegefeuer sind, doch wenn von einem mysteriösen grünen Schleim die Rede ist, dann sollte man als Spielleiter mehr darüber wissen um diesen auch erzählerisch in ein Abenteuer einbauen zu können.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783937255668 | Preis: 30,95 Euro | 168 Seiten | Sprache: Deutsch

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