Der kleine Krümel streift wie immer durch die Straßen. Er sucht Arbeit. Denn ohne ein wenig Kleingeld lässt ihn seine Stiefmutter nicht ins Haus. Frau Koster hat auch sonst nicht viel übrig für den Zehnjährigen. Er ist ein Tunichtgut und Unruhestifter. Und ganz so falsch liegt sie damit nicht, denn Krümels eigentliche Passion sind Streiche. Viele der Straßenhändler können ein Lied davon singen, ärgert sie der kleine Krümel doch Tag für Tag. Nur Wilkes, ein armer Gemüsehändler, sieht das anders. Er mag den kleinen Jungen furchtbar gern. Und als Frau Koster stirbt, nimmt er den Jungen sogar auf. Er erzählt ihm stundenlang von den Abenteuern seiner eigenen Jugendzeit. Gemeinsam mit einem Freund hat er damals die Straßen der kleinen, niederländischen Stadt unsicher gemacht. Er versucht seit Langem ein Buch darüber zu schreiben, kommt aber nicht so recht vorwärts.
Doch als er zufällig ein Foto des Jugendfreundes findet und es Krümel zeigt, ist der völlig verdattert. Der junge Mann auf dem Foto gleicht dem kleinen Portrait seines Vaters, das er immer bei sich trägt, bis aufs Haar. Könnte der Auswanderer, der als Goldsucher in Amerika sein Glück versuchte, wirklich der gesuchte Vater sein?

1999 verfilmte Maria Peters ein Buch des Niederländers Christiaan Frederik van Abkoude. Das 1923 erstmals erschienene Buch, absoluter Bestseller in den Niederlanden und neben den Abenteuern von "Pietje Bell und der Schwarzen Hand" - ebenfalls von van Abkoude - eines der bekanntesten Kinderbücher der Niederlande überhaupt, hat bis zum heutigen Tag mehr als siebzig Auflagen erlebt. Der Film wurde zu einem sensationellen Kinoerfolg. Als meistbesuchter Film 1999 mit mehr als 1,3 Millionen Besuchern dauerte es jedoch bis August 2007, ehe er in deutscher Sprache auf DVD erschien. Zuvor lief er diverse Male im deutschen Fernsehen. Warum dieser Film jedoch bei "Lighthouse" in der Reihe "Skandinavische Kinderfilme" erschienen ist, bleibt ein Geheimnis des Verlags.

Neben der unzweifelhaft wunderschönen Geschichte, die zwischen traurigen Straßenszenen, fast grausamen Schicksalsschlägen und humorvollen, warmherzigen Szenen pendelt, steht und fällt der Erfolg dieses Kinderfilms mit der Besetzung des Hauptdarstellers. Einen zehnjährigen Jungen in einem fast zweistündigen Kinofilm zu verkörpern, ist für einen Laien - und um den muss es sich naturgemäß handeln - eine extrem schwere Aufgabe. Und dieser Film fordert dem kleinen Schauspieler eine Menge ab. Er muss Rührseliges, Spannendes, Humorvolles, Albernes und Getragenes ebenso zu spielen vermögen wie tiefgreifend Erschütterndes. Der Film ist so sehr auf den Hauptdarsteller zugeschnitten, dass einzig diese Rolle bereits über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.
Und mit Ruud Feltkamp hat Regisseurin Peters ein Kind gefunden, der sich als Naturtalent entpuppt. Man nimmt ihm fast sofort ab, der kleine Krümel in den Niederlanden der zwanziger Jahre zu sein. Nicht einen einzigen Moment lang kommt der Gedanke hoch, hier agiere ein Schauspieler oder Laiendarsteller.
Dank der auch in sämtlichen weiteren Rollen sehr glücklichen Besetzung, der angemessenen - manchmal etwas rührseligen - Musik und der exzellenten Kameraführung bleibt kaum ein Auge trocken. Wer hier nicht mitleidet, mitlacht und sich mit dem kleinen Krümelchen freut, hat kein Herz und sollte Kinderfilme generell meiden.

Extras gibt es, bis auf eine Trailershow weiterer Lighthouse-Titel, leider keine.