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 Morgen ist der Tag nach gestern


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Nach "Wenn das Herz im Kopfe schlägt" liegt nun der zweite Fall um Peter Böhm und seine Kollegen von der Kripo Kleve vor.

Gustav Horstmann war ein reicher und geachteter Mann, ehemaliger Stadtrat und Beiratsmitglied einer Stiftung, die sich um Familien kümmert, in Not geraten, zum Beispiel, wenn eine Frau mit ihren Kindern untertauchen muss, weil der Vater sie entführen will. Als er tot in seinem niedergebrannten Wochenendhaus gefunden wird, wird der Fall schnell mysteriös. Horstmann ist nicht verbrannt, sondern wurde erschossen, das Haus wurde angezündet. Doch wer würde einem unbescholtenen Mann schaden wollen?
Ein zweiter Toter, der im unteren Geschoss des Hauses gefunden wird, gibt weitere Rätsel auf, gibt es doch gar keine Hinweise auf dessen Identität.
Richtig kompliziert wird es aber, als die Ermittler das Kellergeschoss genauer unter die Lupe nehmen. Hier ist zwar nichts verbrannt, doch warum stehen in den Räumen Computer und ein Bettgestell? Wie kommen die Bilder von Kindern mit pornografischen Motiven dahin? War Horstmann vielleicht doch nicht so unbescholten, wie jeder dachte? Nicht zuletzt die Frage, was Horstmann mit dem Verschwinden mehrerer Töchter, um deren Familien sich die Maria-Söder-Stiftung kümmerte, zu tun hat, muss geklärt werden.

Frank Zech, Horstmanns Nachbar, der sich zudem um das öfter mal leer stehende Haus kümmerte, beobachtet das Treiben der Polizisten mit seinem Feldstecher und macht sich so seine eigenen Gedanken. Er weiß mehr als er zugibt, aber was er verbirgt - und vor allem warum -, muss sich erst noch herausstellen.

Dieser Krimi hat mehrere Handlungsstränge, die nach und nach zu einem einheitlichen Geschehen verflochten werden. Ein Mann, der komplett unter der Fuchtel seiner Mutter steht, diesen Zustand aber immer weniger erträgt, ein Vater, der rätselhaften Verschwinden und dem Zerfall seiner Familie gegenüber ohnmächtig ist, ein gewissenloser Kinderschänderring, ein Mord, der zunächst keinen Sinn macht und ein Polizeiteam, das verzweifelt versucht, Licht in dieses Dunkel zu bringen.

Mechthild Borrmanns Stil wirkt ruhig, unaufgeregt, dadurch zunächst auch distanziert. Doch unbemerkt wird der Leser immer tiefer in die Handlung gesogen, immer eindringlicher werden die Bilder, die ihm beim Lesen vor Augen stehen. Die Beschreibung des niedergebrannten Hauses ruft dem Leser genauso Bilder vor Augen wie die Schilderungen der malerischen Landschaft und auch die Gefühle der handelnden Personen werden direkt fühlbar. Die ermittelnden Polizisten werden nicht nur in ihrem Beruf dargestellt, auch das Privatleben erhält seinen Platz. Dies stört die Spannung nicht im geringsten, es hilft eher noch zu zeigen, dass auch diese Männer ganz normale Menschen sind, die der Grausamkeit der organisierten Kinderpornografiehändler voller Hass gegenüberstehen.

Auch wenn zunächst so viel passiert, was anscheinend gar nicht zusammenhängt, schafft die Autorin es sehr gelungen, alles zu einem schlüssigen, wenn auch nicht guten Ende, zu führen. Am Ende bleiben keine Fragen offen, nur Spannung auf weitere Fälle des sympathischen Polizeiteams.

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783865320773 | Preis: 9,90 Euro | 221 Seiten | Sprache: Deutsch

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