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 Terror

Autoren: Dan Simmons
Übersetzer: Friedrich Mader
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Man stelle sich Folgendes vor: drei Jahre eingeschlossen im Eis der Arktis. Temperaturen von bis zu minus 60 Grad unter Null. Eis und Schnee, wohin das Auge reicht ...
Unvorstellbar? Unmöglich? Mitnichten, denn just dieses alptraumhafte Szenario hatten die Besatzungen der beiden britischen Forschungsschiffe H.M.S. Erebus und H.M.S. Terror zu durchstehen. Doch war deren Überlebenswille nicht stark genug, um den unmenschlichen Gegebenheiten zu trotzen - keiner der 130 Männer überlebte. Ihr Ableben ist allerdings bis zum heutigen Tage rätselhaft geblieben. Ein Mysterium, dessen sich der amerikanische Bestseller-Autor Dan Simmons angenommen hat.

Minutiös nimmt er sich dabei (fast) jedes Besatzungsmitglied vor - angefangen von den beiden Kapitänen, James Fitzjames und Francis Crozier, hin zu den rangniedrigsten Männern - und schildert deren private Schicksale. Sehr schnell wird dem Leser klar, dass jedes davon Teil eines gewaltigen Puzzles ist, das letztlich nur in die Katastrophe führen kann. Doch nicht nur Eifersucht, Hass oder sexuelles Verlangen steuern die Expedition ins Verderben. Vielmehr stand schon ihr Auslaufen unter denkbar schlechten Vorzeichen (welche hier nicht verraten werden). Zudem hat sich den Männern eine geheimnisvolle, scheinbar unbesiegbare Kreatur an die Fersen geheftet, die nur darauf aus ist, das Ende beider Mannschaften heraufzubeschwören ...

Wer bei letztgenanntem Punkt unbewusst an den Klassiker "Das Ding aus einer anderen Welt" denken musste, liegt gar nicht mal so falsch. Und in seinem Vorwort bedankt sich Simmons auch bei den beiden Regisseuren Christian Nyby und Howard Hawks. Doch damit enden auch schon die vermeintlichen Gemeinsamkeiten. Immerhin hätte Dan Simmons seinen Ruf, ein Erzähler von Weltklasse zu sein, sicherlich nicht erhalten, hätte er sich ausschließlich bei den großen Vorbildern bedient. Stattdessen nimmt sich Simmons eines noch immer ungeklärten historischen Ereignisses an und versucht, die losen Fäden, die sich um das Schicksal der Expedition ranken, zu einem logischen beziehungsweise zufriedenstellenden Ergebnis zusammenzuführen.

Mit Erfolg.

"Terror" bezieht seine Stärke aber nicht nur aus den historisch akkuraten Fakten - und man sollte sich besser nicht den Zeitaufwand vorstellen, den Simmons für seine Recherchen in Anspruch genommen hat - oder der auf praktisch jeder Seite enthaltenen und immer stärker vortretenden Hoffungslosigkeit, sondern auch durch die einzigartige Prosa des Autors, die sich durchaus bei den Stilen der großen Schauerautoren des 19. Jahrhunderts bedient, zugleich aber immer Simmons? eigene bleibt. Nicht minder meisterhaft ist außerdem die Gabe, bei einem so komplexen und anspruchsvollen Werk zu keiner Sekunde die Übersicht zu verlieren. Auch die übernatürliche Komponente, das in der Ewigkeit der Weißen Hölle lauernde Monstrum, wurde keinesfalls in die Geschichte integriert, um weitere Schrecken zu erzeugen. Vielmehr stellt es - unbewusst - eine Verbindung zum Hier und Jetzt dar und verwandelt sich letztlich in eine Metapher voller Schmerz und bitterer Wahrheiten.

Wenn überhaupt, so sind die einzigen Mäkel an Simmons? neuestem Mammutwerk gelegentlich auftauchende Längen, doch schmälern diese keineswegs den Gesamteindruck dieses unbestreitbaren Meisterwerks, das man als Leser lange nicht vergessen können wird.

Torsten Scheib



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2007 | ISBN: 9783453029057 | Originaltitel: The Terror | Preis: 22,95 Euro | 992 Seiten | Sprache: Deutsch

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