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 Kinder des Judas

Autoren: Markus Heitz
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Nachdem Markus Heitz in letzter Zeit wieder vermehrt klassische Fantasy geschrieben hat, erschien im Herbst 2007 mit "Kinder des Judas" ein eher düsterer Roman, der nicht die gängigen Fantasy-Versatzstücke nutzt. Mit "Ritus" und "Sanctum" hat der Autor bereits unter Beweis gestellt, dass er fantastische Elemente geschickt in einen historischen Kontext einarbeiten kann. Beim vorliegenden Buch bedient er sich wieder großzügig der geschichtlichen Gegebenheiten Europas, um für seine Vampirgeschichte einen stimmungsvollen Rahmen zu schaffen.

Sia arbeitet ehrenamtlich in einem Leipziger Krankenhaus und begleitet Sterbende bei ihren letzten Stunden. Doch neben diesem wenig einträglichen Geschäft geht sie noch einer anderen Beschäftigung nach. In unregelmäßigen Abständen nimmt die attraktive Frau an gnadenlosen Showkämpfen teil. Diese werden weltweit über das Internet ausgestrahlt und erfreuen sich bei den zahlenden Kunden größter Beliebtheit. Doch die geheimnisvolle Motorradfahrerin trägt ein düsteres Geheimnis in sich ...
Das kleine Mädchen Scylla wächst nach dem gewaltvollen Tod ihrer Mutter bei ihrem leiblichen Vater auf. Er ist vernarrt in seine wissbegierige Tochter, erkennt früh ihr unglaubliches Potential und wendet sehr eigenwillige Erziehungsmethoden an. Mit seiner Hilfe und Förderung wird aus dem schüchternen Kind eine sehr talentierte Forscherin. Doch ihr Vater ist nicht das, was er zu sein vorgibt: In seinem Inneren schlummert eine unheimliche Existenz ...

Die Geschichte wird, wie schon bei "Ritus" und "Sanctum", in zwei unterschiedlichen Zeitsträngen erzählt. Den größten Teil der Handlung nehmen die Vergangenheitskapitel ein. In ihnen wird vorwiegend die Geschichte der jungen Scylla und ihr Heranwachsen erzählt. Die Wandlung vom schüchternen Mädchen aus den türkisch besetzten Provinzen hin zu einer nach Perfektion strebenden Forscherin nimmt beinahe die Hälfte des Romans ein. Langsam, und nur von gelegentlichen Gegenwartskapiteln unterbrochen, beschreibt der Autor den Werdegang der jungen Frau und die Verhältnisse der damaligen Zeit. Die Handlung wird bedächtig vorangetrieben und das Handeln von Sia im Leipzig der Gegenwart wird in das richtige Licht gerückt. Schnell ist dem Leser klar, wohin die Geschichte führen wird. Doch auf den letzten einhundert Seiten führt Markus Heitz plötzlich noch einen neuen Protagonisten ein und lässt sich abermals viel Zeit dabei, sein Handeln und seine Motive in Worte zu fassen. Das eigentliche Finale des Buches wird in wenigen Seiten erzählt und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
Hier hätte konsequenter gearbeitet werden müssen: entweder das Buch stringent kürzen und Längen herausnehmen oder der Handlung noch einige Seiten spendieren und dem großen Finale ausreichend Raum geben. Die dichte Atmosphäre der ersten Hälfte des Buches wird der Leser im zweiten Teil der 704 Seiten schmerzlich vermissen.

Die Geschichte ist in sich schlüssig und es macht Spaß, das Leben von Scylla mitzuerleben. Die geschichtlichen Hintergründe werden vom Autor geschickt eingearbeitet und auch die Gegenwartserzählungen sind sehr gelungen. Man merkt, dass sich Markus Heitz in Leipzig wohlzufühlen scheint, denn im Rahmen der Handlung gibt er immer wieder Hinweise auf Sehenswertes in der Messestadt. Die Darstellungen von Gewalt werden niemandem Albträume bereiten, jedoch ist die eine oder andere Darstellung beinahe plakativ ausgefallen, sodass zart besaitete Gemüter daran Anstoß nehmen könnten.

Mit "Kinder des Judas" liefert Markus Heitz eine solide, düstere Fantasygeschichte ab. Wer die beiden Werwolf-Romane aus seiner Feder mochte, wird auch mit dem vorliegenden Buch viel Freude haben.

Ralf Strohbach



Taschenbuch | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783426662779 | Preis: 14,90 Euro | 704 Seiten | Sprache: Deutsch

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