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 Das Boot - Director´s Cut

Special Edition


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Wenn man in Deutschland von guten Filmen spricht, sind oft ausländische Filme gemeint, ob aus Hollywood, England, Frankreich oder dem Rest der Welt. Nur wenige deutsche Filme sind international hoch angesehen - die deutsche Fernsehlandschaft unterstützt diesen traurigen Fakt mit Billigproduktionen am laufenden Band.

"Das Boot" gehört zweifellos zu den Filmen, die nicht nur national, sondern auch international großes Ansehen erwarben. Das Antikriegsdrama von Wolfgang Petersen, der später bekanntlich in Hollywood Karriere machte, wurde mit zahllosen Nominierungen und Preisen geehrt. Es gibt verschiedene Versionen des Films, darunter auch eine sechsstündige Fernsehfassung. Im vorliegenden Fall wurde der Director?s Cut mit immerhin noch knapp 210 Minuten Laufzeit als Special Edition auf DVD gebracht. Es handelt sich dabei um die englische DVD-Version, was sich in einem englischen Menü und Extras auf Englisch bemerkbar macht.

Der junge Kriegsberichterstatter Leutnant Werner darf die Besatzung der U 96, eines deutschen Unterseebootes, auf große Fahrt im Atlantik begleiten. Er glaubt, ein aufregendes, realistisches Abenteuer miterleben zu dürfen, als das U-Boot ausläuft. Und zu Anfang ist es das noch. Muss sich Werner zunächst an die beklemmende Enge und die raue Kameradschaft gewöhnen, so ist es schon bald die Anspannung, wenn man auf den Feind trifft. Gefechte und die ständige Nähe des Todes zermürben die Männer.
Als die U 96 zwei Monate später wieder in einem Hafen anlegt, hat sich Werner an das Leben auf rauer See gewöhnt. Dennoch soll für ihn hier Endstation sein, ebenso für den ersten Ingenieur, dessen Frau todkrank ist. Dann aber kommen neue Befehle - und die erscheinen als reines Selbstmordkommando, bei dem die Befehlshaber den Tod der Besatzung eiskalt mit einkalkulieren ?

Schon in den ersten zehn Minuten wird die Stimmung zur Kriegszeit erschreckend realistisch eingefangen. Die Männer feiern in La Rochelle vor der Abeise hemmungslos, als müssten sie sich krampfhaft das Leben mit den schönen Seiten vergegenwärtigen. Doch nicht lange währen diese scheinbar schönen Momente, schon sind die zumeist noch sehr jungen Soldaten im U-Boot. Auch dort kann die gute Stimmung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Mannschaft ihr Leben aufs Spiel setzen wird, wenn es sein muss. Und so hält das unterschwellig Bedrohliche Einzug. Man muss sich jedoch gänzlich auf den Film einlassen können, um diese ständige Spannung zu spüren, denn das Grauen, das die Mannschaft erlebt, baut sich sehr langsam auf. Vor allem in der letzten Stunde verlangt der Film dem Zuschauer alles ab. Die Enge des Bootes, die unausweichliche Gefahr, in der sich die Mannschaft befindet, und die intensive Inszenierung erzeugen eine fast unerträgliche Spannung, der man sich nicht entziehen kann.
Getragen wird der Film von einem Schauspielensemble, das aus dem wohl besten Darstellerkreis bestand, den der deutsche Film in den 1980er Jahren zu bieten hatte. Herbert Grönemeyer als anfänglich euphorischer Kriegsberichterstatter überzeugt so selbstverständlich, dass man sich mitunter fragt, warum er zur Musik wechselte. Martin Semmelrogge, Uwe Ochsenknecht, Heinz Hönig, Jan Fedder, Ralph Richter und andere wurden zu Recht nach "Das Boot" zu bekannten Film- und Fernsehstars. Die wohl brillantesten Auftritte haben aber Jürgen Prochnow als Kapitänleutnant - im Film von seinen Männern kurz Kaleu genannt - und Klaus Wennemann, der vom Theater kam, als erster Ingenieur. Intensiv und packend spielen die beiden die einzigen erfahrenen Männer an Bord, die die junge Mannschaft führen müssen; beide haben in ihrem Leben wohl keine so exorbitante Leistung mehr zeigen können (und dürfen).

Was den Film so besonders macht, sind all die Elemente, für die "Das Boot" in Deutschland zunächst heftig kritisiert wurde. Ein deutscher Film über den Zweiten Weltkrieg, in dem es um Menschen und nicht um Soldaten geht? In dem die Deutschen ihre Schande nicht eingestehen und in dem sie nicht die Bösen sind? Ein Film, in dem man tatsächlich mit deutschen Soldaten sympathisiert, mit ihnen in einem engen Unterseeboot mitfiebert und hofft, dass sie heil zurückkehren? Undenkbar! Umso mehr Anklang fand das Antikriegsdrama im Rest der Welt. Und erst, als die Traumfabrik "Das Boot" mit immerhin sechs Oscar-Nominierungen veredelte, konnte man sich auch in Deutschland mit dem Gedanken anfreunden, einen herausragenden Film im eigenen Land geschaffen zu haben.
Dass Petersen eben nicht Gut gegen Böse darstellte, sondern Menschen in einem bereits im Endstadium befindlichen Krieg, wenn es nur noch um das nackte Überleben geht, ist wohl das Herausragendste an "Das Boot". In vielen Details wird die Antikriegshaltung wesentlich deutlicher als in anderen Filmen, die sich so nennen, und das nicht nur, weil die jungen Männer an Bord mit einer Ausnahme nicht als große Hitler-Anhänger dargestellt sind. Die desillusionierte und oft zynische Haltung des Kaleus ist nur ein weiteres Beispiel dafür. Ebenso kommt der Film ohne viel Action aus; die Spannung wird vielmehr durch das Warten auf die Schlacht erzeugt, was grandios funktioniert.

Die Extras sind für eine Special Edition mit einem Audiokommentar, dem Kinotrailer von "Das Boot" und einer Werbung für den Director?s Cut (die als Making Of verkauft wird) recht karg ausgefallen. Dafür entschädigt der interessante Audiokommentar von Petersen und Prochnow, den man auf Englisch mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln genießen kann. Ein paar Informationen sind für den deutschen Zuschauer weniger neu, etwa dass Herbert Grönemeyer nach dem Film statt der Schauspiel- lieber eine Gesangskarriere startete; insgesamt aber erfährt man viel Interessantes über den Dreh und die damit einhergehenden Anstrengungen.

Wer "Das Boot" noch nicht kennt, sollte das rasch ändern. Einer der besten deutschen Filme der Nachkriegszeit, ein fesselndes Antikriegsdrama, getragen von einem brillanten Ensemble und einer gleichwohl spannenden wie tragischen Geschichte - absolut empfehlenswert.

Tina Klinkner



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Januar 1999 | Laufzeit: 208 Minuten | Preis: 10,45 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Türkisch, Hindi, Hebräisch, Isländisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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