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 Isola

Autoren: Isabel Abedi
Verlag: Arena

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Isabel Abedi hat sich schon längst als Kinderbuchautorin einen Namen gemacht und auch ihre Jugendbücher wie "Whisper" oder "Imago" erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch während diese beiden auf fantastischen oder übersinnlichen Elementen beruhten, stützt die Wirkung von "Isola" sich auf beklemmende Beschreibungen und die Handlung eines Thrillers.

"Big Brother is watching you" - Seit ein paar Jahren prägen immer mehr Reality- und Überwachungsshows die Fernsehlandschaft. In "Isola" kommt nun der ehrgeizige Regisseur Liebermann auf die Idee, zwölf Jugendliche auf eine einsame Insel vor Brasilien zu bringen, sie drei Wochen lang von Kameras überwachen zu lassen und abzuwarten, was passieren mag. Ein Drehbuch gibt es nicht, nur ein paar Regeln: kein Alkohol, keine Drogen, keine Handys, keine Gewalt und kein Sex.
Jeder der zwölf Jugendlichen ist aus anderen Gründen auf der Insel, jeder hat seine Geheimnisse, jeder möchte diese auf keinen Fall preisgeben.
Vera, die Hauptperson des Buches, hat einen ganz besonderen Grund: Vor 17 Jahren wurde sie in einer Favela Rios, einem der Armenviertel, geboren. Ein Ehepaar aus Deutschland fand sie und adoptierte sie, doch Vera vermisst ihre Schwester Esperanca und möchte sie unbedingt wieder sehen. Dank Liebermanns Projekt ist sie nun zumindest wieder im gleichen Land wie ihre Schwester. Doch die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Esperanca rückt in weite Ferne, als die Insel sie mehr und mehr in Beschlag nimmt. Nicht zuletzt Solo, einer der anderen Inselbewohner, fasziniert und fesselt sie auf eigenartige Weise.
Die Jugendlichen finden eine Spielanleitung - gemäß dem Kindergeburtstagklassiker "Mord im Dunkeln" wurde einer als Mörder bestimmt und die anderen sind die Opfer. Doch wer wer ist, weiß niemand. Erst, wenn alle Opfer "tot" sind, endet das Spiel und die Jugendlichen können dann die Insel verlassen. Ab diesem Punkt ist das Miteinander geprägt von tiefem Misstrauen und Angst, denn jede Nacht verschwindet ein weiterer Mitspieler. Doch aus dem Spiel wird Ernst, als nach einer ausgelassenen Höhlenparty plötzlich zwei der Jugendlichen fehlen und Blut am Boden ist. Warum kommt Liebermann ihnen nicht zu Hilfe, obwohl nun wirklich so gut wie alle Regeln gebrochen wurden? Wie konnte das Spiel so furchtbar schief gehen?

"Isola" verknüpft viele Ebenen. Eine zart beginnende Liebesgeschichte, ein Familiendrama, das auf der Insel seinem Höhepunkt entgegenstrebt, die verschiedenen Charaktere der Jugendlichen und ihre Art, auf die Überwachung zu reagieren. All dies wäre schon sehr interessant, doch dann scheint auch noch ein echter Mörder ins Spiel zu kommen. Das setzt dem ganzen die Krone auf und aus dem psychologischen Spiel wird blutiger Ernst.
Die zwölf Jugendlichen vertreten ganz unterschiedliche Charaktere: die blonde Zicke Darling, die ruhige und zurückgezogene Moon, Solo, der Einzelgänger, die liebenswerte Elfe, der Machotyp Alpha, Lung, der Zirkusjunge, Joker, der Spaßvogel … alle spielen sie die Rolle, die sie sich ausgesucht haben und vertreten dabei jeweils einen Charakterzug ganz extrem, den jeder Mensch in sich trägt. So kann man als Leser alle irgendwie verstehen, wenn man auch den einen mehr als den anderen mag. Am nächsten kommt man aber natürlich Vera. Die Beschreibung ihrer Angst, ihrer Schuldgefühle und ihrer Gedanken ist eindringlich und stellenweise beklemmend, da man wirklich mit der stillen und zurückgezogenen Person, die doch so viel von ihrer Umgebung mitkriegt, mitfühlen kann.

Allein schon das Zusammenspiel dieser Charaktere wäre furchtbar spannend, doch Isabel Abedi begnügt sich nicht mit ein bisschen Spannung, sondern treibt den Leser mit der Wendung vom Spiel zum alptraumhaften Krimi immer weiter in der Spannungsspirale. Man wird das Buch nicht aus der Hand legen können und sich auch danach noch lange gedanklich damit beschäftigen. Wie hätte man selbst reagiert? Hätte man den tragischen Höhepunkt verhindern können? Solche und andere Fragen beschäftigen Vera immer wieder und auch den Leser wird "Isola" nicht so schnell loslassen.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 01. Juni 2007 | ISBN: 9783401060484 | Preis: 14,95 Euro | 328 Seiten | Sprache: Deutsch

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